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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gerettet. Glaubst du, das hätte ich getan, wenn ich vorhätte, euch etwas anzutun?«
    »Sie haben Wydowse umgebracht«, warf Katherine ihm vor, obwohl Jonas nachdrücklich den Kopf schüttelte.
    Mach ihn nicht wütend!
, sagte er im Stillen zu seiner Schwester.
Sehen wir zu, dass wir hier runterkommen und uns irgendwo in Sicherheit bringen. Dann können wir mit den Anschuldigungen loslegen!
    Aber Zwei tippte sich nur nachdenklich ans Kinn.
    »
Habe
ich Wydowse umgebracht?«, fragte er, als handle es sich um eine rein akademische Frage. »Oder ist er lediglich zu einem sehr passenden Zeitpunkt von selbst abgetreten? Wie wollt ihr das jemals mit Sicherheit wissen? Er war ein sehr kranker Mann. Die Zeit, die er in der Schaluppe verbracht hat, und das Herumstehenan Deck, um zuzusehen, wie Jonas an den Pranger gestellt wurde, selbst seine fieberhaften Aufzeichnungen am Schreibtisch   … all das musste ja seinen Tribut von ihm fordern.«
    »Sie hatten ein Motiv«, ließ Katherine nicht locker. »Das, was er über Sie geschrieben hat, über Prickett, meine ich   …«
    Zwei lachte und schlug Katherine spielerisch Wydowses zusammengerollte Aufzeichnungen auf den Kopf.
    »Ehrlich gesagt, sind diese Papiere für meine Ziele belastender als für Pricketts Charakter«, meinte er. »Wydowse war Wissenschaftler und hatte ein geschultes Auge. Selbst kurz vor dem Ende war er noch in der Lage, die logischen Widersprüche um sich herum wahrzunehmen. Außerdem wollte er seine Beobachtungen unbedingt festhalten, weil er hoffte, jemand in der Zukunft würde sie verstehen. Doch leider sind seine Aufzeichnungen zu gefährlich, um an Bord zu bleiben.«
    Zwei klang so ungezwungen und sorglos, dass Jonas nicht darauf gefasst war, was dann geschah: Zwei zerriss die Aufzeichnungen.
    Sowohl Jonas als auch Katherine gingen auf ihn los, was in dem engen Krähennest gefährlich war.
    Wenn er die Arme ausstreckt, müssen wir uns die Papiere schnappen, bevor er sie aufs Wasser hinauswirft, dachte Jonas. Wir müssen springen. Aber nichtzu hoch und nicht zu weit, sonst fallen wir alle zusammen runter.
    Doch Zwei versuchte erst gar nicht, ihnen die zerrissenen Seiten vorzuenthalten. Stattdessen gab er sie ihnen: die obere Hälfte Katherine und die untere Jonas.
    Dieser ließ seinen Anteil vor Verblüffung fast fallen.
    »Ihr wolltet sie doch unbedingt. Weißt du auf einmal nicht mehr, was du damit machen sollst?«, fragte Zwei spöttisch. »Was ist, wenn ich es mir anders überlege und versuche, sie euch wieder abzunehmen?«
    Schweigend schob Jonas seine Hälfte der Papiere in seinen Umhang. Dann kam er zu dem Schluss, dass das nicht reichte, und stopfte sie sich unter das Hemd. Katherine steckte ihre in die Hosentasche ihrer Jeans.
    Zwei lachte.
    »Keine Sorge, ich nehme sie euch nicht wieder ab«, sagte er kopfschüttelnd. »Wahrscheinlich bin ich darauf angewiesen, dass ihr sie habt.«
    Was soll das denn heißen?, fragte sich Jonas.
    Er fühlte sich wie ein hilfloses Beutetier, das vom Blick einer Schlange hypnotisiert wird.
    Überlasse ihm nicht die Kontrolle über das Gespräch, sagte er sich. Überrumple ihn. Überrasche ihn so, dass er mehr preisgibt, als er eigentlich vorhat.
    Aber Zwei war der Meister der Vorhersagen. Ehe er HK hintergangen hatte, war Zwei ein Zeitanalyst gewesen, jemand, der immer wusste, mit was man rechnen musste. Ihn überraschte gar nichts.
    Dennoch versuchte es Jonas.
    »Warum wollten Sie, dass wir hier hochkommen?«, fragte er unvermittelt. »Was soll das?«
    Das brachte Zwei abermals zum Lachen.
    »Endlich denkst du mit!«, gluckste er. »Befasse dich nicht mit der Vergangenheit, konzentriere dich auf das
Jetzt
, den einzigen Moment, den du beeinflussen kannst. Richtig? Ist das nicht das, was die Menschen über die Zeit zu sagen pflegten, ehe sie begriffen, dass sie doch zurückreisen und die Vergangenheit verändern können?«
    Jonas erinnerte sich, dass Zwei im Jahr 1600 ein wenig verdreht auf ihn gewirkt hatte, ein wenig zu fröhlich.
    Ein wenig verrückt.
    Trotzdem hat er uns überlistet, dachte er. Und HK auch. Manchmal funktioniert Verrücktheit eben.
    »Ist euch aufgefallen, wie klein dieses Schiff ist?«, fragte Zwei. »Wie schwer es ist, ein abgeschiedenes Plätzchen zu finden, an dem sich drei Leute vertraulich unterhalten können, ohne dass sie gehört oder gesehen werden?« Er sah zu Katherine hinüber. »Letzteres ist für dich kein allzu großes Problem, meine Liebe, aber für Jonas und mich   …«

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