Die Geschichte der Deutschen
Weltgeschichte sichtbar werden. Das Schlagwort von der Einen Welt hat ein neues Gewicht erhalten. Handel und Industrie, Finanzpolitik und Börsenspekulationen haben nicht nur zu einer Globalisierung der Wirtschaft, sondern auch zu der Globalisierung der Krise geführt. Die wichtigste Aufgabe der Politik wird es zweifellos werden, die Herrschaft der Ökonomie zu brechen. Sie ist es ja letztlich auch, die zu Kriegen und Zerstörungen führt, um Öl- oder sonstige Handelsinteressen zu sichern. Hinter dem Konflikt mit dem Islam, der am Anfang des 21. Jahrhunderts die Staaten bewegt, stehen nicht in erster Linie religiöse, sondern wirtschaftliche Machtkämpfe. Gesellschaften aber, die nur noch von den Bilanzgewinnen der internationalen Konzerne abhängig sind, fallen wieder in die Unmündigkeit vordemokratischer Zeiten zurück. Hier wird sich auch die Zukunft des kapitalistischen Systems entscheiden. Kann es jungen Menschen keine wirtschaftlichen und keine moralischen Perspektiven bieten, leistet es keine Beiträge zur Befriedung der Welt, dann ist der Kapitalismus ebenso zum Untergang verurteilt, wie der gescheiterte Sozialismus unseligen Angedenkens.
Wir wissen es: Aus der Geschichte zu lernen, ist eine schwierige Sache. Jede Zeit stellt ihre Forderungen. Alles ist immer offen. Die Menschen entscheiden über ihr Schicksal und nicht irgendwelche anonymen Mächte. Die Deutschen haben über viele Jahrhunderte hinweg nicht ohne Selbstmitleid alle Krisen und Kriege, Niederlagen und Demütigungen auf die »anderen« geschoben. Im letzten halben Jahrhundert nahmen die Westdeutschen, nicht ohne Hilfe kluger Siegermächte, ihr Schicksal selbst in die Hand. Die Bürger im Osten, deren Weg nach 1945 erheblich schwieriger war, machten die einzige erfolgreiche Revolution der Deutschen. Darauf können wir stolz sein und nicht auf so abstrakte, pathetische und letztlich inhaltsleere Begriffe wie »die Nation«. Frieden hat es in Europa erst gegeben, als die nationale Engstirnigkeit überwunden war. Wo das nicht geschah, starben wieder Menschen im Krieg – zum Beispiel im ehemaligen Jugoslawien. Die deutschen Beiträge zu einem gemeinsamen Europa sind beachtlich gewesen. Es waren Schritte, die auch ihre Republik stabilisiert haben. Aber um den Erhalt der Demokratie müssen die Bürger immer kämpfen. Das gilt für jede Generation.
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|292| Literatur
Wer sich weiter mit der Geschichte Deutschlands beschäftigen will, findet eine Fülle guter Standardwerke und Biografien. Einige Titel, die auch bei der Arbeit an diesem Buch benutzt wurden, sind im Folgenden aufgeführt:
Becher, Matthias: Karl der Große, München 2002
Benz, Wolfgang: Die Bundesrepublik Deutschland (in 3 Bänden), Frankfurt am Main 1983
Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches, München 2000
Benz, Wolfgang: Was ist Antisemitismus?, Frankfurt am Main 2004
Blickle, Peter: Der Bauernkrieg, München 1998
Craig, Gordon A.: Deutsche Geschichte 1866–1945, München 1980
Demandt, Alexander: Die Kelten, München 2002
Ebert, Klaus: Thomas Müntzer. Von Eigensinn und Widerspruch, Frankfurt am Main 1987
Fest, Joachim: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli, Berlin 1994
Frank, Anne: Tagebuch, Frankfurt am Main 2004
Friedenthal, Richard: Luther. Sein Leben und seine Zeit, München 1967
Gutsche, Willibald: Ein Kaiser im Exil. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. in Holland. Eine kritische Biographie, Marburg 1991
Herre, Franz: Wilhelm I. Der letzte Preuße, München 1983
Hilberg, Raul: Die Vernichtung der europäischen Juden (in 3 Bänden), Frankfurt am Main 1990
Keller, Hagen: Die Ottonen, München 2001
Kershaw, Ian: Hitler, Band 1 Stuttgart 1998
Kershaw, Ian: Hitler, Band 2 Stuttgart 2000
Kunisch, Johannes: Friedrich der Große. Der König und seine Zeit, München 2004
Laschitza, Annelies: Im Lebensrausch, trotz alledem. Rosa Luxemburg, Berlin 1996
Laudage, Johannes: Otto der Große, Darmstadt 2001
Laudage, Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten, Darmstadt 1999
Mann, Golo: Wallenstein, Frankfurt am Main 1971
Merseburger, Peter: Willy Brandt. Visionär und Realist, Stuttgart 2002
Möller, H./Lutz, H./Stürmer, M./Schulze, H./Thamer, H.-U./Birke, A. M.: Die Deutschen und ihre Nation, 1763–1961 (in 6 Bänden), Berlin 1981–1989
|293| Mommsen, Wolfgang J.: 1848. Die ungewollte Revolution, Frankfurt am Main 1998
Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1800–1933 (in 3 Bänden), München 1983– 1992
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