Die Gesänge Des Eisplaneten
Himmel tänzelte und sich sternenbestickt krümmte. Der Rauch aus ihrem Schornstein duftete herrlich. Maud winselte und steckte ihre lange Schnauze in Bunnys Tasche. Die Hunde waren besser an Bunny gewöhnt, die genügend Zeit für sie hatte und sie meistens fütterte und mit ihnen arbeitete, als an Charlie, dem sie eigentlich gehörten. Bunny tätschelte Maud gedankenverloren. Auch wenn ihr Herd dem Nachtfrost ein Stück zuvorgekommen war, würde sie ohne ihre Flickendecke heute nacht die Hunde als Wärmespender brauchen. Sie würde sie hereinlassen, damit sie sich am Feuer aufwärmen konnten, während sie ihr Abendessen zu sich nahm.
Die großen roten Hunde mit ihrem dichten, weichen Fell beanspruchten den größten Teil des Fußbodens in dem kleinen Schuppen. Der Raum enthielt ihre Pritsche, ein seltenes Stück, das man aus einem der abgetakelten Schiffe der Raumstation herausgeschnitten hatte, ferner eine wacklige Tischplatte, die so an der Wand angebracht war, daß Bunny sich zum Essen auf die Pritsche setzen konnte; dazu kamen noch der Herd und die Regale, die sie sich aus alten Lagerkisten zusammengezimmert hatte, um ihre wenigen Habseligkeiten aufzubewahren. Sie besaß die drei von ihren Eltern zurückgelassenen Bücher, einen Satz Werkzeuge – ein Geschenk ihres Onkels zur Lizenzvergabe – sowie eine Sammlung aus Muscheln, Steinen und pilzförmigen Baumgeschwüren; dazu gebrauchte Kleidung von den Cousins und ein wenig Ausrüstung. Auf dem Tisch stand eine Kerze aus Stutenbutter; die strahlte ein ziemlich helles Licht ab, auch wenn sie nicht besonders gut duftete. Ihr Schuppen war aus Stein gebaut, den es auf Petaybee im Überfluß gab. Sie hatte ihn zwei Tauperioden zuvor mit Schlamm getüncht und mit etwas Plast verstärkt, das ihr Cousin Simon für sie auf der Raumstation gemopst hatte, als er dem Korps beigetreten war – kurz vor seiner Ausschiffung. Mit dem Plast hatte man ursprünglich die Blase um den Raumbasisgarten präpariert, und es bewährte sich sehr gut in der Kälte, wurde niemals rissig und schrumpfte auch nicht zusammen.
Plötzlich fiel etwas neben Bunny auf die Tischplatte und miaute sie an. Sie griff hinunter und streichelte eine von Tante Clodaghs Katzen, obwohl sie nicht feststellen konnte, um welche es sich handelte, da so viele Katzen in Kilcoole rote Tiger waren. Die Katze scharrte an der Tür, und Bunny folgte ihr lächelnd, während sie auf sie einredete.
»Also hat Clodagh schon von meiner Passagierin erfahren und dich hier zurückgelassen, um mich zur Berichterstattung zu zitieren? Mach ich gerne, Katze, solange dabei ein Happen für mich abfällt.«
Die Hunde im Schuppen hatten die Katze ignoriert, und die anderen auf dem Hof bellten sie auch nicht an, als sie Bunny zwischen den Hütten vorauslief. Kein Hund bellte jemals wegen einer von Clodaghs Katzen. Sie liefen überallhin, wo es ihnen paßte, und wußten, wo alles war und was jedermann tat – genau wie Clodagh selbst.
2. KAPITEL
Der offizielle Führer – nur ein Oberleutnant, wie Yana bemerkte –
erhob sich, als sie den Raum betrat.
»Majorin Maddock«, sagte er mit militärischem Gruß und blitzte sie mit einem durchaus forschen Lächeln an.
»Oberleutnant Charles Demintieff, Erster Verbindungsoffizier von Petaybee, stets zu Diensten, Dama.«
»Rühren, Oberleutnant«, sagte sie. »Schließlich habe ich Ihnen Meldung zu machen, und nicht umgekehrt.«
»Jawohl. Es ist nur so, daß ich Ihre Akte gelesen habe, und hier draußen bekommen wir nun einmal so selten echte Helden zu Gesicht.«
»Die meisten Helden bekommt ohnehin niemand mehr zu Gesicht«, erwiderte sie.
Er lachte, als hätte sie einen guten Witz von sich gegeben. »Dann haben wir ja noch mehr Glück, Sie bei uns zu haben, Majorin. Oberst Giancarlo von der Raumstation ist heute morgen per Schnokel hereingekommen, um Sie persönlich willkommen zu heißen.
Nachdem Sie mit ihm geplaudert haben, kümmern wir uns um die Routineangelegenheiten.«
Als sie ins Nebenzimmer trat, empfand Yana das gleiche Unbehagen, als betrete sie die Kommandobrücke eines in Feindeshand befindlichen Schiffes. Wenn der große Zampano der Raumbasis schon unbedingt mit ihr reden wollte, warum hatte er es dann nicht gleich bei der Abfertigung getan und sich die lange, kalte Fahrt erspart?
Im Gegensatz zu dem Oberleutnant schien der Oberst nicht allzu glücklich zu sein, sie zu sehen. Er trug Abzeichen, mit denen sie es in ihrer Karriere nur selten zu tun gehabt hatte:
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