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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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sich die Vernichtung des Serums sehr
     teuer bezahlen zu lassen. Dazu wird Ihr Serum dienen! Kleingeld für ein großes Geschäft. Sie selbst wird man auf diese oder
     jene Weise zum Schweigen bringen. Zum Beispiel wird man Sie beschuldigen, Audrey vergewaltigt zu haben.«
    »Helsingsforth kann auch beschließen, das Serum im Ausland herstellen zu lassen.«
    »Vorausgesetzt, sie wagt, Bedford die Stirn zu bieten, aber für das
Wir
ist das keine positive Lösung.«
    »Was verstehen Sie unter einer positiven Lösung?«
    Burage rückt näher an mich heran, beugt sich vor, legt ihre beiden Hände auf eine Hand von mir und sagt leidenschaftlich:
     »Ralph, über eins müssen Sie Klarheit gewinnen: Ihr Serum ist ein Politikum. Es soll zu Bedfords Sturz führen. Sie werden
     von Kanada aus, das unser Verbündeter ist, zuschlagen.«
    »Ich werde zuschlagen?«
    »Ja. Im Fernsehen. Sie brauchen nur die Wahrheit zu sagen. Das wird genügen. Ihre Enthüllungen werden dem Kongreß der Vereinigten
     Staaten die Gelegenheit geben, auf die er wartet, um die Präsidentin unter Anklage zu stellen …«
    Sie zieht ihre Hände zurück. Ich sehe sie an und lasse eine Weile vergehen, ehe ich spreche.
    »Wenn ich recht verstehe«, sage ich langsam, »soll ich bei der Erprobung des Serums kein Risiko eingehen, weil das
Wir
mich für einen anderen Kampf vorgesehen hat.«
    »Ja, so ist es. Sie haben die Situation völlig erfaßt.«
    Ich schweige. Burage bleibt stehen, mit geröteten Wangen und innerlich erregt.
    »Aber wie soll ich meine Mitarbeiter bitten, die Verantwortung an meiner Stelle zu übernehmen?« frage ich nach einer Weile.
    »Sie brauchen niemand zu bitten, Doktor, wir haben es für Sie getan und sind auf Bereitwilligkeit gestoßen.«
    Ich explodiere.
    »Was? Hinter meinem Rücken?«
    »Nicht so laut, Doktor, Crawford ist noch nicht weg.«
    |265| »Aber das ist entwürdigend! Sie schalten mich einfach aus!«
    Burage bedeutet mir mehrmals mit der Hand, leise zu sein.
    Das Signal der Sprechanlage leuchtet auf. Die Gewohnheit ist stärker als meine Entrüstung: ich drücke auf die Taste.
    »Dr. Martinelli?« sagt die Stimme von Pierce.
    »Ja?«
    »Könnten Sie bitte kommen? Wir sind beunruhigt. Dr. Grabel hat einen Schwächeanfall.«
    Burage wird blaß, preßt ihre Hände an die Wangen.
    »Das Serum!« sagt sie kaum hörbar.
    »Was?« frage ich verblüfft. »Was sagen Sie da?«
    »Dr. Grabel hat sich heute früh geimpft.«
    »Sie sind verrückt!« rufe ich aus und stehe auf. »Verrückt oder blöd, eins von beiden. Wozu soll sich Dr. Grabel geimpft haben?
     Welchen Sinn hätte das? Dr. Grabel ist ein A!«
    »Dr. Grabel ist kein A«, sagt Burage leise und schwer atmend. »Das
Wir
hatte ihm gefälschte Papiere eines A.s ausgestellt, bevor er seine Anwartschaft für Blueville anmeldete.«
     
    Zu meiner großen Erleichterung sehe ich auf den ersten Blick, daß Grabel nur eine leichte Ohnmacht hat. Pierce hat sich täuschen
     lassen, weil er ein Virologe ohne große klinische Erfahrung ist. Nichts deutet hier auch nur entfernt auf das
coma carotis
oder gar auf das Anfangsstadium der tiefen Erstarrung hin, durch welche die Enzephalitis 16 gekennzeichnet ist. Das Gesicht
     ist nicht leblos. Die Lider zucken, die Lippen bewegen sich, der Körper vibriert, der Kopf dreht sich abwechselnd nach rechts
     und nach links. Im übrigen hat Grabel nicht jegliche Kontrolle über seinen Körper verloren, denn er verharrt sitzend – richtiger
     wäre zu sagen: zusammengesackt – auf einem Stuhl.
    »Ist er hingefallen?« frage ich.
    »Nein«, sagt Pierce, »er klagte über Schwindelanfälle und Sehstörungen, dann hat er sich hingesetzt und das Bewußtsein verloren.«
    »Helfen Sie mir«, sage ich, »wir wollen ihn auf den Boden legen.«
    Nachdem Grabel völlig ausgestreckt daliegt, lockere ich seinen Kragen und seine Krawatte und massiere mit der Handfläche seine
     Brust. Dann reicht mir jemand ein Fläschchen Alkohol, |266| ich gieße mir großzügig einen Teil des Inhalts in die hohle Hand und setze die Massage fort. Grabel öffnet die Augen und sagt
     mit schwacher, abwesender Stimme: danke.
    »Er kommt wieder zu sich«, sagt eine weibliche Stimme hinter meinem Rücken.
    Ich sehe Pierce an, und gerade, als ich eine Bemerkung über das Serum machen will, gewahre ich Crawford. Mir fällt noch zur
     rechten Zeit ein, daß wir »in ihrem Revier« sind, sie selbst hat mir eben das Alkoholfläschchen gereicht.
    »Ich werde Sie ablösen«, sagt

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