Die Gespenstergruft
er nicht wahr. Er bekam auch nicht mit, wer sich in diesem Hof noch aufhielt, er wunderte sich nur, mit welch einer Kraft es der Schwarzgekleidete schaffte, die Sprossen der Eisenleiter hochzuklettern und die Krone zu erreichen.
Dort blieb er geduckt stehen und drehte sich um.
Er schaute zur Hintertür hin, die Suko gerade durchsprangen hatte. Der Inspektor riß den Arm hoch, er zielte auf den Satanisten, der sich genau in dem Augenblick bewegte und den Flammendolch auf Suko zuschleuderte. Die Waffe verwandelte sich für ihn in einen Feuerblitz. Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit raste er auf Suko zu, der dadurch dermaßen abgelenkt wurde, daß er keinen Schuß mehr abgab. Er konnte sich nur mehr zur Seite werfen, zum Erdboden tauchen und darauf hoffen, daß ihn der höllische Blitz verfehlte.
Das war der Fall.
Nur eine halbe Armlänge entfernt rammte der Flammendolch in das Holz der Tür, und sofort sprühte das Feuer in die Höhe. Das Holz brannte wie Zunder. Knisternde Flammen zuckten wie sprühende Wunderkerzen in alle vier Richtungen weg. Ein wahres Sternengeflimmer umrahmte den Inspektor, und der konnte alles gebrauchen, nur keinen Brand bei diesem Wetter. Da würde sich das Feuer rasend schnell ausbreiten.
Deshalb versuchte Suko, es zu löschen. Er wußte, daß es ein magisches Feuer war, und das konnte mit normalem Wasser nicht gelöscht werden.
Dafür mit einer anderen Magie.
Die steckte in der Dämonenpeitsche.
Suko zog sie hervor, schlug den berühmten Kreis. Die drei Riemen rutschten heraus, dann schlug er zu, traf die Flammen voll und sah, wie sie der anderen Magie nichts mehr entgegenzusetzen hatten, denn sie wurden nicht nur kleiner, sie verloschen, als hätte ein gewaltiger Mund sie ausgeblasen.
Aus – vorbei…
Träger Rauch quoll noch an Suko vorbei und reizte zum Husten. Auch den Flammendolch sah er nicht. Er schien innerhalb der Tür zusammengeschmolzen zu sein.
Suko ging nicht zurück in das Haus, sondern rannte quer über den Hof auf die Leiter zu. Daß einige Menschen zusammenliefen, störte ihn nicht, er wollte wissen, ob noch die Chance bestand, den Satanisten zu fangen.
Suko erreichte die Mauerkrone. Sie war so breit, das er bequem darauf stehen konnte. Er schaute nach vorn.
Nichts mehr zu sehen.
Nur eine Straße, weitere Häuser, Vorder- und Rückseiten, auch Menschen, die sich normal bewegten wie auch die über die Straße rollenden Fahrzeuge.
Der Satanist war weg. Er hatte die Gunst der Sekunde genutzt und sich verkrochen.
Doch aufgeben würde er nicht, das wußte Suko genau. Er konnte diese Typen gut einschätzen.
Er kletterte wieder zurück.
Die Männer standen unten vor der Leiter und schauten drohend zu ihm hoch. Sie waren überrascht worden, sie würden ihm einige Fragen stellen, und Suko machte dem Spuk noch auf der Leiter stehend ein Ende, bevor überhaupt etwas geschah.
Er sprang die letzten Stufen hinab und nickte den Leuten zu, die vor ihm zurückwichen. Einen Mann, dessen rote Hosenträger ihm auffielen, holte er sich heran und wollte von ihm wissen, was die Zeugen gesehen hatten.
Keiner kannte den Mann. Er war für sie fremd, sie hatten ihn zuvor nie hier gesehen.
Suko mußte ihnen glauben.
Er ärgerte sich natürlich, daß ihm der Anführer der Satanisten entwischt war. So blieben nur mehr die beiden anderen als letzte Hoffnung und natürlich Harry Heister…
***
Der Satanist starb vor meinen Augen!
Es war derjenige, der gegen den Treppenaufbau gefallen war. Ob er durch mein geweihtes Silbergeschoß sein Leben aushauchte, das konnte ich nicht mit Gewißheit sagen, denn es war noch etwas anderes passiert. Der Satanist hatte beim Fallen seinen rechten Arm gedreht und den Dolch dabei so gehalten, daß die Flamme durch seine Kleidung hinweg in die Brust gedrungen war.
Sie hatte ihn buchstäblich zerfressen, verbrannt, innerlich regelrecht ausgezehrt.
Es war für mich eine Niederlage, auch wenn ich gegen den Körper schaute, dessen Brust aus einer einzigen dunklen Wunde bestand, von der sich dünne Rauchschleier lösten und in die Höhe stiegen. Das Gesicht des Satanisten zeigte die Starre des Todes. Wieder einmal hatte sich ein Mensch manipulieren lassen und auf die falsche Karte gesetzt.
Der Teufel gab seinem Helfer nur so lange eine Chance, wie dieser es auch ›wert‹ war. Hier nicht mehr.
Da war noch der zweite.
Er lebte, denn ich hörte sein Stöhnen. Er lag schräg hinter mir, das verletzte Bein angezogen, die Arme ausgestreckt und dicht
Weitere Kostenlose Bücher