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Die gepluenderte Republik

Titel: Die gepluenderte Republik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Wieczorek
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letztlich ehrlicher und richtiger als unbewiesene Behauptungen über den »Gutmenschen« Manager oder Politiker. Und auch die kleinen Leute verfolgen ja eigennützige Interessen.
    Nur sind Eigennutz und geldbezogene Habsucht verschiedene Dinge. Eine reiche Tante zahlt natürlich auch aus Eigennutz die Operation der Nichte: sie profitiert persönlich emotional davon, dass ihre Familie glücklich ist. Ist die Tante aber raffgierig, dann lässt sie die Nichte lieber sterben – und investiert in Medizin-Aktien. Schließlich wird ja nach der neoliberalen Theorie durch Tantchens Profitmaximierung sogar die ganze Gesellschaft bessergestellt, und der Tod der Nichte war deren Solidarbeitrag. 10
    Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
    Albert Einstein
    Die Quintessenz: Das Profitstreben – die »Gier« – gehört zum Wesen des Kapitals, der Manager und vieler anderer mehr; und es ist ja gerade Aufgabe der Politik, dem einen Riegel vorzuschieben und es in »geordnete Bahnen« zu lenken.
2. Grundübel Spekulation?
     
    Die Eliteeinheit der Gierigen sind die Spekulanten. Hier handelt es sich um besonders schwarze Schafe, ohne die der schöne Kapitalismus angeblich krisenfrei und zu aller Wohlstand funktionieren würde. Und auch hier überschlägt sich die veröffentlichte Meinung in Sachen Wortradikalismus:
»Rohstoffe: Soros ätzt gegen Spekulanten« –
manager magazin
am 2. Juni 2008.
»Spekulanten verschärfen Reis-Krise« –
Stern
am 22. April 2008.
»Die Verantwortung der Spekulanten für teures Öl und Hunger in der Welt« –
Wirtschaftswoche
am 20. Juni 2008.
»Spekulanten: Ekstasen der Geldverbrennung« –
Stuttgarter Zeitung
am 9. Juli 2009. 11
»Kein Sozialismus für Spekulanten« –
Berliner Zeitung
am 26. September 2008.
    Natürlich hat sich seit dem 19. Jahrhundert mit dem Kapitalismus auch die Spekulation verändert. Dennoch lohnt ein Blickauf einen Artikel, den Karl Marx am 15. Dezember 1857 zur englischen Handelskrise in der
New York Daily Tribune
geschrieben hat: 12
     
    »Wenn die Spekulation gegen Ende einer bestimmten Handelsperiode als unmittelbarer Vorläufer des Zusammenbruchs auftritt, sollte man nicht vergessen, dass die Spekulation selbst in den vorausgehenden Phasen der Periode erzeugt worden ist und daher selbst ein Resultat und eine Erscheinung und nicht den letzten Grund und das Wesen darstellt. Die politischen Ökonomen, die vorgeben, die regelmäßigen Zuckungen von Industrie und Handel durch die Spekulation zu erklären, ähneln der jetzt ausgestorbenen Schule von Naturphilosophen, die das Fieber als den wahren Grund aller Krankheiten ansahen.« 13
     
3. Was die Krise verschärft hat
     
Betrug, Insiderhandel, Untreue
    Krumme Dinger scheinen zu unseren Banken zu gehören wie Jürgen Drews zum Ballermann. Bezeichnenderweise tun sich dabei gerade jene Geldinstitute hervor, die irrwitzige staatliche Subventionen erhalten.
»Hypo Real Estate: Staatsanwälte ermitteln wegen Insider-Geschäften«, meldet
Spiegel Online
am 27. Dezember 2008. Mehrere HRE-Manager oder deren Familienangehörige und Freunde sollen noch vor der ersten Alarmmeldung des Konzerns am 15. Januar 2008 im großen Stil HRE-Aktien abgestoßen haben. Außerdem untersuche die Staatsanwaltschaft, ob die Führung die Lage des Konzerns auch später »bewusstunrichtig dargestellt« und ihre »Vermögensbetreuungspflicht verletzt« habe.
»HSH-Nordbank: Ermittlungsverfahren wegen Untreue-Verdacht«, berichtet
stern.de
am 7. April 2009. Der Vorstand einer Kapitalgesellschaft habe die Pflicht, das Vermögen der Aktionäre »wie ein sorgfältiger und gewissenhafter Kaufmann zu betreuen«, heißt es in der entsprechenden Anzeige eines Hamburger Rechtsanwalts. Außerdem müsse die Führungsspitze bedenken, dass bei einer Insolvenz »letztlich der Steuerzahler für die Verluste der Bank einzustehen hat«. Daher habe der Vorstand risikobehaftete und noch dazu spekulative Geschäfte von vornherein gar nicht machen dürfen.
»WestLB: Verdacht auf Manipulationen im großen Stil«, heißt es am 11. April 2007 in
Spiegel Online
. Aktienhändler der Bank sollen jahrelang die Schlusskurse von Vorzugsaktien manipuliert haben. Händler hätten damit – nur auf dem Papier – hohe Gewinne im Eigenhandel der Bank erzielt und ihre Bonuszahlungen gesichert. Die WestLB erstattet Strafanzeige wegen »Regelverstößen im Eigenhandel«. Betroffen waren die Aktien von VW, Metro und BMW. Auch

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