Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
ertragen, wenn sie wie die Versuchung in Person in seinem Bett lag. Willa war vor dieser Leidenschaft nicht gefeit, und er war es auch nicht, das erkannte Raiden ganz deutlich.
    Seine Seele, das fühlte er, war plötzlich in Gefahr.

10
Westindien
Unweit der Ganges-Mündung
    Die Szene, auf die Willa schaute, nachdem seine Hoheit Lord Raiden, der Meister der Kräutertränke, es ihr gestattet hatte, an Deck kommen, glich einem Chaos. Die Renegade lag in einer Lagune vor Anker, und einige der Männer waren damit beschäftigt, Segel auszubessern oder Kisten und Fässer aus dem vorderen Schiffsrumpf heraufzuschleppen. Was aber Willas Aufmerksamkeit besonders gefangen nahm, war das Geschehen an Land. Aus zwei gewaltig großen Kesseln verteilte Balthasar ein dampfend heißes Mahl, dessen Geruch Willa als göttlich bezeichnet hätte, wenn sie einen Gedanken an Essen verschwendet hätte. Dennoch war der Duft verlockend, und die Mannschaft, einschließlich jener Männer, die von der Weston stammten, hockten im Sand oder auf umgestürzten Baumstämmen und ließen es sich schmecken. Die Seeleute von der Weston hatten sich inzwischen gewaschen und waren anständig gekleidet, und sie sahen jetzt beträchtlich gesünder aus als noch in der vergangenen Nacht. Die Freiheit, dachte Willa, hat ihren ganz eigenen Glanz.
    Ein Stück von den Männern entfernt wartete eine schwarze Kutsche mit einem Gespann grauer Pferde davor. Willa betrachtete sie verwirrt. Der Anlegeplatz, der hinter den Bäumen verborgen lag, die die Küste säumten, und die schmale Straße, die wer weiß wohin führte, machten Willa bewusst, dass Raiden ein gefährliches Leben im Verborgenen führte, immer auf der Flucht vor der Gefangennahme und vor dem Gehängtwerden. Und diese Erkenntnis löste Schuldgefühle in ihr aus. Sie hatte ihn angelogen, hatte sich, während die Tage vergangen waren, immer tiefer in ihre Schwindelei verstrickt. Und Willa befürchtete, dass ihre Lügen auf irgendeine Weise sein Leben bedrohen könnten. Sie versuchte sich einzureden, dass ihr das egal sein könne, weil er ein Dieb war, der sie ohne Skrupel dazu gezwungen hatte, sich ihm als Gegenleistung für seine Hilfe hinzugeben. Doch sie konnte nicht vergessen, was sie in der vergangenen Nacht mit angesehen hatte, als er die Männer an Bord genommen hatte. Und das, was sie jetzt sah. Raiden war ganz offensichtlich nicht das, was er zu sein schien. Nun gut, dachte Willa, zumindest nicht in einer Hinsicht.
    »Ein wunderschöner Morgen, ja, Mylady?«
    Sie wandte sich um, als Jabari näher kam. »Ja, wirklich wunderschön. Du siehst heute sehr zufrieden mit der Welt aus.« Der Junge trug eine schwarze Livree, gegen die sich der blendend weiße Turban abhob.
    »Ich habe zu essen, einen Platz zum Schlafen und ich bin hier sicher. Was brauche ich mehr?«
    »Ja, was sonst noch?«, hörte sie eine Stimme hinter sich und fuhr herum. Raiden stand auf dem Achterdeck und schaute zu ihr herunter.
    »Du meine Güte, wenn Ihr nicht der elegante Gentleman schlechthin seid«, spöttelte Willa, auch wenn ihr Herz plötzlich schneller schlug. Dunkel gekleidet sah Raiden eleganter aus als jeder Lord, dem sie begegnet war. Und das, obwohl seine Kleidung schlicht war, ohne den Satin und die Rüschen, die die Peers zu tragen pflegten. Seinen schwarzen Mantel, der ihm wie angegossen saß, schmückte ein schmaler Silbersaum, zu den rauchgrauen Hosen trug er makellose, auf Hochglanz polierte schwarze Stulpenstiefel. Die schwarzsilberne Brokatweste und das perfekt gebundene hellgraue Krawattentuch vervollständigten das Bild perfekter Eleganz, das von seiner großen Statur noch unterstrichen wurde.
    Willa hatte das Gefühl, die Luft bliebe ihr weg, und sie kam zu dem Schluss, dass es an dem engen Kleid liegen musste, dass sie trug.
    »Mylady.« Raiden deutete eine Verbeugung an und schob sich den Dreispitz unter den Arm. »Seid Ihr bereit, an Land zu gehen?«
    Willa blinzelte überrascht, dann sah sie mit großen Augen zur Kutsche hinüber. »Ihr erlaubt mir, mitzukommen?«
    »Wenn Ihr Euch benehmt.« Er setzte sich den Hut auf, kletterte die Leiter herunter und übersprang die letzten Sprossen bis zum Deck.
    »Ich verspreche, niemanden zu erschießen, wenn Ihr es auch nicht tut«, sagte sie, und eine Welle der Erwartung durchströmte sie, als Raiden näher kam. Seine Lippen verzogen sich, als er wenige Schritte vor Willa stehen blieb und sie in einer Weise von oben bis unten ansah, dass ihre Haut zu prickeln

Weitere Kostenlose Bücher