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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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und drei oder vier Personen, deren Funktionen und Namen mir unbekannt
     sind. In ihrer Mitte prangt ein Sessel, der respektvoll leer gelassen wurde und, wenn ich so sagen darf, mit der ständigen
     Abwesenheit von Mrs. Helsingforth ausgefüllt ist. Ich würde nicht behaupten, daß die Leute aus dem Schloß den Sessel grüßen
     wie die Schweizer Geßlers Hut, wenn sie an ihm vorbeigehen, aber mir fällt auf, daß sie ihn mit honigsüßer Miene streifen,
     als wäre er besetzt.
    In der zweiten und dritten Reihe sitzen die »alleinstehenden Frauen« von Blueville; dem Alter und dem Äußeren nach sehr unterschiedlich,
     gleichen sie sich in einer Hinsicht völlig: sie würdigen die PMs niemals eines Blickes.
    In der dritten, vierten und fünften Reihe sitzen die A.s, die im Knopfloch alle das grüne Abzeichen mit dem goldenen Buchstaben
     ihrer Sekte tragen. Eine dichtgedrängte, sehr selbstzufriedene Gruppe; in der Öffentlichkeit tun sie ebenfalls so, als kennten
     sie uns nicht, obwohl die meisten von ihnen uns in den Labors unterstellt sind. Ich möchte an dieser Stelle betonen, daß ein
     erheblicher Teil der A.s verheiratet ist, doch im Unterschied zu den PMs sind ihre Familien in der Außenwelt geblieben, wohin
     sich die A.s, ihrer Immunität sicher, von Zeit zu Zeit begeben können, ohne sich selbst zu gefährden, allerdings auch ohne
     ihren Frauen viel Vergnügen zu bereiten, wie ich vermute.
    In den letzten Reihen des Saales schließlich und damit zugleich auf der untersten sozialen Stufe von Blueville die PMs mit
     ihren Frauen und Kindern, ihrer Zahl und mehr noch ihrem Rang nach den beiden anderen Gruppen unterlegen.
    Die Predigt von Reverend Ruth Jettison behandelte ein Thema, das mit seinen Prämissen an den Bladderstirismus erinnerte, sich
     aber von ihm durch seine Schlußfolgerungen unterschied. Die Enzephalitis 16 war offensichtlich nichts anderes als eine Strafe
     Gottes. Der Herr erhob seine Rechte gegen die Sünder, um sie für ihre Verirrungen zu bestrafen. (Wie oft habe ich seither
     diese alte Leier gehört!) Indessen war unter »Verirrung« nicht das zu verstehen, was Bladderstir meinte. Seit grauer Vorzeit
     bis in unsere Tage hatte die schwere Sünde des Mannes darin bestanden, die Frau in Sklaverei zu halten.
    |55| An dieser Stelle malte Ruth Jettison ein Bild, das trotz einiger Übertreibungen und eines gewissen Mangels an Feinheiten und
     historischer Perspektive eine Reihe von Wahrheiten enthielt. Nach dieser insgesamt völlig gerechtfertigten Verurteilung der
     im Wandel der Zeiten praktizierten männlichen Misogynie wurde die Predigt zum Fieberwahn. Mit blitzenden Augen, abgerissenen
     Sätzen und rächender Geste verlegte sich Ruth Jettison auf den Nachweis, wie sehr die Männer die Frauen »haß ten «.
    Ruth Jettison stellte die Behauptung auf, der Mann empfinde vor dem Körper der Frau einen tiefen Ekel, der in seinem »Va ginahaß « gipfele, wie sie es, allerdings mit obszönen Worten, bezeichnete. Als Beweis führte sie sorgfältig zusammengeflickte Einzelheiten
     an und gab Zitate oder angebliche Zitate wieder, jedoch ohne Nennung von Personen, Ort und Zeit; in erster Linie stützte sie
     sich auf eine Reihe von Anekdoten, in denen die Haltung verwahrloster, neurotisierter und sadistischer Jugendlicher gegenüber
     Mädchen als männliche Norm dargestellt wurde.
    Ich muß sagen, die obszöne Ausdrucksweise, das Paradoxe der Behauptung und vor allem die unsachliche Methode, mit der die
     Missionarin sie zu beweisen versuchte, riefen bei den PMs Lächeln, Lachen und unterschiedliche Reaktionen hervor. Denn für
     die anwesenden Forscher lag es klar auf der Hand, daß Ruth Jettison zu keinem Zeitpunkt ernsthafte wissenschaftliche Recherchen
     betrieben und keine umfassenden, repräsentativen Umfragen gemacht, sondern eine äußerst unverfrorene und willkürliche Art
     der Hochrechnung angewandt hatte. Ihre auf isolierten Fakten beruhende These war eine auf den Kopf gestellte Pyramide. Indem
     sie die bescheidene Methode der Befragung durch die dogmatische Behauptung ersetzte, hatte sie ein paar Maulwurfshügel zu
     einem riesigen Gebirge aufgetürmt.
    Das religiöse oder parareligiöse Denken ist überaus bequem. Es ersetzt alles. Mit blitzenden Augen, mit einer vor heiligem
     Zorn bebenden Stimme und mit niederwalzenden Worten kam Ruth Jettison schließlich zu ihrer Schlußfolgerung; für den Mann,
     so behauptete sie, ist die Frau ein wertloser Behälter, in den er sein Sperma

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