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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ich bin nicht unglücklich, daß wir Schluß machen. So wenig Vergnügen hat mir noch nie ein Bad bereitet.
     Auf dem Beckenrand reicht mir Helsingforth wortlos mit einer einfachen Geste ihr orangefarbenes Handtuch und dreht mir den
     Rücken zu. Ich folge dieser neuerlichen Aufforderung, mich als Abtrockner zu betätigen, wie schon das erstemal nicht ohne
     Verwirrung.
    Meine Augen befinden sich knapp in Höhe ihrer Schulterblätter, und ich bin erneut von ihrem harmonischen Körperbau und der
     Feinheit ihrer Haut überrascht. Die Muskulatur ist kräftig, tritt jedoch nicht hervor; diese Frau hat in jeglicher Hinsicht
     die Körpermaße einer Statue, wirkt aber trotz ihrer Proportionen nicht männlich: ganz im Gegenteil, alle charakteristischen
     Rundungen, Becken, Busen, Bauch, Schenkel, sind in ihrer vergrößerten Ausführung hypersexualisiert und wirken deshalb sehr
     anziehend.
    An diesem Körper habe ich nichts auszusetzen. Die in ihm |296| wohnende Persönlichkeit ist übergeschnappt, aber im Augenblick höre ich Helsingforths Stimme nicht, sehe auch nicht ihre kalten
     Augen und vergesse beinahe die Gewalt, die sie über mich hat.
    Im übrigen gewährt sie mir eine Atempause. Sie bewegt sich nicht, ist stumm, hält die Augen geschlossen; ihre kräftigen Arme
     hängen an ihrem Körper herab, das eine Bein ist entspannt, wodurch sich ihr Körpergewicht auf das andere verlagert und ihre
     Hüfte hervortritt. Diese Haltung macht die Illusion perfekt. Ich habe es mit einem gigantischen Götzenbild zu tun, nicht aus
     Stein, sondern aus Fleisch und Blut, mit einem Götzen ohne Seele. Von ihrer Bewegungslosigkeit ermutigt, gehe ich um sie herum,
     pflanze mich vor ihr auf, frottiere ihre Schultern und blicke verstohlen auf das bewegungslose Gesicht, das geschlossene rechte
     Auge, das linke Auge und die linke Wange, die von der wie in Marmor gehauenen, in gleichmäßigen Strähnen herabfallenden Haarfülle
     verdeckt sind. Ich sehe das alles verkürzt, denn meine Augen befinden sich in Höhe ihrer Brust, und um an ihren kräftigen,
     muskulösen Hals heranzukommen, der rund wie ein Turm ist, muß ich die Arme recken. Mein orangefarbenes Handtuch gleitet tiefer,
     zu ihren riesigen, festen, straffen Brüsten, und ich frottiere vorsichtiger, um zu verhindern, daß Helsingforth aus ihrer
     Versteinerung erwacht. Aber es passiert nichts, und ich arbeite mich weiter nach unten, wobei ich mich immer tiefer bücke
     und schließlich mit einem Knie den Boden berühre, um ihre Beine abzutrocknen.
    »Das reicht, Martinelli«, sagt Helsingforth mit heiserer Stimme, als ob sie innerhalb weniger Minuten die Fähigkeit zu sprechen
     eingebüßt hätte.
    Ich stehe auf und nehme Abstand, reiche ihr dann das Handtuch und begegne dem Blick ihres rechten Auges, das seinen grimmigen
     Ausdruck noch nicht angenommen hat.
    »Fachen Sie das Feuer an«, sagt sie kurz angebunden, während sie sich das Handtuch über die Schulter wirft, mir den Rücken
     zukehrt, sich zum anderen Ende des Swimmingpools begibt und durch die Glastür des Wohnzimmers verschwindet.
    Ich vermute, sie hat das Handtuch mitgenommen, um mich daran zu hindern, es zu benutzen und mich wieder anzuziehen. Ich nehme
     weiterhin an, daß ich Feuer in dem mir nächstgelegenen Kamin entfachen soll, denn ich stelle fest, daß sich in der |297| großen, verglasten Halle außer den Warmluftheizern zwei Kamine befinden, der eine auf der anderen Seite des Swimmingpools,
     in der Mitte der an die Wohnräume grenzenden Mauer, der andere drei Meter von mir entfernt, in der Ruheecke, links von der
     völlig verglasten Giebelmauer. Ein niedriger Tisch, ein Rohrsessel und Hocker aus Eichenholz stehen davor.
    Ich werfe Kleinholz in die Glut, stapele die Scheite auf, betätige den Balsebalg und sehe erleichtert die Flamme emporschießen,
     denn trotz der Innentemperatur wurde mir langsam kalt. Ich stelle mich abwechselnd mit dem Gesicht und dem Rücken zum Feuer
     und bin schon trocken, als Helsingforth nackt und majestätisch, mit weitausholendem Schritt und leeren Händen, durch die Glastür
     ihren Einzug hält. In ihrem Kielwasser folgt Audrey, die im Vergleich zu ihr absurd klein wirkt. Ihre mageren Arme halten
     mit Mühe ein Teetablett, auf dem sich die vielgerühmte Silberkanne, mehrere Scheiben Toast und, ich traue meinen Augen kaum,
     zwei Tassen befinden.
    Audrey trägt ein einfaches weißes Kleid im Stil von 1900 mit Offizierskragen und hat ihr Haar geknotet. So ähnlich

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