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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Er schüttelte den Kopf. »Die Leichtgläubigkeit dieser Leute ist heute schon genug strapaziert worden, selbst wenn es sich um eine Horde abergläubischer und von Fieber und Hunger geplagter Seeleute handelt. Hier oben kann ich unserGespräch mit dem Geräusch eines künstlichen Windes übertönen.«
    Das war der Grund, warum der Wind so stürmisch geklungen hatte, obwohl er ihn kaum spüren konnte, begriff Jonas.
    Zwei war noch nicht fertig.
    »In der jetzigen Situation würden die Männer komplett aus dem Häuschen geraten, wenn sie eine weibliche Stimme hören, die praktisch aus dem Nichts kommt«, sagte er. »Oder mit ansehen müssten, wie sich eingeschworene Feinde ein gemütliches Stelldichein geben.«
    Jonas zwang sich, mit ihm Schritt zu halten.
    »Moment mal«, sagte er. »Sie meinen, Sie und ich   – also, Abacuk Prickett und John Hudson   –, wir sind eingeschworene Feinde?«
    »Oh, bis heute waren wir das nicht«, sagte Zwei. »John Hudson war so eine Art Musterknabe, der Friedensengel auf dem Schiff, auch wenn
einige
Besatzungsmitglieder ihn einfach wegen seines Vaters gehasst haben. Aber heute war ich gezwungen, dich komplett in Misskredit zu bringen, für den Fall, dass du anfängst zu reden und mich beschuldigst   – keine Ahnung   – die Zeit durcheinanderzubringen vielleicht? Oder ein Hochstapler zu sein?«
    Zwei grinste, als sei das alles nur ein Witz.
    »Außerdem musste ich dafür sorgen, dass du an den Pranger kommst«, fuhr er fort. »Heute Morgen bist duunbedacht ins Krähennest aufgeentert. Was hättest du gemacht, wenn dich jemand aufgefordert hätte, das Großsegel zu setzen? Oder das Fall loszumachen? Du wärst verloren gewesen. Womöglich hättest du dich verletzt. So oder so wärst du als John Hudson aufgeflogen.«
    »Dann haben Sie mich also beschützt, indem Sie mich an den Pranger gebracht haben?«, fragte Jonas kleinlaut.
    »Dich beschützt oder die Zeit   – das war heute ein und dasselbe«, sagte Zwei achselzuckend.
    »Ihnen liegt immer noch an der Zeit?«, fragte Katherine mit Verwunderung in der Stimme. »Nach allem, was Sie getan haben, um sie zu ruinieren?«
    »Nun ja, so, wie es aussieht, bleibt mir nichts anderes übrig«, sagte Zwei. »Es ist eigentlich nur ein technisches Detail, aber ein paar Kleinigkeiten müssen in Ordnung gebracht werden.«
    Jonas spürte, wie ihm vor Erleichterung die Knie weich wurden.
    »Dann werden Sie die Zeit reparieren«, sagte er. »Sie sind wieder in HKs Team. Auf unserer Seite.«
    »Äh, nein«, erwiderte Zwei. »Tut mir leid. Es ist eher so, dass   … ihr meinem Team beitreten müsst. Ihr werdet die Zeit retten, nicht ich.«
    »Und wenn wir das nicht wollen?«, fragte Katherine. »Sie sind schließlich ein Mörder!«
    »Ach, das schon wieder«, sagte Zwei und wischte denVorwurf mit einer Handbewegung beiseite, als sei er völlig bedeutungslos. »Ich fürchte, ihr habt keine andere Wahl. Wenn ihr nicht tut, was ich euch sage, werden die Paradoxe uns alle begraben.«
    »
Begraben
?«, fragte Jonas kläglich.
    »Die Wortwahl war vielleicht ein wenig unglücklich. Ihr beide habt heute Abend aber auch einen pessimistischen Blick!«, sagte Zwei. »Ich wünschte, ich könnte euch das ein bisschen subtiler beibringen, aber die Zeit wird allmählich knapp. Also, kurz gesagt, ihr
müsst
mir helfen.«
    »Was passiert, wenn wir es nicht tun?«, fragte Katherine herausfordernd.
    »Dann sterben wir alle   – mit Mann und Maus«, sagte Zwei. Sein Grinsen war verschwunden, sein Tonfall todernst. »Wenn ihr mir nicht helft, endet die Zeit im Jahr 1611.«

D reiunddreißig
    Mit wackligen Knien lehnte sich Jonas wieder an die Wand des Krähennests. Er brauchte etwas, das ihm Halt gab.
    So schlimm kann es nicht sein, dachte er.
    Eines der Dinge, die sie im Jahr 1600 über Zwei gelernt hatten, war die Tatsache, dass er, selbst wenn er die Wahrheit sagte, manchmal wichtige Einzelheiten wegließ. Was enthielt er ihnen vor? Und wie konnten sie ihn dazu bringen, alles preiszugeben?
    Katherine versuchte es auf die direkte Art.
    »Warum sollen wir Ihnen glauben?«, fragte sie. »Das wäre nicht mal logisch. Ich meine, wie kann es sein, dass ich hier stehe, wenn die Zeit 1611 endet? Es dauert noch fast vierhundert Jahre, bis ich überhaupt geboren werde!«
    »O gut! Du schaltest wirklich schnell«, sagte Zwei. »Das ist eines der Paradoxe. In Anbetracht des Verlaufs, den die Zeit jetzt nimmt, ist es inzwischen unmöglich geworden, dass du jemals

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