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Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Diderot
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Meine gute Laune ist auf einen Monat dahin!« Hier schwieg Mangogul und ging von neuem auf und ab im Gemach der Favorite. Er ließ den Kopf hängen, stand still, ging wieder ein Stück und stampfte mit dem Fuß. Endlich setzte er sich, erhob sich schnell wieder, sagte der Sultanin gute Nacht, vergaß sie zu umarmen, und begab sich auf sein Zimmer.
    Der gelehrte Afrikaner, der sich durch die Geschichte der glorwürdigsten Regierung Eguebzeds und Mangoguls unsterbliche Verdienste erwarb, fährt in seiner Erzählung also fort: Mangoguls Zorn ließ vermuten, daß er alle Gelehrten aus seinem Reiche verbannen werde. Keineswegs! Tags darauf stand er heiter auf, ritt am Morgen spazieren, speiste am Abend im Garten des Serails unter einem prächtigen Zelt mit Mirzoza und seinen Günstlingen und schien ganz und gar keine Regierungssorgen zu haben. Die Mißvergnügten im Staate, die Nörgler von Kongo, die Neuigkeitskrämer von Banza, unterließen nicht, dieses Benehmen sehr zu tadeln. Und was haben solche Leute nicht zu tadeln? »Heißt das,« sagten sie auf ihren Spaziergängen und in ihren Kaffeehäusern, »heißt das Staatsverwaltung, wenn man den ganzen Tag herumreitet und sich des Abends zu Tische setzt?« »O! daß ich Sultan wäre,« sagte ein Titulär- Rat, der ein ganzes Vermögen im Spiel verloren hatte, von seiner Frau geschieden war und seine Kinder unerzogen herumlaufen ließ, »daß ich Sultan wäre! der Wohlstand des Landes sollte viel blühender sein! Ich wäre der Schrecken meiner Feinde und die Liebe meiner Untertanen. Es sollte mir nur sechs Monate kosten, meine Polizei anders einzurichten, ein neues Gesetzbuch einzuführen, meine Armee auf einen andern Fuß zu bringen und eine Seemacht zu schaffen. Alle Häfen sollten Kriegsschiffe fassen können. Den dürren Sand verwandelte ich alsbald in fruchtbares Erdreich, die Feldwege in feste Heerstraßen. Abschaffen würde ich oder doch um die Hälfte vermindern die Steuern. Und was die Gnadengehälter anlangt, meine Herren Schöngeister, so dürftet Ihr höchstens einmal daran riechen. Gute Offiziere, Pongo Sabiam! Gute Offiziere, alte Soldaten, Beamte, die wie unsereins ihre Arbeitskraft und ihre Nachtruhe opfern, um den Völkern Recht zu schaffen! Das sind die Männer, denen ich meine Wohltaten würde zuteil werden lassen.« »Denkt Ihr noch daran, Ihr Herren,« ließ sich jetzt ein alter, zahnloser Staatsmann vernehmen, der nur noch drei Haare auf dem Kopfe hatte, dessen Rock an den Ellenbogen durchlöchert war, und der zerrissene Manschetten trug, »denkt Ihr noch an unseren großen Kaiser Abdelmaleck aus der Dynastie der Abyssinen, der vor zweitausenddreihundertfünfundachtzig Jahren regierte? Denkt Ihr noch daran, wie der zwei Sterndeuter an den Pfahl schlagen ließ, weil sie sich bei einer Sonnenfinsternis um drei Sekunden verrechnet hatten? und seinen Leibarzt ließ er lebendigen Leibes auseinandersägen, weil er ihm an einem Tage, den der Kalender als unglücklich angab, ein Abführmittel verordnet hatte!«
    »Und was sollen uns,« fragte ein anderer, »was sollen uns die nichtsnutzigen Brahminen? Dieses Gezücht, das sich mit unserm Blute mästet? Die überreichen Stiftungen, von denen sie schwelgen, die weit eher uns zukommen?« Ein anderer meinte: »Was wußte man vor vierzig Jahren von einer lothringischen Kirche und von lothringischen Likören? Man hat sich einem Luxus ergeben, der die baldige Vernichtung des Reiches bedeutet und der eine notwendige Folge der Geringschätzung der Pagoden und der Sittenlosigkeit ist. Solange man an der Tafel des großen Kanoglu nur einfaches Rindfleisch aß und nur Sorbet trank, wer wußte da etwas von ausgeschnittenen Kleidern, von Martinscher Schminke, von Rameauscher Musik? Die Mädchen von der Oper waren damals ebenso menschenfreundlich als heutzutage, aber um weit billigeren Preis. Aber seht Ihr wohl, der Fürst ist es, der alles verdirbt. Ja, wenn ich Sultan wäre …!« »Wenn du Sultan wärst,« antwortete ein alter Soldat, der mit genauer Not dem Gemetzel der Schlacht von Fontanoy entgangen war und der an der Seite seines Fürsten am Tage von Laufeld einen Arm verloren hatte, »dann würdest du noch mehr Dummheiten machen, als du jetzt zum besten gibst. Ach, Freund, du kannst deine Zunge nicht im Zaum halten und willst ein Reich regieren? Du bist nicht einmal Herr in deinem eignen Hause und möchtest dich in Staatsgeschäfte mischen? Halt das Maul, Unglücksmensch! Ehre die Mächte dieser Erde und danke

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