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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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übergesetzt hatte und dort - ausgerüstet mit nicht mehr als ein paar großen Fässern Weinbrand - darauf wartete, daß die Clans seinem Aufruf folgten. Und nach einigen nervenzermürbenden Stunden waren dreihundert Mann des Cameron-Clans die steilen grünen Hügel hinuntergekommen - angeführt nicht von ihrem Oberhaupt, das fern der Heimat weilte, sondern von dessen Schwester Jenny.
    Die Camerons waren die ersten gewesen, doch bald hatten sich andere angeschlossen, wie der Bündnisvertrag zeigte.
    Wenn Charles aber trotz aller Anstrengungen scheitern sollte - wie viele Männer aus Lallybroch durften verschont werden, wie viele konnten zu Hause bleiben, um zu retten, was zu retten war?
    lan selbst war in Sicherheit; das stand fest, und es war ein Trost für Jamies gequälte Seele. Doch die anderen - jene sechzig Familien, die zu Lallybroch gehörten? Die Entscheidung, wer ging und wer blieb, kam in gewisser Weise der Suche nach Opfern gleich, die zur Schlachtbank geführt werden sollten. Ich hatte bereits Gelegenheit gehabt, andere Kommandanten zu beobachten - Männer, die der Krieg zwang, solche Entscheidungen zu fällen -, und ich wußte, was es sie kostete.
    Jamie hatte seine Wahl getroffen, doch an zwei Grundprinzipien hatte er festgehalten: keine Frauen sollten die Truppen begleiten und keine Burschen unter achtzehn Jahren. lan war darüber etwas erstaunt gewesen; während die meisten Frauen mit kleinen Kindern zu Hause blieben, war es in den Highlands durchaus nicht ungewöhnlich, daß die Frauen ihren Männern in die Schlacht folgten, für sie kochten, sie versorgten und mit ihnen die Verpflegung teilten. Und die jungen Burschen, die sich bereits mit vierzehn als Männer betrachteten, fühlten sich gewiß tief gedemütigt, wenn man sie nicht für voll nahm. Doch Jamie hatte seine Anweisungen in einem Ton kundgetan, der keinen Widerspruch duldete, und nach kurzem Zögern hatte lan nur genickt und sie aufgeschrieben.
    Ich hatte ihn in Anwesenheit von Jenny und lan nicht fragen
wollen, ob sein Verbot auch für mich gelten sollte. Aber ob es nun galt oder nicht, ich war fest entschlossen, mit ihm zu gehen.
    »Dich zurücklassen?« entgegnete er nun, und ich sah, wie er den Mund zu einem leichten Grinsen verzog. »Hätte ich denn eine Chance, das durchzusetzen?«
    »Nein«, erwiderte ich und schmiegte mich erleichtert an ihn. »Natürlich nicht. Aber ich dachte, du würdest es in Erwägung ziehen.«
    Er schnaubte kurz und drückte meinen Kopf an seine Schulter. »Das habe ich auch. Ich dachte, am besten wäre es, dich am Treppengeländer anzuketten. Anders könnte ich dich ja wohl kaum zurückhalten.« Heftig schüttelte er den Kopf. »Nein, ich muß dich mitnehmen, Sassenach, ob ich will oder nicht. Du weißt Dinge, die unterwegs von Nutzen sein können - auch wenn sie im Augenblick unbedeutend erscheinen. Und außerdem bist du eine Heilerin, wie man selten eine findet, Sassenach - ich kann doch den Männern deine Fähigkeiten nicht vorenthalten. Wir werden dich brauchen.«
    Er tätschelte meine Schulter und seufzte. »Ich würde weiß Gott was dafür geben, mo duinne, wenn ich dich hier zurücklassen könnte, aber es geht nicht. Du wirst also mitkommen - du und Fergus.«
    »Fergus?« Ich war erstaunt. »Ich dachte, du willst keinen der jungen Burschen mitnehmen.«
    Er seufzte wieder. »Bei Fergus ist es anders. Die anderen Burschen - die nehme ich, deshalb nicht mit, weil sie hierhergehören. Wenn alles schiefgeht, müssen sie dafür sorgen, daß ihre Familien nicht verhungern, sie müssen die Felder bestellen und für die Tiere sorgen. Sie werden sehr schnell erwachsen werden müssen, wenn dieser Fall eintritt, aber sie werden dann wenigstens hier sein, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Aber Fergus... er gehört nicht hierher, Sassenach. Auch nicht nach Frankreich, sonst hätte ich ihn dorthin zurückgeschickt. Aber dort ist er auch nicht daheim.«
    »Sein Platz ist bei dir«, erwiderte ich sanft. »Wie auch mein Platz bei dir ist.«
    Er schwieg lange, dann drückte er mich behutsam an sich.
    »Aye, das stimmt«, erwiderte er leise. »Schlaf jetzt, mo duinne , es ist schon spät.«

    Das gereizte Wimmern riß mich nun schon zum drittenmal aus dem Schlaf. Die kleine Katherine bekam Zähnchen und scherte sich nicht darum, daß sie das ganze Haus aufweckte. Von unten hörte ich lans schläfriges Gemurmel und Jennys ergebenes Flüstern, als sie aufstand, um die Kleine zu beruhigen.
    Dann hörte ich weiche, schwere

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