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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Augenblick in der Umklammerung, dann lösten sie sich.
    »Dann also unentschieden«, meinte Jamie und strich sich eine schweißverklebte Haarsträhne aus dem Gesicht. Er nickte lan gutmütig zu.
    »In Ordnung, Mann. Selbst wenn ich dir Befehle erteilen könnte, würde ich es niemals tun. Aber ich darf dich doch darum bitten, nicht wahr? Wirst du mit mir kommen?« lan strich sich über den schweißnassen Hals. Sein Blick wanderte durch den Raum und ruhte einen Augenblick auf Jenny. Ihr Gesicht war nicht blasser als sonst, aber ich sah, wie ihre Halsschlagader heftig pulsierte. lan blickte sie aufmerksam an, während er die Ärmel seines Hemdes behutsam wieder herunterrollte.
    Er rieb sich nachdenklich das Kinn, wandte sich dann Jamie zu und schüttelte den Kopf.
    »Nein, mein Lieber«, sagte er leise. »Du brauchst mich hier, und hier werde ich bleiben.« Er sah Jenny an, die Katherine auf dem Arm hielt, und die kleine Maggie, die sich mit ihren schmutzigen Händchen an Jennys Rock klammerte. Und mich. Sein breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ich bleibe hier«, wiederholte er, »und schütze deine schwache Seite.«
     
    »Jamie?«
    »Aye?« Die Antwort kam prompt; ich wußte, daß er nicht schlief, obwohl er so reglos dalag wie die Steinfigur auf einer Grabplatte. Das Zimmer war mondhell erleuchtet, und ich konnte sein Gesicht deutlich erkennen, wenn ich mich aufstützte; er starrte zur Decke, als könnte er in den von Mond und Sternen erleuchteten Himmel hinausblicken.
    »Du willst mich doch wohl nicht hierlassen?« Ich hätte nicht gefragt, wäre da nicht diese Szene mit lan gewesen. Da nun feststand, daß lan bleiben würde, hatte sich Jamie mit ihm zusammengesetzt, um die nötigen Anordnungen zu treffen - und auszuwählen,
wer in Begleitung des Gutsherrn dem Prinzen zu Hilfe kommen und wer dableiben sollte, um sich um die Tiere und den Hof von Lallybroch zu kümmern.
    Ich wußte, daß ihm diese Entscheidungen schwergefallen waren, obwohl Jamie es nach außen hin nicht zeigte. Ruhig besprach er mit lan, ob man Ross, den Schmied, in Lallybroch entbehren könne, und kam zu dem Entschluß, man könne, allerdings mußten die Pflugscharen, die im Frühjahr benötigt wurden, vor der Abreise noch in Ordnung gebracht werden. Joseph Fraser Kirby, entschied Jamie, müsse jedoch daheimbleiben, da er die wichtigste Stütze nicht nur seiner Familie, sondern auch seiner verwitweten Schwester war. Der neunjährige Brendan war der älteste Sohn der beiden Familien und noch zu klein, um an seines Vaters Stelle treten zu können, sollte Joseph nicht mehr nach Hause zurückkehren.
    Es waren schwierige Entscheidungen, und eine genaue Planung war erforderlich. Wie viele Männer sollten gehen, damit sie den Kampf überhaupt beeinflussen konnten? Denn Jenny hatte recht, Jamie hatte keine andere Wahl - er mußte Charles Stuart helfen, den Sieg zu erringen. Und zu dem Zweck brauchte er so viele Männer und Waffen wie möglich.
    Auf der anderen Seite aber stand ich - mein entsetzliches Wissen -und zugleich mein Mangel an Wissen. Wir hatten verhindert, daß Charles Stuart genügend Geld zur Finanzierung seiner Rebellion auftrieb, und dennoch war es Bonnie Prince Charles - leichtsinnig und schwach, aber eisern entschlossen, sein Erbe einzufordern - gelungen, die Clans von Glenfinnan um sich zu sammeln. Durch einen weiteren Brief Jareds hatten wir erfahren, daß Charles inzwischen mit zwei kleinen Fregatten den Kanal überquert hatte. Ein gewisser Antoine Walsh hatte ihm die Schiffe beschafft, ein ehemaliger Sklavenhändler, der eine Gelegenheit witterte. Offensichtlich erachtete er Charles’ Abenteuer für weniger riskant als eine Sklavenexpedition. Die eine Fregatte war von den Engländern abgefangen worden, die andere mit Charles an Bord war sicher auf der Insel Eriskay gelandet.
    Charles war mit nur sieben Begleitern eingetroffen, darunter Aeneas MacDonald, der Inhaber einer kleinen Bank. Da er nicht in der Lage war, das gesamte Unternehmen zu finanzieren, hatte MacDonald lediglich Geld zum Kauf von Schwertern zur Verfügung gestellt - das war alles an Waffen, was Charles besaß. In
Jareds Brief kam zugleich Bewunderung und Entsetzen zum Ausdruck angesichts der Leichtsinnigkeit des gesamten Unternehmens. Doch als loyaler Jakobit bemühte er sich nach Kräften, seine Zweifel zu zerstreuen.
    Und bisher hatte der Erfolg Charles ja auch recht gegeben. Gerüchtehalber erfuhren wir, daß er auf Eriskay gelandet war, nach Glenfinnan

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