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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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mit Fragen nach Neuigkeiten von den Grenzen und nach seinen Heldentaten in der Wildnis. Doch obwohl die Worte ohne Falsch zu sein schienen, war der Spott in seiner Stimme nicht zu überhören. Túrin hörte schließlich gar nicht mehr hin; er blickte in die Runde, und die Bitterkeit des Heimatlosen überkam ihn. Seine Gedanken führten ihn weg vom Gelächter und all dem Licht in den Elben-Hallen zu Beleg und ihrem Leben in den Wäldern und weiter zu Morwen in Dor-lómin im Haus seines Vaters. Diese dunklen Gedanken ließen ihn die Stirn runzeln, und er gab Saeros keine Antwort.
    Im Glauben, das Stirnrunzeln beziehe sich auf ihn, hielt Saeros seinen Zorn nicht länger zurück. Er zog einen goldenen Kamm hervor, warf ihn vor Túrin auf den Tisch und rief: »Sicher, Mann aus Hithlum, bist du in Eile an diesen Tisch gekommen, und das mag deinen zerfetzten Mantel entschuldigen. Doch besteht kein Grund, dein Haar so ungepflegt zu lassen wie ein Gestrüpp von Brombeerranken. Außerdem würdest du vielleicht besser verstehen, was man dir sagt, wenn deine Ohren frei wären.«
    Túrin entgegnete nichts, doch er richtete seine Augen auf Saeros, und auf ihrem dunklen Grunde glomm ein Funke auf. Saeros jedoch beachtete diese Warnung nicht, erwiderte Túrins Blick voll Hohn und sagte, dass es alle hören konnten: »Wenn die Männer von Hithlum so wild und ungepflegt sind, wie mögen wohl die Frauen in diesem Lande sein? Laufen sie wie Tiere umher, nur mit ihren Haaren bekleidet?«
    Darauf ergriff Túrin einen Trinkbecher und schleuderte ihn Saeros ins Gesicht, sodass dieser getroffen zu Boden stürzte. Túrin zog sein Schwert, und er wäre auf Saeros losgegangen, wenn Mablung ihn nicht zurückgehalten hätte. Saeros erhob sich, spie Blut auf den Tisch, und mühsam formte sein aufgeschlagener Mund die Worte: »Wie lange sollen wir diesen wilden Menschen aus den Wäldern beherbergen? Wer vertritt hier heute Abend das Recht? Schwer trifft das Gesetz des Königs jeden, der in dieser Halle seine Vasallen verletzt, und für den, der das Schwert zieht, ist Ächtung die geringste Strafe. Außerhalb der Halle könnte ich dir die gebührende Antwort erteilen, Waldschrat!«
    Aber als Túrin das Blut auf dem Tisch sah, kehrte seine Beherrschung zurück; er befreite sich aus Mablungs Griff und verließ wortlos die Halle. Darauf sagte Mablung zu Saeros: »Was treibt dich heute Abend um? Du bist verantwortlich für diesen bösen Auftritt. Wundere dich nicht, wenn das königliche Gesetz befindet, dass eine blutige Lippe die verdiente Belohnung für deinen Spott gewesen sei.«
    »Falls der Flegel Grund zur Klage hat, soll er sie vor das Gericht des Königs bringen«, antwortete Saeros. »Doch an diesem Ort aus einem solchen Anlass das Schwert zu ziehen, ist nicht zu entschuldigen. Wenn der Wilde außerhalb der Halle das Schwert gegen mich zieht, werde ich ihn töten.«
    »Sofern es dir gelingt«, sagte Mablung. »Doch wenn einer von euch erschlagen werden sollte, wäre das eine schändliche Tat, die Angband mehr nützte als Doriath und die viel Böses nach sich ziehen würde. Mir scheint, irgendein Schatten aus dem Norden hat sich heute Abend auf uns gelegt. Gib Acht, Saeros, Sohn Ithilbors, dass du in deinem Hochmut nicht zum Werkzeug Morgoths wirst. Und denke daran: Du bist einer der Eldar.«
    »Ich vergesse es nicht«, erwiderte Saeros, doch er mäßigte seinen Zorn nicht, und im Laufe der Nacht, während er seine Wunde pflegte, wuchs sein Groll.
    Am nächsten Morgen, als Túrin Menegroth verließ, um zu den nördlichen Marken zurückzukehren, lauerte Saeros ihm auf. Túrin war nur ein kurzes Stück gegangen, als Saeros schildbewehrt und mit gezücktem Schwert von hinten auf ihn losstürmte. Aber Túrin, in der Wildnis zur Wachsamkeit erzogen, erspähte ihn aus dem Augenwinkel, sprang beiseite, zog rasch sein Schwert und stellte sich ihm entgegen. »Morwen«, rief er, »jetzt soll dein Spötter für seinen Hohn bezahlen!« Er zerhieb Saeros’ Schild, und dann gingen sie mit blitzenden Klingen aufeinander los. Túrin war lange durch eine harte Schule gegangen, und er war ebenso behende geworden wie jeder Elbe und außerdem stärker. So gewann er bald die Oberhand, und nachdem er Saeros’ Schwertarm verwundet hatte, war dieser in seiner Gewalt. Darauf setzte er den Fuß auf das Schwert, das Saeros hatte fallen lassen, und sagte: »Saeros, du hast einen langen Lauf vor dir, und Kleider könnten dich dabei hindern. Deine Haare mögen dir

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