Die Geschichte der Liebe (German Edition)
Einer meiner Gedanken ist, dass es sehr teuer ist, nach Israel zu fliegen. Ich weiß es, weil ich am Flughafen ein Ticket kaufen wollte und mir gesagt wurde, es kostet 1200 Dollar. Als ich der Frau sagte, meine Mutter hätte mal ein Ticket für 700 Dollar gekauft, sagte sie, es würde keine Tickets für 700 Dollar mehr geben. Ich dachte, vielleicht sagt sie das nur so, weil sie glaubt, ich habe sowieso kein Geld, also holte ich den Schuhkarton hervor und zeigte ihr die 741 Dollar und fünfzig Cent. Sie fragte, woher ich so viel Geld habe, da sagte ich, von 1500 Bechern Lemon-Aid, obwohl es nicht ganz stimmte. Dann fragte sie, warum ich unbedingt nach Israel will, und ich fragte, ob sie ein Geheimnis für sich behalten kann, und sie sagte ja, da sagte ich, dass ich ein lamed wownik bin und vielleicht auch der Messias. Als sie das hörte, nahm sie mich mit in einen Extraraum, der nur für Angestellte ist, und schenkte mir einen El-Al-Anstecker. Dann kam die Polizei und brachte mich nach Hause. Das Gefühl, das ich dabei hatte, war Ärger.
29. September
Es regnet jetzt seit 11 Tagen. Wie soll man nur ein lamed wownik sein, wenn es zuerst 700 Dollar nach Israel kostet, und dann ändern sie es einfach in 1200 Dollar? Sie sollten den Preis gleich lassen, damit jeder weiß, wie viel Lemon-Aid er verkaufen muss, wenn er nach Jerusalem will.
Heute wollte Dr. Vishnubaka den Brief erklärt haben, den ich Mom und Alma hinterlassen habe, als ich glaubte, ich würde nach Israel fliegen. Er legte ihn vor mich hin, um mein Gedächtnis aufzufrischen. Aber mein Gedächtnis brauchte nicht aufgefrischt zu werden, weil ich schon wusste, was drinstand, weil ich ihn neunmal abgeschrieben habe, ich wollte ihn nämlich mit der Maschine schreiben, damit er offiziell aussieht, und habe mich immer wieder vertippt. Es stand drin: «Liebe Mom, liebe Alma und alle anderen, ich muss weg und bleibe vielleicht lange fort. Bitte versucht nicht, mich zu finden. Der Grund ist, dass ich ein lamed wownik bin und mich um viele Dinge kümmern muss. Es wird eine Flut kommen, aber ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, ich habe eine Arche gebaut. Alma, du weißt, wo sie ist. Alles Liebe, Bird.»
Dr. Vishnubaka fragte mich, wie ich zu dem Namen Bird gekommen bin. Ich sagte: Einfach so. Wenn ihr wissen wollt, warum Dr. Vishnubaka Dr. Vishnubaka heißt, ist das darum, weil er aus Indien kommt. Wenn ihr euch merken wollt, wie man es ausspricht, denkt einfach an Dr. Fischinnerbacke.
30. September
Heute hat der Regen aufgehört, und die Feuerwehr hat meine Arche abgerissen, weil sie, wie sie sagten, eine Feuergefahr war. Das Gefühl, das ich dabei hatte, war Trauer. Ich versuchte nicht zu weinen, weil Mr. Goldstein sagt: Was G’tt tut, ist wohlgetan, und auch weil Alma gesagt hat, ich soll versuchen, meine Gefühle zu unterdrücken, damit ich Freunde bekomme. Mr. Goldstein sagt auch: Was die Augen nicht sehen, kann das Herz nicht fühlen, aber ich musste sehen, was mit der Arche passiert, weil mir auf einmal einfiel, dass ich auf die Rückseitegemalt hatte und niemand das wegwerfen darf. Ich ließ Mom bei der Feuerwehr anrufen und fragen, wo sie die Teile hingebracht hatten. Mom sagte mir, sie hätten sie für die Müllabfuhr auf den Bürgersteig gestapelt, also ging ich mit ihr hin, aber die Müllmänner waren schon da gewesen, und alles war weg. Da habe ich geweint und gegen einen Stein getreten, und Mom wollte mich in den Arm nehmen, aber ich habe es ihr nicht erlaubt, weil sie nicht hätte erlauben dürfen, dass die Feuerwehr die Arche abreißt, und sie hätte mich auch fragen müssen, bevor sie alles wegwarf, was Dad gehörte.
1. Oktober
Heute habe ich Mr. Goldstein zum ersten Mal wieder besucht, seit ich nach Israel fliegen wollte. Mom hat mich zur Hebräischen Schule gebracht und draußen gewartet. Er war nicht in seinem Büro im Keller, auch nicht im Allerheiligsten, aber schließlich fand ich ihn draußen hinter dem Haus, wo er ein paar siddurim mit gebrochenen Rücken begrub. Ich sagte: Hallo Mr. Goldstein, und er sagte lange nichts und sah mich auch nicht an, also sagte ich: Es sieht so aus, als würde es morgen wieder regnen, und er sagte: Narren und Unkraut gedeihen auch ohne Regen, und grub weiter. Seine Stimme klang traurig, und ich versuchte zu verstehen, was er mir sagen wollte. Ich stand neben ihm und sah zu, wie das Loch immer tiefer wurde. Seine Schuhe waren voller Erde, und ich
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