Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
des Schattengebirges entsprang. Sador, der alte, verkrüppelte Diener Húrins und Morwens, diente dort als Soldat, wie er Túrin erzählte (S. 44). Nach Fingolfins Tod im Zweikampf mit Morgoth wurde Fingon Hoher König der Noldor an seiner Statt. Túrin sah ihn einmal, als er »mit vielen seiner Fürsten durch Dor-lómin geritten war und sie die Brücke über den Nen Lalaith passiert hatten, schimmernd in Silber und Weiß« (S. 42).
Der zweite Sohn Fingolfins war Turgon. Nach der Rückkehr der Noldor wohnte er zuerst in einem Haus namens Vinyamar am Meer in Nevrast, einem Landstrich westlich von Dor-lómin. Doch er erbaute im Geheimen östlich des Flusses Sirion die verborgene Stadt Gondolin, die sich in derMitte einer Ebene namens Tumladen, rings umschlossen von den Ketten der Umzingelnden Berge, auf einem Hügel erhob. Als Gondolin nach vielen Jahren mühevoller Arbeit vollendet war, zog Turgon von Vinyamar fort und nahm mitsamt seinem Volk, zu dem neben Noldor auch Sindar gehörten, seinen Wohnsitz in Gondolin. Diese wundersame Zuflucht der Elben wurde jahrhundertelang geheim gehalten. Ihr einziger Zugang war so gut wie unauffindbar und schwer bewacht, so dass kein Fremder hineingelangen konnte, und Morgoth gelang es nicht, ihn zu entdecken. Erst in der Schlacht der Ungezählten Tränen, mehr als dreihundertfünfzig Jahre nach dem Abzug aus Vinyamar, kam Turgon mit seinem großen Heer aus Gondolin hervor.
Der dritte Sohn Finwes, der Bruder Fingolfins und Halbbruder Feanors, war Finarfin. Er kehrte nicht nach Mittelerde zurück, doch seine Söhne und seine Tochter kamen mit der Schar Fingolfins und dessen Söhnen. Der älteste Sohn Finarfins war Finrod, der, inspiriert von der Pracht und Schönheit von Menegroth in Doriath, die unterirdische Stadtfestung Nargothrond gründete, wofür er Felagund genannt wurde (was als »Herr der Grotten« oder »Höhlenschleifer« in der Sprache der Zwerge gedeutet wird). Die Tore von Nargothrond öffneten sich auf eine Schlucht des Flusses Narog in West-Beleriand, wo sich jener Fluss durch die hohen Hügel wand, die Taur-en-Faroth oder Hoch-Faroth genannt wurden. Doch Finrods Reich erstreckte sich sehr viel weiter, im Osten bis zum Sirion und westlich bis zum Fluss Nenning, der beim Hafen von Eglarest ins Meer floss. Aber Finrod wurde in den Kerkern Saurons, des obersten Dieners von Morgoth, getötet, und Orodreth, der zweite Sohn Finarfins, übernahm die Krone vonNargothrond. Dies begab sich in dem Jahr nach Túrins Geburt in Dor-lómin.
Die anderen Söhne Finarfins, Angrod und Aegnor, Gefolgsleute ihres Bruders Finrod, wohnten im Hochland von Dorthonion, das nordwärts auf die weite Ebene von Ardgalen hinausblickte. Galadriel, Finrods Schwester, weilte lange in Doriath bei Königin Melian. Melian war eine Maia, ein Geistwesen von großer Macht, das irdische Gestalt angenommen hatte, und herrschte mit ihrem Gemahl Thingol in den Wäldern von Beleriand; Lúthien war ihre Tochter und Elrond deren Nachfahre. Nicht lange vor der Rückkehr der Noldor von Aman, als große Heere aus Angband nach Süden zogen und in Beleriand einfielen, »bot« Melian (in den Worten des Silmarillion ) »ihre Macht auf und umgab den ganzen Bezirk ringsum mit einem unsichtbaren Zaun von Schatten und Irrwerk: Dies war der Gürtel Melians, den niemand hinfort gegen ihren und König Thingols Willen durchschreiten konnte, solange kein Mächtigerer kam als Melian die Maia.« Hernach wurde das Land Doriath (»Land des Zauns«) genannt.
Im sechzigsten Jahr nach der Rückkehr der Noldor fand eine lange Zeit des Friedens ihr Ende, als ein großes Heer von Orks aus Angband hervorkam, welches von den Noldor völlig besiegt und vernichtet wurde. Diese Schlacht wurde Dagor Aglareb , die Ruhmreiche Schlacht, genannt. Trotz ihres Sieges waren die Elbenfürsten dadurch gewarnt und legten einen Belagerungsring um Angband, der fast vierhundert Jahre Bestand hatte.
Es heißt, dass die Menschen (die von den Elben Atani , »die Zweiten«, und Hildor , »die Nachfolger«, genannt wurden)gegen Ende der Ältesten Tage im fernen Osten von Mittelerde erwachten. Doch von ihrer frühesten Geschichte sprachen die Menschen, die während des Langen Friedens nach Beleriand kamen, als Angband belagert wurde und dessen Tore geschlossen waren, nie. Der Anführer der ersten Menschen, die über die Blauen Berge kamen, wurde Beor der Alte genannt; und gegenüber Finrod Felagund, dem König von Nargothrond, der ihnen zuerst begegnete,
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