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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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das Schlimmste abwenden.
    Es handelte sich um elf junge Männer, die müde und zornig von einer Fehde zurückkehrten, bei der sie in die Flucht geschlagen worden waren und keine Beute gemacht hatten. Von »Gerbod« aufgefordert, berichteten sie, während sie sich betranken, ausführlich von ihrem Missgeschick. Und dabei erzählten sie auch, dass zu ihren Gegnern im letzten Augenblick Verstärkung gestoßen war: ein wilder Haufen Cherusker, sieben Männer, die sich auf das Waffenhandwerk verstanden. Und sie beschrieben den Riesenkerl mit einem Auge und seinen rothaarigen Gefährten, die wie auch die anderen grausam gewütet und gleich mehrere Gegner, Freunde der Entkommenen, niedergemacht hatten. Helme und Kappen hätten die Kerle getragen, doch in der Hitze des Kampfes habe man sehen können, dass einige an den Ohren gebrandmarkt waren. Gegen diese »Sklavenbande«, wie sie sie nannten, hätten sie nicht bestehen können.
    Als sie das hörte, konnte Nelda nur mühsam den Gleichmut und die Kaltblütigkeit bewahren, die ihre Verkleidung ihr aufzwangen. Sie hatte die Spur gefunden, nach der sie suchte! Es wurde Nacht und während sich der Händler, dem sie einen weiteren Krug Wein abschwatzte, maulend auf einem seiner Wagen zur Ruhe bettete, blieb sie mit ihren neuen Bekannten am Feuer sitzen, um noch mehr aus ihnen herauszubekommen. Sie erfuhr, dass die elf jungen Männer ihren Gefolgsherrn, einen Stammesführer der Chatten, der sich mit ihnen einem Kriegszug mehrerer vereinigter Stämme anschließen wollte, vor etwa einem Monat verloren hatten. Sie waren schon unterwegs zum Albis gewesen, als ihnen ein anderer Chattenhäuptling mit einer überlegenen Streitmacht entgegengetreten war. Er hatte ihnen erklärt, dass ihr Stamm das Bündnis verlassen habe und ihnen befohlen, sich ihm anzuschließen. Es war zum Streit und schließlich zum Kampf gekommen, ihr Gefolgsherr war getötet, ihr Haufen versprengt worden. Nach und nach hatten sich die Elf, von denen einige zu anderen Stämmen gehörten, zusammengefunden. Sie zogen seitdem ziellos im Lande umher, hatten keine Lust, wieder sesshaft zu werden, und boten jedem Waffenhilfe an, der sie brauchen konnte.
    »Und warum zieht ihr nicht dorthin, wohin ihr ursprünglich wolltet?«, fragte Nelda, die, fröstelnd in ihren Mantel gehüllt, noch immer hellwach war.
    »Wir versuchten es, aber es wurde nichts draus«, sagte der langbärtige, spitznasige junge Chatte, der die meiste Zeit redete und den die anderen Ukro oder Ukromar nannten. Er besaß als Einziger ein Schwert und schien der Anführer des Trupps zu sein.
    »Warum wurde nichts draus?«
    »Wo man sich nicht gut auskennt, kommt man schwer durch. Überall Wälder, überall Sümpfe, überall Feinde.«
    »Was ist das für ein Bündnis, dem ihr euch anschließen wolltet?«
    »Genau weiß ich es nicht. Ich glaube, Cherusker, Langobarden, Semnonen.«
    »Und wer ist der Anführer?«
    »Wer soll das schon sein? Der Heerführer. Der Sieger über die Römer und Marbod. Arminius!«
    »Ihr wolltet zu Arminius?«, rief Nelda und erschrak im nächsten Augenblick, weil ihre Stimme bei diesem Ausruf in eine schrille Höhe geschnellt war. Ukro und einige andere merkten auf, doch da sie betrunken und schon schläfrig waren, wurden sie nicht misstrauisch.
    Sie räusperte sich und sprach ruhig, ihre Erregung bezwingend, weiter.
    »Zu Arminius wolltet ihr also. Soll ich euch etwas verraten? Auch ich bin zu ihm unterwegs! Warum? Er ist in Gefahr. Die Cherusker, die ihr eine ›Sklavenbande‹ genannt habt, sind ebenfalls auf dem Wege zu ihm. Sie haben den Auftrag, ihn zu töten.«
    Die jungen Männer, deren Köpfe schon herabsanken, wurden bei dieser Mitteilung noch einmal wach.
    »Sie haben den Auftrag, den Heerführer zu töten?«, fragte Ukro. »Woher weißt du das?«
    »Ich kenne sie. Dass ich selbst Cherusker bin, sagte ich euch schon. Ich wurde von den Römern gefangen genommen, genauso wie sie. Gemeinsam gingen wir vor dem Wagen des Triumphators Germanicus. Aber ich habe sie auch schon vorher gekannt. Wir kamen als Sklaven zu verschiedenen Herren und verloren uns aus den Augen. Vor einem Monat konnte ich fliehen, schlug mich bis nach Mogontiacum durch. Ich streifte im Hafen umher und suchte Leute, die über den Rhenus wollten und denen ich mich anschließen konnte. Da sah ich diese Männer – den Einäugigen, den Rotschopf –, ich erkannte sie sofort. Sie heißen Hauk und Segithank. Im Gedränge des Hafens konnte ich mich ihnen nähern

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