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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammengelegt wie auch die Hände, die er gegen seine Wunde gepreßt hielt, wobei es ihm nicht möglich war, das Blut zu stoppen, denn es sickerte unter seinen Handflächen hervor.
    Konnte ich ihn noch retten?
    Ich bückte mich.
    Er sah meine Bewegung und hob den Blick, so daß wir uns beide in die Augen schauten.
    »Du Schwein!« keuchte er. »Du verdammtes Schwein. Ich… ich… werde eingehen und ich…«
    »Es ist deine Schuld!«
    Er grinste scharf. »Nein, du hättest dich nicht…«
    Dann schrie er leise auf. Wenig später stärker. Da waren seine Schreie so laut, daß sie die Geräusche der Tritte übertönten, die von oben her die Treppe hinabpolterten, denn unsere Schüsse waren nicht ungehört geblieben. Neugierige kamen, um zu schauen.
    Der Satanist löste seine Hände von der Oberschenkelwunde. Obwohl das Licht nicht besonders gut war, konnte ich sehr gut erkennen, was meine geweihte Silberkugel bei ihm angerichtet hatte.
    Es war nicht nur die einfache Wunde, sondern auch noch etwas anderes. Sie vergrößerte sich, die Haut schrumpfte an den Rändern zusammen und zog sich gleichzeitig zurück, so daß mir die Wunde vorkam wie die Oberfläche eines dunklen, zuckenden Teiches, die immer mehr Platz für sich beanspruchte.
    Er kam nicht durch. Der Einfluß des Satans war einfach zu groß. Der Teufel hatte ihn geimpft, und da war das geweihte Silber für ihn wie ein tödliches Gift.
    Noch lebte er, und noch konnte er mir sagen, was geschehen war. Auch wenn er dicht davorstand, von einer Welt in die andere zu springen. Die Augen bewegten sich, und dadurch bekam sein Blick etwas Flackerndes.
    Ich vermeinte, den scharfen Geruch einer Schwefelwolke wahrzunehmen, konnte mich aber auch getäuscht haben.
    »Warum?«
    »Fahr zur Hölle!«
    »Nein, ich will in die Gruft. Und du kannst mir sagen, wo ich sie finde. Was ist los mit ihr? Was habt ihr mit der Gespenster-Gruft zu tun? Weshalb wolltet ihr die Grufties vernichten?«
    »Der Teufel… er… er sollte sie haben, verstehst du? Er brauchte Nachschub.«
    »Davon hat er leider mehr als genug.«
    »Nicht für die Gruft«, keuchte der Satanist. »Nicht für die Gruft. Sie soll gefüllt werden. Einige Höllengespenster existieren schon dort, aber es sind noch immer zuwenig. Die Gespenster brauchen Platz, sie brauchen einen Ort, wo sie die Zeiten überdauern können, denn wenn der Teufel seine Herrschaft antritt, gehören sie zu seiner Armee. Er hat seine Stützpunkte überall, und er wird siegen, er wird…«
    Nicht ein Wort drang mehr aus dem Mund des Satanisten. Dafür ein tiefes Stöhnen, das sich anhörte, als wäre das Tor zur Hölle geöffnet worden, um all die Kräfte freizulassen, die sich hinter dem Eingang versammelt hatten.
    Sein Gesicht glühte in einem dunklen Rot auf. Der Mund öffnete sich noch weiter, er riß an den Mundwinkeln ein. Dampf fauchte mir entgegen, ich hörte die entsetzten Rufe der Menschen, die auf der Treppe standen und über das Geländer hinweg in die Tiefe schauten.
    Sie sahen auch, wie sich der Körper des Satanisten noch einmal aufbäumte.
    Er zuckte in die Höhe, und ich hielt ihn nicht zurück. Dann schlug er mit dem Hinterkopf auf. Das Geräusch hörte sich an, als sei ein Ei auf den Boden gefallen und zerplatzt. Danach war nichts mehr.
    Stille, die sich wie eine Glocke ausgebreitet hatte und auch über dem Gesicht des Satanisten schwebte, das für mich nichts Menschliches mehr an sich hatte. Dann, kurz vor dem Tod, hatte es noch einmal gezuckt, und es war der Haut nicht mehr möglich gewesen, dem Druck standzuhalten. Sie war in seinem Gesicht zerrissen wie dünnes Papier.
    Es gab den Satanisten nicht mehr, und ich stemmte mich langsam in die Höhe. Dabei richtete ich den Blick nach oben, sah die Gesichter der Hausbewohner über mir, wobei die Köpfe schnell wegzuckten, als mein Blick sie traf.
    Sie verstanden nichts. Sicherlich hatten sie viele Fragen, doch ich glaubte nicht daran, daß sie sich trauten, sie auch zu stellen. Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen, gab ich meine Identität preis und kümmerte mich dann um den Mann, dessentwegen wir das Haus überhaupt betreten hatten.
    Es war der Fotograf Harry Heister. Ihm ging es alles andere als gut. Ich wunderte mich, daß er noch auf den Beinen stand. Er mußte sich gegen die Wand lehnen, sonst hätte er den Halt verloren. Sein Gesicht schimmerte bleich wie Frischkäse.
    Immer wieder schüttelte er den Kopf, als könnte er dies alles nicht begreifen. Aber er lebte, und er

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