Die Geschichte eines schoenen Mädchens
versammelten Leute applaudierten. Er drehte den Kopf und betrachtete die Trucks an der Tankstelle. Das ist unsere Lösung, schönes Mädchen , dachte er. Auch das war ein schöner Anblick.
Am nächsten Tag legten die Silbernen, der Bezopfte und der Dürre zum ersten Mal ihren Sonntagsstaat an. DerSilberne trug einen Anzug, seine Frau ein Kleid und dazu Perlen und Nylonstrümpfe, die Jungs gebügelte Hemden mit Krawatten. Homan machte Anstalten, es ihnen gleichzutun, aber sie schüttelten die Köpfe und bedeuteten ihm, dass er nicht mit ihnen kommen würde. Er konnte es nicht glauben. Endlich hatte er einen Plan, und sie benahmen sich wie seine Geschwister und ließen ihn allein zu Hause.
Nach dem Essen nahm er Zuflucht bei seinen Schweinen. Er beobachtete durchs Fenster, wie die anderen mit den kleinen Koffern, in denen die Bücher lagen, in den Wagen stiegen, und als sie losfuhren, lief er ihnen nach. Aber sie waren schnell außer Reichweite. Er stand an der Straße und schaute zu, wie sie am Horizont verschwanden. Er ging zum Haus und trat gegen die Mauer, dann schlug er gegen die Hosen, Hemden und Laken, die hinter dem Haus auf der Wäscheleine hingen. Danach fühlte er sich ein wenig besser. Mit jedem Schlag spürte er, wie sehr die Arbeit auf dem Bau seine Muskeln gestärkt hatte.
Homan stürmte ins Haus. Er konnte jetzt gleich von hier verschwinden. Das sollte er! Aber als er in die Küche kam und die Kräne in der Ferne sah, gestand er sich ein, dass er keine Lust hatte, den Elementen ausgesetzt zu sein und verzweifelt nach einem dreckigen Obdach Ausschau zu halten. Er musste weg, das ja, aber wenn er wartete, bis sie ihn wieder zu dem blinkenden Licht fuhren, hatte er wenigstens die Gelegenheit, in einem Truck zu fahren – vielleicht sogar mit seinen neuen Kleidern und ein bisschen Proviant; er musste nur eine Tasche finden, in der er alles verstauen konnte. Nein – er würde den kleinen Koffer nehmen.
Der Koffer lag noch unter seinem Bett. Er klaute Lebensmittel aus der Speisekammer und durchquerte das Wohnzimmer. Dort lief der Fernseher – wie immer warein Priester zu sehen. Was für einen Sinn hatte es, den Fernseher anzulassen, wenn nur ein tauber Mann zu Hause war?
Plötzlich fiel ihm etwas ins Auge. Dieses Programm war nicht so wie die anderen. Die Aufnahmen wurden in einem Saal gemacht. Menschen saßen auf den Stühlen, die in langen Reihen standen. Homan kannte diese Stühle. Er kannte den Saal. Diese Wände hatte er mit eigenen Händen gemauert. Die Bühne. Und auf der Bühne stand ein Prediger in einem weißen Anzug vor einem Mikrofon. Er machte ein Schreigesicht und hob beide Arme in die Luft. Er war so aufgeregt, dass sein Haar über der Stirn auf- und abhüpfte.
Homan setzte sich auf die Couch. Der Prediger mit dem hüpfenden Haar ging auf der Bühne hin und her, Schweiß lief ihm über das Gesicht. Die Bühne sah eindrucksvoll aus. Homan hatte sich große Mühe gegeben, sie mit einem Sandstrahler zu säubern und zu streichen. Jetzt war er froh darüber. Er stellte sich vor, dass das schöne Mädchen neben ihm saß und ihn voller Stolz betrachtete. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und legte die Füße auf den Couchtisch.
Ein Mann schob eine Rampe an die Bühne. Das war seltsam. Der Prediger mit dem hüpfenden Haar brauchte keine Rampe, und außerdem stand er schon auf der Bühne.
Hüpfendes Haar winkte ein Mädchen zu sich herauf. Sie saß im Rollstuhl, und die Frau hinter ihr schob sie zur Rampe. Die Zuschauer verrenkten die Hälse nach ihnen. Tränen schimmerten in den Augen des Mädchens und der Frau.
Homan nahm die Hände herunter und setzte sich aufrecht hin.
Die Frau – die Mutter des Mädchens, wie es aussah –schob den Rollstuhl auf die Bühne, und der Prediger legte die Hände auf den Kopf des Mädchens. Sein Mund bewegte sich. Die Mutter weinte, die Zuschauer beteten. Das Mädchen sah dem Prediger in die Augen.
Dann riss Hüpfendes Haar die Hände zurück und machte ein scheußliches Schreigesicht. Und das Mädchen stand aus dem Rollstuhl auf ! Homan traute seinen Augen nicht. Das Mädchen ging einen Schritt auf den Prediger zu. Die Mutter drückte die Hände auf ihre Brust, alle im Saal fingen an zu weinen, und dann … dann stieß das Mädchen den Rollstuhl mit dem Fuß weg und tanzte über die Bühne. Die Zuschauer strahlten, weinten, klatschten und beteten. Das Mädchen drehte sich wie eine Tänzerin. Hüpfendes Haar hob die Arme. Die Menge sprang
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