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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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bekommt sie, was ihr zusteht? Nein. Um jeden Penny muss sie betteln. Männer.” Sie stand auf, damit Anna das Kleid bis zum letzten Loch schnüren konnte.
    “Ich habe ihr beinahe meine gesamte Garderobe d ortgelassen, denn es reicht nicht einmal für standesgemäße Kleidung. Wenn man so lange am Hof lebt wie ich, dann lernt man eins: Frauen können an einem solchen Ort nur überleben, wenn sie sich einig sind.” Sie fasste Annas Hand und hielt sie fest. “Ich bin nicht dumm. Friedrich wird sich sowieso andere Frauen halten, so wie mein Bruder, mein Vater, der Kaiser vor Friedrich und alle, die nach ihm kommen.” Elisabeth griff nach Annas anderer Hand und blickte sie unverwandt an. “Warum nicht das wichtige Amt einer Geliebten in den Händen einer Freundin wissen?” Sie seufzte. “Deine Sprache spreche ich - es hat lange genug gedauert, sie zu lernen. Aber nimm diese Tänzerinnen. Sie sprechen Arabisch . Weiß der Himmel, ob ich das je lernen werde. Um es kurz zu machen …” Sie ließ Annas Hände los und drehte sich vor dem Spiegel im Kreis. „Ich habe nichts dagegen, dass er auch dich besucht, solange die Krone auf meinem Kopf sitzt. Meinst du, wir könnten Verbündete werden, solange du hier bist?”
    Anna nickte verstört und zupfte über der Hüfte an dem makellos sitzenden Gewand herum.
    “Fertig” , presste sie heraus. “Ihr seht wundervoll aus”, fügte sie leise hinzu.
    Bevor Elisabeth antworten konnte, hämmerte es an der Tür, und beide Frauen fuhren zusammen.
    “Ja?”
    Der Kaiser selbst öffnete die Tür. “Teuerste, es wird Zeit zum Aufbruch”, sagte er. Bei Elisabeths Anblick überzog ein so strahlendes Lächeln sein Gesicht, dass sich Annas Herz schmerzhaft zusammenzog. Ritterlich reichte Friedrich seiner Braut die Hand und geleitete sie zur Tür. Elisabeth zwinkerte Anna noch einmal zu, aber Friedrich würdigte sie keines Blickes.
     
    Was für eine verdrehte Welt. Anna schloss die Tür ihrer Kammer mit einem Ruck. Erst wollte sie nichts von Friedrich, dann wollte er nichts mehr von ihr wissen. Sie schlüpfte in ihr am Ärmel geflicktes rotes Kleid, auch wenn es nichts nutzen würde. Und dann riet seine Braut ihr, sich ihm an den Hals zu werfen. Als wäre Friedrich nicht längst Elisabeths Reizen erlegen. Wie sie dagestanden hatte in dem grünen Gewand, ein Kleinod, hübsch und freundlich, geduldig und höflich, so sollte eine Frau sein. Anna sank auf den Bettrand. Was hielt sie noch hier? War es nicht besser, nach Trier zurückzukehren und alles hinter sich zu lassen? Andererseits hatte er ihr den Hund geschenkt und nicht gezögert, zu ihrer Rettung herbeizueilen, als sie in Gefahr schwebte. Hätte er das für jeden am Hof getan? Sie konnte nicht herausfinden, ob der Kaiser aus Pflichtbewusstsein gehandelt hatte oder ob ihm etwas an ihr lag. Anna seufzte, doch dann hellte sich ihre Miene auf. Sie hatte einen Plan. Aber wenn der misslang, konnte es leicht ihren Kopf kosten. War sie wirklich bereit, dieses Wagnis einzugehen?
     
Hochzeitsnacht
     
    “Willst du im Angesicht der Kirche diese Frau als dein Eheweib anerkennen?” Der Kardinal wandte sich an Friedrich.
    “Ja, das will ich.”
    “Und du, meine Tochter? Gehst du aus freien Stücken diese Ehe ein?”, fragte der Geistliche Elisabeth.
    “Es ist mein freier Wille.”
    “Dann tretet ein, damit wir die heilige Messe halten können.”
    Das Klatschen und die Jubelrufe hallten von den Mauern und dem dun klen Holz der Brautpforte wider, bis sich alle im Innenraum des Domes versammelt hatten. Zuerst wollte Anna sich in die hinterste Bank setzen, um das glückliche Paar nicht ständig im Blick haben zu müssen, doch dann siegte die Neugier. Endlich wurde es wahr - ein Kaiser trug Gewandung aus ihrer Hand, und er sah wirklich großartig darin aus. Was Elisabeth an Lieblichkeit besaß, machte Friedrich durch seine Männlichkeit mehr als wett. Ihre Hand ruhte leicht wie eine Feder auf seinem Arm, und als sie durch den Gang schritten, verbeugten sich die Männer fast bis zum Boden, nicht ohne der Braut heimlich hinterherzusehen. Die Blicke der höflich knicksenden Frauen folgten entweder sehnsüchtig dem Kaiser oder neidisch seiner Braut.
    Das Rascheln der Gewänder wich erwartungsvoller Still e; die Messe begann.
    Die Knie taten Anna weh. Hätte sie doch nur die vermaledeiten Perlen nicht auf dieser Höhe angebracht! Gleichgültig, wie sie sich hinkniete, eine Perle drückte immer. Das Getuschel vor und hinter ihr wurde ihr erst

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