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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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der freundlichen Worte) nicht über sich bringen, auf diese Weise von ihrer Tochter zurückgeführt zu werden, als sei sie alt und schwach. »Ich gehe weiter, wie ich es mir vorgenommen habe«, sagte sie. »Komm also mit, aber gegen meinen Willen.«
    »Dann soll es so sein«, sagte Nienor.
    Darauf sagte Mablung zu seinen Männern: »Wahrlich, es ist der Mangel an Vorsicht und Überlegung, nicht an Mut, durch den Húrins Familie anderen so viel Kummer bereitet. Mit Túrin ist es das Gleiche, wenn auch nicht mit seinen Vorvätern. Jetzt aber scheinen alle das Schicksal herauszufordern, und das gefällt mir nicht. Diesen Auftrag des Königs fürchte ich mehr als die Jagd auf den großen Wolf. Was sollen wir tun?«
    Aber Morwen, die ans Ufer gelangt und nun nähergekommen war, hörte seine letzten Worte. »Was der König dir aufgetragen hat«, sagte sie. »Kunde von Nargothrond und Túrin einzuholen. Zu diesem Zweck sind wir alle hier.«
    »Es ist ein langer und gefährlicher Weg«, sagte Mablung. »Wenn ihr weiterwollt, so sitzt beide auf, und haltet euch zwischen den Reitern, und entfernt euch keinen Fußbreit von ihnen.«
    So machten sie sich bei Tagesanbruch auf und gelangten aus dem Land des Schilfs und der niedrigen Weiden hinaus zuden grauen Wäldern, die einen großen Teil der südlichen Ebene vor Nargothrond bedeckten. Den ganzen Tag lang zogen sie nach Westen, sahen nichts als Verwüstung und hörten keinen Laut, und Mablung schien es, als liege eine allgegenwärtige Furcht über dem schweigenden Land. Den gleichen Weg hatte Jahre zuvor Beren zurückgelegt, und damals hatten ihn überall in den Wäldern die verborgenen Augen der Jäger beobachtet. Jetzt aber war das ganze Volk von Narog verschwunden, und die Orks, so schien es, streiften noch nicht so weit südlich umher. In der Nacht schlugen sie in dem grauen Wald ihr Lager auf, ohne Feuer und Licht.
    Während der beiden folgenden Tage setzten sie ihren Weg fort, und am Abend des dritten Tages seit ihrem Aufbruch vom Sirion hatten sie die Ebene durchquert und näherten sich dem östlichen Ufer des Narog. Da überkam Mablung ein so starkes Unbehagen, dass er Morwen bat, nicht weiterzureiten. Aber sie lachte und sagte: »Du wirst bald froh sein, uns los zu sein; das ist mehr als wahrscheinlich. Aber eine kleine Weile musst du uns noch ertragen. Wir sind nun zu weit geritten, um aus Furcht umzukehren.«
    Da schrie Mablung: »Verblendet seid ihr beide und selbstmörderisch! Statt uns zu helfen, behindert ihr uns nur bei unseren Erkundungen. Hört mich also: Ich habe den Auftrag, euch nicht mit Gewalt festzuhalten, doch ich bin auch gehalten, euch nach Möglichkeit zu beschützen. In dieser Lage kann ich nur eines von beiden tun. Also werde ich euch beschützen. Morgen werde ich euch auf den Amon Ethir führen, den Hügel der Späher, der in der Nähe ist, und dort werdet ihr unter Bewachung bleiben und keinen Schritt tun, solange ich hier den Befehl habe.«
    Amon Ethir hieß eine Erhebung, die Felagund einst unter großen Mühen in der Ebene vor den Toren hatte aufwerfen lassen, eine Wegstunde vom Ostufer des Narog entfernt. Die Anhöhe war mit Bäumen bewachsen, ausgenommen ihr höchster Punkt, von wo man jederzeit einen weiten Ausblick nach allen Richtungen auf die Straßen, die zur großen Brücke von Nargothrond führten, und auf das Land umher hatte.
    Zu diesem Hügel kamen sie am späten Morgen und stiegen von Osten her hinauf. Mablung, der nach dem Hoch-Faroth hinübersah, das sich braun und kahl über dem Fluss erhob, erkannte mit seinem Elbenblick auf den steilen westlichen Uferbänken die Terrassen Nargothronds und als kleine schwarze Öffnung in der Bergwand die gähnenden Tore Felagunds. Doch er hörte keinen Laut und konnte weder irgendeinen Feind erblicken noch ein Anzeichen für die Nähe des Drachen außer den Spuren des Brandes rings um die Tore, den Glaurung am Tage der Plünderung angerichtet hatte. Alles lag stumm unter einer blassen Sonne.
    Darum befahl nun Mablung, wie er es angekündigt hatte, seinen zehn Reitern, Morwen und Nienor auf der Spitze des Hügels in Gewahrsam zu halten und sich nicht vom Fleck zu rühren, bis er zurückkehre, außer es drohe eine große Gefahr. Und in diesem Fall sollten die Reiter Morwen und Nienor in ihre Mitte nehmen und so schnell wie möglich ostwärts nach Doriath fliehen und dabei einen von ihnen vorausschicken, der Meldung machen und Hilfe holen sollte.
    Dann nahm Mablung den anderen Teil seines Trupps,

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