Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)
Trocknen. Was mach ich mit Lazuli? Der spielt nicht hoch, wenn die schönste Frau von Banza vor ihm stände. Molli ist ein elender Gauner. Kurz, alle Spieler sind keinen Rechenpfennig wert, und man weiß nicht mehr, mit wem man sich einlassen soll.«
Nach dieser Jeremiade erzählte das Kleinod, wie sehr ihm von jeher mitgespielt worden, und wozu seine Gebieterin im Unglück zuweilen hatte greifen müssen. »Ohne mich,« sprach es »wäre Manille schon hundertmal ruiniert. Des Sultans Schatzkammer könnte die Schulden nicht abtragen, die ich bezahlt habe. Einmal verlor sie in einer Sitzung an einen Bankier und an einen Domherrn zehntausend Dukaten. Sie besaß nichts mehr als ihren Schmuck. Aber den hatte ihr Gemahl erst kürzlich ausgelöst, so daß sie ihn nicht von neuem dran wagen durfte. Doch sie bekam Karten in die Hand, und das Unglück sandte ihr eine Ahndung von Gewinnst, wie es immer tut, wenn es jemand zugrunde richten will. Man drang in sie, sich zu erklären. Manille blätterte die Karten durch, griff in ihre Tasche, von der sie sicherlich wußte, daß sie leer sei, nahm die Karten wieder vor, sah sie. von neuem an und sprach kein Wort. ›Was setzen Ihre Gnaden?‹ fragte der Bankier. ›Ich setze,‹ sagte sie, – ›ich setze mein Kleinod.‹ ›Wie viel gilt’s?‹ fragte der Bankier. ›Hundert Dukaten,‹ antwortete Manille. Der Domherr stand auf. So viel schien ihm das Kleinod nicht wert. Der Bankier schlug ein. Manille verlor und bezahlte. Die törichte Eitelkeit, ein Kleinod von Stande zu besitzen, verblendete den Bankier. Er bot sich an, meine Gebieterin im Spiel freizuhalten, wenn ich seinem Vergnügen dienen wollte. Der Handel war gleich geschlossen. Aber Manille spielte hoch, und ihr Lieferant war nicht unerschöpflich, so sahen wir bald den Boden seiner Kasse.«
Meine Gebieterin hatte zum Pharao eine glänzende Spielgesellschaft eingeladen. Die ganze Bekanntschaft stand auf der Liste. Es sollten nur Golddukaten gesetzt werden dürfen. Wir rechneten auf unsers Liebhabers Börse. Aber am Morgen dieses großen Tages schrieb uns der Lump, er habe keinen Dreier und ließ uns in der größten Verlegenheit. Wir mußten uns heraushelfen und durften keinen Augenblick verlieren. Endlich ergaben wir uns einem alten Brahminen- Oberhaupt, dem wir einige Gefälligkeiten sehr teuer bezahlen ließen, um die er lange vergebens anhielt. Die Sitzung kostete ihm doppelt so viel, als die jährliche Einnahme seiner Pfründe.
Nach einigen Tagen kam der Bankier wieder zurück. Er wollte verzweifeln, wie er vorgab, daß die gnädige Frau ihn gerade nicht bei Kasse gefunden hatte. Er rechnete immer auf ihre Güte. »Da verrechnen Sie sich, mein Lieber,« antwortete Manille. »Es schickt sich nicht, daß ich Sie weiter empfange. Solange Sie imstande waren, mir zu borgen, wußte die Welt, warum ich Sie ertrüge. Jetzt, da Sie zu nichts gut sind, würde meine Ehre darunter leiden.«
Diese Rede verdroß den Bankier und mich auch, denn es war vielleicht der beste Junge in Banza. Er vergaß sich so weit, Manillen vorzuhalten, sie koste ihm mehr als drei Opernmädchen, die ihm viel mehr Vergnügen gemacht haben würden. »Ach!« rief er seufzend aus, »warum hielt ich mich nicht an mein kleines Wäschermädel? Die war närrisch in mich verliebt! Die war so glücklich, wenn ich ihr ein seidnes Tuch gab!« Manille fand keinen Geschmack an dem Vergleich, unterbrach ihn in einem Ton, vor dem er erbebte, und befahl ihm, sich augenblicklich zu entfernen. Der Bankier kannte sie und wollte lieber friedlich die Treppen hinuntergehn, als aus dem Fenster springen müssen.
Manille borgte in der Folge von einem andern Brahminen, der, wie sie sagte, sie im Unglück tröstete. Der Heilige ward der Nachfolger des Kaufmanns, und wir zahlten ihm mit gleicher Münze. Sie verlor mich noch öfter, und man weiß ja, daß Spielschulden die einzigen sind, die Leute von Welt bezahlen.
Trifft es sich, daß Manille gewinnt, so ist sie die tadelloseste Frau in Kongo. Das Spiel ausgenommen, ist alsdann ihr Betragen so musterhaft, daß man darüber erstaunt. Man hört kein böses Wort von ihr. »Ihre Tafel ist gut besetzt, ihre Putzhändlerin und ihre Leute sind gut bezahlt. Sie beschenkt ihre Bedienten, löst zuweilen ihre Kostbarkeiten ein und tut ihrem Hunde schön und ihrem Gemahl. Aber dreißigmal monatlich setzt sie alle diese liebenswürdigen Eigenschaften und ihr Geld auf ein Pique-As. Dies Leben hat sie geführt, wird sie führen, und
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