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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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unglücklichen Menschenkind werde ich in der Wildnis zugrunde gehen, und in Doriath wird mein Name der Verachtung anheimfallen, falls man dort jemals etwas von unserem Schicksal erfahren wird. Alle Übrigen sind zweifellos tot; Nienor ist als Einzige verschont geblieben, aber nicht aus Barmherzigkeit.«
    So wurden sie von drei Männern des Kundschaftertrupps gefunden; diese waren bei Glaurungs Näherkommen vom Narog geflohen und nach langem Umherirren, als der Nebel sich gelichtet hatte, zum Hügel zurückgekehrt. Als sie ihn verlassen fanden, hatten sie sich auf den Weg nach Hause gemacht. Da schöpfte Mablung neue Hoffnung, und jetzt gingen sie zusammen weiter, in Richtung Nordosten; denn es gab keine Straße, die von Süden her zurück nach Doriath führte, und überdies war es seit dem Untergang von Nargothrond den Bootswachen untersagt, jemanden vom westlichen Ufer des Flusses überzusetzen.
    Ihre Reise ging nur langsam voran, denn es war, als führten sie ein müdes Kind mit sich. Doch je weiter sie sich von Nargothrond entfernten und sich Doriath näherten, desto mehr kehrten auch Nienors Kräfte allmählich zurück, und sie marschierte folgsam, an der Hand geführt, Stunde um Stunde. Doch ihre weit geöffneten Augen nahmen nichts wahr, ihre Ohren hörten nichts, und kein Wort kam über ihre Lippen.
    So kamen sie nach vielen Tagen endlich in die Nähe derWestgrenze Doriaths, ein Stück südlich des Teiglin. Sie hatten nämlich vor, die Schranken von Thingols kleinem Land jenseits des Sirion zu passieren und so die bewachte Brücke nahe der Einmündung des Esgalduin zu erreichen. Zuvor jedoch wollten sie noch ein letztes Mal Rast machen. Sie betteten Nienor auf ein Lager aus Gras, und sie schloss die Augen, wie sie es bisher noch nicht getan hatte, und schien zu schlafen. Dann ruhten auch die Elben, und wegen ihrer völligen Erschöpfung waren sie unachtsam. So wurden sie unerwartet von einer Bande marodierender Orks überfallen, wie sie nun in dieser Gegend umherstreiften, so nahe an den Grenzen Doriaths, wie sie es wagten. Mitten im Kampfgetümmel sprang Nienor plötzlich von ihrem Lager auf wie jemand, der durch einen nächtlichen Lärm aus dem Schlaf gerissen wird; und mit einem Schrei stob sie fort in den Wald. Darauf wandten sich die Orks um und verfolgten sie, und die Elben jagten ihnen nach. Aber mit Nienor war eine seltsame Veränderung vorgegangen: Jetzt lief sie allen davon, sprang wie ein Reh zwischen den Bäumen dahin, so schnell, dass ihr Haar im Luftzug wehte. Zwar holten Mablung und seine Gefährten die Orks bald ein, erschlugen sie alle und rannten weiter. Doch inzwischen war Nienor wie ein Gespenst verschwunden, und sie bekamen sie weder zu Gesicht, noch fanden sie eine Spur von ihr, obwohl sie bis weit im Norden und viele Tage nach ihr suchten.
    Da kehrte Mablung schließlich nach Doriath zurück, gebeugt vor Kummer und Scham. »Sucht Euch einen neuen Anführer für Eure Jäger, Herr«, sagte er zum König, »denn ich bin entehrt.«
    Doch Melian sprach: »Das bist du nicht, Mablung. Du hast alles getan, was du konntest, und niemand sonst unterden Dienern des Königs hätte so viel gewagt. Aber durch ein böses Geschick musstest du dich mit einer Macht messen, die zu groß für dich war – zu groß, wahrlich, für alle, die jetzt in Mittelerde wohnen.«
    »Ich habe dich ausgeschickt, um Erkundungen einzuholen, und das hast du getan«, sagte Thingol. »Es ist nicht deine Schuld, wenn jene, die davon am meisten berührt werden, sie jetzt nicht mehr hören können. Wahrlich, bitter ist dieses Ende von Húrins Sippe, aber dir kann man es nicht zur Last legen.«
    Denn nicht nur war Nienor wie von Sinnen in die Wildnis gerannt, sondern auch Morwen war verschwunden. Weder zu dieser Zeit noch später gelangte irgendeine Nachricht von ihrem Schicksal nach Doriath oder Dor-lómin. Dennoch gab Mablung keine Ruhe, und er brach mit einem kleinen Trupp in die Wildnis auf. Und drei Jahre lang wanderten sie weit umher, von den Ered Wethrin bis gar zu den Mündungen des Sirion, und suchten nach Zeichen oder Nachrichten von den Verschwundenen.

KAPITEL 15

    NIENOR IN BRETHIL
    W as aber Nienor anging, so rannte sie weiter in den Wald hinein, während die Rufe der Verfolger hinter ihr verklangen, und während der Flucht riss sie sich die Kleider herunter und warf sie fort, bis sie ganz nackt war. Den ganzen Tag lief sie weiter wie ein Tier, das gejagt wird, bis ihm das Herz versagt, und das nicht wagt,

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