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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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und sie kletterten vom Hügel herab, und als sie in die Felder auf der Westseite kamen, wo es nur wenige Bäume gab, teilten sie sich, und jeder suchte sich wagemutig, aber stets in Deckung bleibend, seinen eigenen Weg zu den Ufern desNarog. Mablung selbst nahm den mittleren Weg und hielt auf die Brücke zu. Als er ihr Ende auf dem diesseitigen Ufer erreichte, sah er, dass sie völlig zerstört war. Regenfälle im fernen Norden hatten den Fluss anschwellen lassen, und er donnerte wild durch sein tief eingeschnittenes Bett dahin und schäumte und brauste zwischen den herabgefallenen Steinen.
    Aber im Schatten des großen Durchgangs, der von den zerstörten Toren ins Innere führte, lag Glaurung, und er hatte die Späher längst bemerkt, auch wenn es in Mittelerde nur wenige Augen gab, die sie entdeckt haben könnten. Doch der Blick seiner schrecklichen Augen war schärfer als der eines Adlers und übertraf sogar den Fernblick der Elben. Und so wusste er auch, dass einige zurückgeblieben waren und sich auf dem kahlen Gipfel des Amon Ethir aufhielten.
    Gerade als Mablung zwischen den Felsen nach einer Möglichkeit suchte, den Fluss auf den herabgefallenen Steinen der Brücke zu überqueren, kam Glaurung plötzlich mit einem mächtigen Feuerstoß hervor und kroch hinab in den Fluss. Das Wasser begann auf der Stelle zu zischen, und ungeheure Dämpfe stiegen auf. Mablung und seine Gefährten, die in der Nähe lauerten, wurden in dichten Dunst und üblen Gestank gehüllt, und die meisten flohen, so gut es ging, in die ungefähre Richtung des Hügels der Späher. Mablung aber wich zur Seite aus, als Glaurung den Narog überquerte, kroch unter einen Felsen und blieb zurück; denn er sagte sich, sein Auftrag sei noch nicht erfüllt. Er wusste jetzt mit Sicherheit, dass Glaurung sich in Nargothrond aufhielt, doch er sollte zudem, wenn möglich, auch das Schicksal von Húrins Sohn in Erfahrung bringen. Deshalb beschloss er tapferen Herzens, den Fluss zu überqueren, sobaldGlaurung verschwunden war, und die Hallen Felagunds zu erkunden. Denn er war im Glauben, alles für die Sicherheit Morwens und Nienors getan zu haben: Seinen Leuten würde Glaurungs Auftauchen nicht entgangen sein, und in diesem Augenblick wären die Reiter bereits, so schnell sie nur konnten, auf dem Weg nach Doriath.
    Darum ließ Mablung Glaurung an sich vorbeikriechen: ein gewaltiger Schatten im Nebel, der sich schnell voranbewegte, denn Glaurung war zwar ein riesiger Wurm, aber dennoch behende. Hinter ihm machte sich Mablung an die gefahrvolle Überquerung des Narog.
    Die Wachen auf dem Amon Ethir aber bemerkten das Auftauchen des Drachen und waren in Aufruhr; sogleich geboten sie Morwen und Nienor, ohne Widerrede aufzusitzen, und machten sich bereit, nach Osten zu fliehen. Doch als sie vom Hügel hinab in die Ebene kamen, blies ihnen ein übler Wind die dichten Dünste entgegen, welche einen Gestank mit sich trugen, den kein Pferd ertragen konnte. Die Pferde, vom Nebel geblendet und vom Gestank des Drachen in rasenden Schrecken versetzt, waren bald nicht mehr zu halten und rannten hierhin und dorthin. Der Trupp der Berittenen wurde zersprengt, und einige wurden aus dem Sattel geschleudert und gegen Bäume geschmettert, oder sie suchten einander vergeblich. Das Wiehern der Pferde und die Schreie der Reiter drangen an Glaurungs Ohren, und er hatte seine Freude daran.
    Einer der Elben-Reiter, der sich im Nebel mit seinem Pferd abmühte, sah plötzlich Frau Morwen in seiner Nähe vorbeisprengen, ein graues Gespenst auf einem tobenden Pferd. Sie verschwand im Nebel, Nienor rufend, und ward nicht mehr gesehen.
    Als aber der blinde Schrecken über die Reiter kam, strauchelte Nienors wild gewordenes Pferd, und sie wurde abgeworfen. Sie fiel weich ins Gras und blieb unverletzt. Doch als sie wieder auf die Füße kam, war sie allein, verloren im Nebel, ohne Pferd und Begleiter. Ihr Mut aber war ungebrochen, und sie überlegte, was sie tun sollte. Es erschien ihr nutzlos, diesem oder jenem Ruf zu folgen; denn überall im Umkreis waren Schreie zu hören, die immer schwächer wurden. In dieser Lage erschien es ihr besser, zum Hügel zurückzukehren; denn Mablung würde zweifellos dorthin kommen, und sei es nur, um sicher zu gehen, dass keiner seiner Gefährten zurückgeblieben war.
    Sie schlug deshalb die Richtung ein, in der sie den Amon Ethir vermutete, der tatsächlich in der Nähe war und zu dem der ansteigende Boden unter ihren Füßen sie hinführte. Langsam

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