Die geschützten Männer
wobei die Einwilligung des Erzeugers nicht erforderlich war.
Das
Gesetzbuch der Frau
enthielt Ansätze zu einer in der Weltgeschichte beispiellosen sexuellen Revolution. Aber es war eine Revolution, die ihren
Namen verschwieg. Die geschickten, keineswegs provokatorischen Formulierungen des Gesetzbuches zeugten von der »weiblichen
List« der Präsidentin, wie die sexistischen Psychologen alten Stils es genannt hätten. Die neue Gesetzgebung schien in keinem
Punkt die Prinzipien der monogamen Ehe anzutasten, aber bei genauerem Hinschauen erwies diese sich als bloße Hülle. Der auf
seine biologische Rolle des Erzeugers reduzierte Mann war als Vater von der Bildfläche verschwunden: sein sozialer Einfluß
war auf diskrete Weise beseitigt worden. Nachdem er seine führende Stellung eingebüßt und aufgehört hatte, den Kern der Familienzelle
darzustellen, wurde er zu einer Randerscheinung der Gesellschaft.
Wie Burage angekündigt hatte, war der juristische Begriff des Eigentums als Bestandteil der »Rechte« des Vaters zusammen mit
diesen Rechten verschwunden. Nur die Mütter hatten eine sozial definierte Existenz. Ob sie allein oder mit einem Mann lebten
– juristisch gesehen waren sie ledig, weil die Vormundschaft des Mannes und die ökonomische Abhängigkeit von ihm verschwunden
waren.
|352| Ihnen wurde geholfen, sicher, aber von der Gemeinschaft. Die großzügige, ständige und vielfältige Hilfe, die den Müttern gewährt
wurde – Familienzuwendungen, Prämien, Steuererleichterungen, Krippen in Wohnvierteln und Dörfern, die rund um die Uhr geöffnet
waren –, klammerte die »Väter« aus und mündete de facto in eine unauffällige Verstaatlichung der Erziehung.
Diese Reformen wären nicht denkbar gewesen, wenn die Männer auf ökonomischem Gebiet noch die Kontrolle über die entscheidenden
Ressourcen des Landes gehabt hätten. Es versteht sich von selbst, daß das Geld früher oder später dem ehemals herrschenden
Geschlecht wieder zu den Positionen verholfen hätte, die es durch die Gesetze verloren hatte. Aber diese Möglichkeit schien
für immer ausgeschlossen zu sein. Während der Epidemie war den Frauen durch Erbschaft mehr als die Hälfte der Produktionsmittel
der USA zugefallen, und sie hatten sich als fähig erwiesen, sie zu nutzen. Die neue Steuergesetzgebung von Präsidentin Hope
garantierte die Fortführung dieses Prozesses. Weiblichen Besitzern von Unternehmen und Gesellschaften, in denen die Frauen
die Aktienmehrheit besaßen und führende Posten innehatten, wurden Steuererleichterungen gewährt. Da das Steuersystem ein anderes
Gewicht bekommen hatte, um die neuen Belastungen der Nation abzusichern, führte diese Maßnahme praktisch entweder zum Verschwinden
der von Männern beherrschten Betriebe oder zu ihrer Übergabe an Frauen. Gleichzeitig wurde das Erbrecht erheblich begünstigt,
wenn der Besitz der Mütter an die weiblichen Nachkommen überging. Gewiß konnte eine Mutter durchaus ein Testament zugunsten
eines Sohnes machen, doch unter der Bedingung, daß der der Tochter hinterlassene Anteil nicht geringer war. Diese Gleichheit
existierte im übrigen nur dem Schein nach. Durch die Erbschaftssteuer büßte ein männlicher Nachkomme mehr als die Hälfte des
hinterlassenen Besitzes ein, während die Steuern der Erbinnen 10 Prozent nicht überschritten.
Das
Neue Gesetzbuch der Frau
schuf auf diese Weise durch eine einfache steuerliche Maßnahme und ohne jegliche prinzipielle Deklaration ein zugunsten der
Töchter abgewandeltes Erstgeburtsrecht. Wenn das Gesetzbuch nicht in nächster Zukunft aufgehoben wird, werden seine Bestimmungen
in zwei oder drei Generationen zur völligen Beherrschung der USA-Wirtschaft |353| durch die amerikanischen Frauen – und damit zur Verewigung ihrer politischen Macht – geführt haben.
Dieser Prozeß ist offensichtlich nicht abgeschlossen, er dauert zur Stunde noch an. Doch kann man nicht umhin einzuräumen,
daß Präsidentin Hope dank ihrer Überzeugungskunst, der Respektierung der Redefreiheit und dank ihrem guten Einvernehmen mit
dem Kongreß im Begriff ist, dort Erfolg zu haben, wo die vorhergehende Regierung so kläglich gescheitert ist. Bedfords Bigotterie,
die kriminelle Männerfeindlichkeit ihrer Clique, der Traum der Grimm und Jettison, einen – ich zitiere ihren schwachsinnigen
Pleonasmus – »parthenischen unisexuellen Staat« zu errichten, hatten zur Folge, daß die USA in einen
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