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Die Gesänge Des Eisplaneten

Die Gesänge Des Eisplaneten

Titel: Die Gesänge Des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
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Schiff zu ziehen oder mitanzusehen, wie sie in verschiedensten Aufträgen kam und ging, während er selbst vor einem Unterrichtscomputer saß. An vielen Orten, an die seine Mami versetzt wurde, gab es keine Gleichaltrigen, und nur selten begegnete er einem Erwachsenen, der sich mit dem Kind anderer Leute befassen wollte. Die letzten paar Stationen hatte er damit begonnen, sich mit einigen der jüngeren Korpssoldaten anzufreunden, hatte ihren beiläufigen Unterhaltungen gelauscht und die Härte bewundert, mit der sie mit sich selbst umgingen, doch war ihm dabei stets bewußt geblieben, daß er nicht wirklich zu ihnen gehörte; und damit er das auch ja nicht vergaß, ließ seine Mutter keinen Zweifel an ihrer Mißbilligung seiner Kameradenauswahl aufkommen. Und kaum hatte man angefangen, ihn ein wenig zu akzeptieren, kaum hatte er ein paar Freunde gewonnen, wurden sie schon wieder versetzt.
    Schließlich hatte er sich der Fähigkeiten besonnen, die er bereits als kleines Kind entwickelt hatte, nämlich eine lebhafte Phantasie und seine rasche Auffassungsgabe. Er brauchte eigentlich keine richtigen Freunde. Seine Mami und sein Papi waren hochintelligente, selbstgenügsame Leute, und das galt auch für ihn. Alles, was er brauchte, war Zugang zu einem Computer; er konnte sich sowohl unterhalten als auch weiterbilden. Er hatte ein Talent für Sprachen, schon als kleiner Junge hatte er Spanisch und Englisch gelernt, und er genoß es, echte alte Hardcopy-Geschichten in beiden Sprachen zu lesen, wenn niemand da war, mit dem er sich befassen mochte, und so kam er schon über die Runden.
    Ungefähr einmal pro Kalenderjahr besuchte er seinen Papi und Steve, und das war ganz in Ordnung. Er liebte seinen Papi wirklich, auch wenn der immer ein bißchen perfektionistisch und ernst war, außer in Gegenwart von Steve. Steve schaffte es, ihn aufzulockern, so daß er sich entspannte und ein wenig lachte. Steve fand immer hübsche Dinge, die er mit ihnen teilen konnte. Von ihm hatte Diego sein erstes Hardcopy-Buch – eine spanische Ausgabe des Don Quixote
    –, das er Diego zum neunten Geburtstag geschenkt hatte.
    »Achte besonders auf Sancho Pansa und Dulcinea«, hatte er Diego aufgezogen. »Ich habe ein bißchen von beiden.« Und dann hatte er sich in eine Flamenco-Positur geworfen.
    Kein Wunder, daß Papi und Mami nicht miteinander zurechtgekommen waren. Selbst wenn Papi nicht die Entdeckung gemacht hätte, daß er schwul war, waren sich die beiden doch viel zu ähnlich, beide so gelehrt und ernst. Deshalb machte Diego auch Papis und Steves Lebensarrangement nicht allzuviel aus; er war nur noch nie auf den Gedanken gekommen, daß er eines Tages dauerhaft mit ihnen zusammenleben würde.
    Mittlerweile hatte Diego begonnen, sich daran zu gewöhnen – und er hatte sogar in Erfahrung gebracht, daß sein Papi ihn eigentlich die ganze Zeit hatte haben wollen, daß er aber auf der Liste immer nur an zweiter Stelle gestanden hatte, weil seine sexuelle Orientierung in den Augen der Firmenleitung weniger wünschenswert erschienen war als Mamis, wenn es um die Vergabe des Sorgerechts ging. Diego verstand nicht, was das für einen Unterschied machen sollte. Niemand versuchte ihm Vorschriften zu machen, für welches Ufer er sich entscheiden sollte, falls er überhaupt zu einer derartigen Entscheidung bereit gewesen wäre. Bisher war er noch niemandem begegnet, der in ihm das Verlangen geweckt hätte, die in seinen Handbüchern und Texten beschriebenen Prozeduren tatsächlich umzusetzen.
    Und so hatte er sich also gerade an seine neue Situation gewöhnt und sich darin gefügt, als Steve von irgendeiner Viruserkrankung niedergestreckt wurde, unmittelbar bevor Papi seinen Auftrag ausführen sollte, auf Petaybee irgend etwas zu untersuchen. Das war dann auch die Gelegenheit gewesen, da Papi auf den brillanten Gedanken gekommen war, Diego statt Steve als Assistenten mitzunehmen, damit er ›seinen Horizont erweitern‹ könne.
    Tatsächlich hatte er noch nie einen Horizont gesehen, da er ja schließlich darin lebte. Als er jedoch darauf hingewiesen hatte, hatte Steve ihn angeknurrt, er solle nicht Klugscheißer mimen und neuen Erfahrungen doch eine Chance geben. Also war er mitgekommen, und zu seiner Überraschung war die Landschaft Petaybees viel offener und weiter als der… Weltraum!
    Doch wo es im All schwarz war, war Petaybee blau und weiß, selbst wenn es dunkel wurde, was schon während ihrer Fahrt vom Raumhafen in das armselige Städtchen

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