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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wenn wir diesen Zeitabschnitt reparieren.«
    »Aber ihr habt ihn noch nicht repariert, nicht wahr?«, sagte Zwei mit zusammengebissenen Zähnen. »Werdet mal nicht übereilig. Immer eins nach dem anderen. Ich bitte euch nur darum, ein ganz kurzes Stück zurückzureisen   – zurück zum heutigen Morgen.«
    »Sie meinen, zurück zu einem Moment, bevor wir heute Morgen auf dem Schiff gelandet sind?«, hakte Jonas nach. »Wir wissen, dass niemand den gleichen Zeitabschnitt mehr als einmal durchleben kann.«
    Er hatte dieses Gesetz als sehr beruhigend empfunden, als er das erste Mal davon hörte, weil es bedeutete, dass er sich nicht den Kopf darüber zerbrechen musste, dass multiple Versionen seiner Feinde von allen Seiten auf ihn zukamen   – jeder aus einem anderen Zeitabschnitt.
    Es würde verwirrend genug sein, fünf Uhr morgens zu erleben, wenn man den gesamten restlichen Tag bereits hinter sich gebracht hatte.
    »Ihr glaubt, niemand könnte einen Zeitabschnitt mehr als einmal durchleben?«, fragte Zwei. »Hat HK euch das erzählt?«
    »Ja   … äh, nein, ich glaube, Angela hat es uns zu Hause erzählt, als wir zum ersten Mal etwas über Zeitreisen herausgefunden haben«, sagte Katherine. »Aber sie hat es von HK gehört.«
    »Ah«, sagte Zwei. »Nun gut. Im Anfängerkurs für Zeitreisende wird das tatsächlich gelehrt.« Er beugte sich vor und nahm das Windlicht vom Haken. »Ich dagegen bin in der Klasse für Fortgeschrittene, von der niemand auch nur geahnt hat, dass es sie überhaupt gibt.«
    Das arrogante Grinsen war wieder da.
    Jonas erinnerte sich an das, was HK zu ihnen gesagt hatte, als er und Katherine im Jahr 1611 angekommen waren, sie auf dem vereisten Deck gelegen und unter den Auswirkungen der Zeitkrankheit gelitten hatten:
Wir wussten nicht, was wir da taten   … wir haben sogar noch mehr Fehler gemacht, als ich dachte   … Unsere Annahmen über die Zeit selbst   – viele davon waren falsch   … Dinge, die erst zutage treten, wenn man Fehler über Fehler gemacht hat   …
    »Dann haben
Sie
die Gesetze der Zeit verändert«, sagte Jonas. »Sie haben sie neu erfunden.«
    »Nicht ganz«, sagte Zwei mit gespielter Bescheidenheit. »Das ist ausnahmsweise zu viel der Ehre.«
    »Aber wenn wir schon zurückreisen können, warumtun wir es dann nicht und reparieren das Jahr 1600?«, fragte Katherine, die bereits weiterdachte. »Auf die Art könnten wir uns den ganzen Schlamassel ersparen.«
    Sie wies mit der Hand auf die Dunkelheit jenseits des Krähennests, aber Jonas wusste, dass sie den Fluss meinte, der gar nicht existieren dürfte, den Pranger, den sie unten mit der Axt bearbeitet hatte, und den Mann, der unter Deck tot in seiner Hängematte lag.
    Und die Meuterer, die man auf einer Eisscholle ausgesetzt hatte, obwohl nach dem ursprünglichen Verlauf der Geschichte der Kapitän und seine Getreuen ums Leben kommen sollten, überlegte Jonas.
    »Ihr könnt nicht zurück ins Jahr 1600«, erwiderte Zwei ungehalten. »Ihr könnt nur dorthin zurückreisen und einen Augenblick erneut durchleben, wo sich die Zeit in Auflösung befindet. Wo alles zusammenbricht.«
    »Sie machen einem die Sache wirklich schmackhaft«, murmelte Jonas.
    Er senkte den Blick und sah, dass die Knöchel seiner Hand ganz weiß waren, so fest und so lange umklammerte er bereits das Geländer des Krähennests.
    »Ich sehe schon, ich muss euch einiges erklären«, sagte Zwei seufzend. »Was wisst ihr beide über Physik?«
    »Nichts«, erklärte Jonas unumwunden.
    »Schwarze Löcher?«, versuchte es Zwei noch einmal.
    »Die sind im Weltraum und unheimlich«, sagte Katherine. »Sie saugen alles auf und lassen nichts mehr heraus.«
    »Nicht mal Licht«, fügte Jonas hinzu. Die Dunkelheit jenseits des Krähennests machte ihm allmählich zu schaffen.
    Wieder seufzte Zwei.
    »Das wird für den Anfang wohl reichen«, sagte er. »Ich erwähne sie deshalb, weil in der Nähe eines schwarzen Lochs Dinge geschehen, die den Gesetzen der Physik, wie sie vor der Entdeckung von schwarzen Löchern galten, zu widersprechen scheinen. Und das Gleiche gilt für Orte, an denen sich die Zeit in Auflösung befindet.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sich die Gesetze der Zeit dort verändern?«, fragte Katherine.
    Zwei nickte.
    »Und das weiß niemand, weil noch nie jemand die Zeit zur Auflösung gebracht hat«, sagte Jonas. »Nicht vor Ihnen. Sie sind schuld.«
    Wäre Zwei ein Kind gewesen, hätte man die Grimasse, die er jetzt zog, wohl einen

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