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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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wählte einen heimischen Holzapfel. Irgendwie biblisch, sagte er, und auch passend. Von Vorteil wäre, dass man aus den Äpfeln auch noch gutes Gelee kochen könnte, und das hätte Adam gefallen: Bei allem Symbolismus dachten die Gärtner in solchen Dingen praktisch.
    Die Organschweine hatten ihre eigenen Begräbnisriten. Anstatt die tote Sau zu begraben, legten sie sie auf eine Lichtung bei den Picknicktischen im Park. Sie überhäuften sie mit Blumen und Zweigen und standen still und mit hängenden Schwänzen da. Dann sangen die Craker.«
    »O Toby, was hast du geschrieben?«, fragt Blackbeard, der – unangekündigt wie immer – in ihre Nische im Lehmhaus gekommen ist und jetzt neben ihrem Ellenbogen steht. Mit seinen großen, grünen, leuchtenden, gespenstischen Augen blickt er sie forschend an.
    Wie hatte Crake diese Augen hinbekommen? Wie kommt es, dass sie von innen so leuchten? Oder zumindest diesen Eindruck erwecken? Es muss eine Leuchtfunktion sein, vielleicht von einer Tiefsee-Bioform. Sie hat sich das oft gefragt.
    »Ich schreibe die Geschichte«, sagt sie. »Die Geschichte von dir und von mir und von den Schweinen und allen anderen. Ich schreibe, wie wir Schneemensch-Jimmy und Adam Eins in die Erde gelegt haben, und auch Oates, damit sie von Oryx in die Gestalt eines Baumes verwandelt werden können. Und das ist doch etwas Schönes, oder?«
    »Ja. Das ist etwas Schönes. Was ist mit deinen Augen, o Toby? Weinst du?«, fragt Blackbeard. Er berührt ihre Augenbraue.
    »Ich bin nur etwas müde«, sagt Toby. »Und meine Augen sind auch müde. Sie werden vom Schreiben müde.«
    »Ich werde dich beschnurren«, sagt Blackbeard.
    Crakerkinder schnurren nicht. Blackbeard wächst schnell heran – sie wachsen wirklich schneller, diese Kinder –, aber ist er schon groß genug, um zu schnurren? Offenbar ja: Schon hat er seine Hände auf ihre Stirn gelegt, und das Minimotorengeräusch des crakereigenen Schnurrens erfüllt die Luft. Sie ist noch nie beschnurrt worden: Es hat etwas sehr Beruhigendes, das muss sie zugeben.
    »Da«, sagt Blackbeard. »Geschichtenerzählen ist schwer, und Geschichtenschreiben muss noch schwerer sein. O Toby, wenn du dafür zu müde bist, werde ich nächstes Mal die Geschichte schreiben. Ich werde dein Helfer sein.«
    »Danke«, sagt Toby. »Das ist lieb.«
    Blackbeard lächelt wie der neue Morgen.

Mondzeiten
    Das Fest der Moose-Bryophyta. Abnehmender Halbmond.
    Ich bin Blackbeard und dies ist meine Stimme, die ich hier aufschreibe, um Toby zu helfen. Wer sich ansieht, was ich hier geschrieben habe, kann mich in seinem Kopf sprechen hören. Das ist es, was Schreiben bedeutet. Wobei die Schweine das können, auch ohne zu schreiben. Und wir manchmal auch, die blauen Leute. Die Zweihäutigen können es nicht.
    Heute sagte Toby, Bryophyta ist Moos. Ich sagte, wenn es Moos ist, muss ich Moos schreiben. Toby sagt, es hat zwei Namen, genau wie Schneemensch-Jimmy. Also schreibe ich Moos-Bryophyta. So schreibe ich es.
    Heute haben wir Bilder gemacht von Schneemensch-Jimmy und auch von Adam. Wir haben Adam nicht gekannt, aber die Bilder sind für Zeb und Toby und für alle, die ihn gekannt haben. Für Schneemensch-Jimmy haben wir einen Wischmopp vom Strand genommen und den Deckel von einem Glas und ein paar kleine Steine und noch andere Dinge. Aber nicht die rote Mütze, denn die brauchen wir für die Geschichten.
    Für Adam haben wir eine Stoffhaut mit zwei Armen genommen und für den Kopf eine weiße Tüte aus Plastik, gefüllt mit Federn von einer Möwe, die sie nicht mehr brauchte, und etwas blaues Gras vom Strand, weil seine Augen blau waren.
    Von Schneemensch-Jimmy haben wir schon einmal ein Bild gemacht, um ihn zurückzuholen, und wir haben ihn tatsächlich zurückgeholt. Diese Bilder werden Schneemensch-Jimmy und Adam dieses Mal nicht zurückholen, aber Zeb und Toby und Ren und Amanda werden sich besser fühlen. Deshalb haben wir die Bilder gemacht. Sie mögen Bilder.
    Danke. Gute Nacht.
    Sankt Maude Barlow, das Fest des Frischwassers. Neuer Mond.
    Zeb erholt sich langsam von Adams Tod. Er und die anderen arbeiten an einem weiteren Anbau, denn es wird eine Kinderkrippe geben. Die Schwangerschaften schreiten viel schneller voran als üblich, und fast alle Frauen glauben, dass die drei Babys Crakermischlinge sind.
    Der Garten wächst und gedeiht. Die Mo’Hairschafherde wird größer – drei Junge sind hinzugekommen, ein blauhaariges, ein Rotschopf und ein blondes –, wobei eines

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