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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Pierce.
    Ich stehe auf und sehe Crawford an.
    »Ist das bei Ihnen passiert?«
    »Ja«, sagt sie und bringt sofort ihre Figur und ihren Busen zur Geltung, wie Burage es so gut beobachtet hat. Seltsam! Ich
     muß bisher die Wirkung gespürt haben, die dieser Kniff auf mich hatte, habe ihn aber, genaugenommen, nicht registriert.
    Jetzt bin ich Grabels wegen völlig beruhigt und habe noch einmal – das letzte Mal – eine günstige Gelegenheit, Crawford anzusehen.
     Verleumdung, Burage, ihr Haar ist nicht schmutzig. Aber es stimmt, daß sie es nach Belieben als herausfordernden Vorhang vor
     ihren schönen schwarzen Augen benutzt. Wie schade, daß dieses Mädchen verloren sein soll.
    »Wie ist das passiert, Crawford?«
    »Dr. Pierce hat es Ihnen doch schon gesagt«, fährt eine schroffe Stimme dazwischen.
    Ich brauche den Kopf nicht einmal zu wenden. Ich erkenne die Tatze an ihrem Hieb. Das ist meine Löwin mit der wallenden Mähne.
    Aber Crawford läßt sich kein Zipfelchen ihrer Rolle stehlen. Von Kopf bis Fuß in Bewegung, erzählt sie mir, was ich schon
     von Dr. Pierce erfahren habe – nur weitschweifiger.
    Burage unterbricht ein zweites Mal.
    »Dr. Grabel ist wieder völlig zu sich gekommen.«
    Ich drehe mich um.
    »Er hat auch wieder Farbe«, sagt Pierce.
    Pierce selbst ist völlig farblos. Sein Haar ist von fadem Blond, seine Augen sind verwaschen, seine Wimpern weiß. Und während
     er sich über den Kranken beugt, bildet sein rundes, weiches, ausdrucksloses Gesicht einen frappierenden Kontrast zum langgezogenen
     Kopf Grabels.
    |267| Dieser zuckt unaufhörlich mit den Lidern, dann gelingt es ihm, mich ins Blickfeld zu bekommen, und er sagt mit schwacher,
     tonloser Stimme: »Vielleicht muß die Dosis überprüft werden.«
    Burage weist mit ihren Augen auf Crawford und richtet an mich eine dringende Aufforderung. Hastig sage ich:
    »Nicht sprechen, ruhen Sie sich aus. Crawford, würden Sie mein Stethoskop holen?«
    »Ja, Doktor«, sagt sie eifrig.
    Sie geht hinaus. Burage folgt ihr auf dem Fuße, um offensichtlich zu vermeiden, daß sie sich allein in meinem Arbeitszimmer
     aufhält; Pierce schließt sorgfältig hinter beiden die Tür.
    »Ich habe Crawford nicht gesehen«, sagt Grabel mit einer an Festigkeit gewinnenden Stimme.
    Die Apathie weicht nach und nach von Grabel, und sein Bewußtsein erobert von Sekunde zu Sekunde umfassendere Zonen seines
     Gehirns. Ich sehe ihn mit wissendem Blick an, doch mache ich keine Bemerkung. Ich weiß nicht, ob die Abhöranlage dieses Raumes
     in Burages Zimmer führt.
    Vibrierend und wogend kommt Crawford mit dem Stethoskop zurück und berührt meine Hand, als sie es mir gibt. Ich halte die
     Augen wie eine Jungfrau gesenkt. Ich setze ein Knie auf die Erde. Während ich in dieser Position Grabels Herz abhorche, kommt
     Burage wieder herein, mit einer Tasse Kaffee in der Hand.
    Ich spiele die Komödie mit.
    »Hatten Sie schon einmal eine solche Ohnmacht, Grabel?« frage ich als Mediziner.
    Grabels Augen lächeln.
    »Es kam hin und wieder vor.«
    »Sie müssen auf sich aufpassen«, fahre ich im Sprechstundenjargon fort. »Keine Überanstrengung. Gehen Sie früh schlafen. Verschaffen
     Sie sich Bewegung.« Mit einem Lächeln füge ich hinzu: »Und nicht soviel Kaffee!«
    Dieser kleine ärztliche Ratschlag entspannt die Atmosphäre. Pierce und ich helfen Grabel, sich auf den Stuhl zu setzen. Seine
     kleinen schwarzen Augen leuchten vor Dankbarkeit, und er trinkt in kleinen Schlucken den Kaffee, den Burage ihm verabreicht.
    Die Entscheidungen des
Wir
über mein Privatleben erfahre |268| ich nicht mehr an diesem Nachmittag, denn ich halte es für notwendig, in meinem Arbeitszimmer sofort mit Pierce und Smith
     ein Gespräch zu führen, an dem später auch Grabel teilnimmt, der wieder völlig auf dem Posten ist, wie mir scheint. Burage
     ist nicht dabei, aber sicher sitzt sie in ihrem kleinen Zimmer an der Abhöranlage.
    Bemerkenswerterweise unterbleibt während unserer Unterhaltung jegliche Anspielung auf die Tatsache, daß Dr. Grabel kein A
     ist. Ich möchte Pierce und Smith gegenüber nicht eingestehen, daß ich es nicht wußte und nicht von der Impfung informiert
     worden war, die er als erster an sich vornahm.
    Ich gebe der Besprechung eine rein technische Wendung. Das Serum wurde auf der Grundlage von Absonderungen gewonnen, die durch
     Lagerung abgeschwächt waren, und es ist schwierig, nach einem einzigen an einem Menschen vollzogenen Experiment zu wissen,
     ob die

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