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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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fragte der Korbflechter.
„Da, wo du hinfährst …“, begann sie.
„Holdorf, wegen der Keramiken.“
„Genau, Holdorf. Gibt es da einen Gewandschneider?“
Tankred lachte laut. „Nein. Da gibt es vielleicht dreimal zwei Hände voll an Häusern und somit kaum Nachfrage nach teurer Kleidung.“
„Oh.“
„In der Nähe von Holdorf, in Bersenbrück, wird eine Näherin gesucht - jedenfalls hörte ich davon, als ich letztes Mal dort war. Die alte Näherin sieht nicht mehr gut genug, ein Lehrmädchen hatte sie nicht. Und im neuen Kloster hat man mit der Kirchenwäsche genug zu tun. Vielleicht kannst du dort als Näherin etwas werden.“
Anna überhörte den Vorschlag.
„Du kommst doch viel herum. Wo hat denn hier in der Nähe ein Gewandschneider seine Werkstatt?“, fragte sie.
Tankred warf ihr einen Seitenblick zu. „Ich kenn nur in Osnabrück einen, da kann ich dich aber nicht hinbringen. Nach Bersenbrück muss ich ohnehin zuerst, die brauchen viele Körbe für das neue Kloster. Aber bis Osnabrück ist es eine ganze Tagesfahrt. Ich fahr danach wieder nach Oldenburg.“ Er hob bedauernd die Schultern. Anna schüttelte sich - dorthin brachten sie keine zehn Pferde mehr.
„Warum muss es denn unbedingt ein Gewandschneider sein?“, fragte der Korbflechter.
Anna antwortete nicht. Tankreds Frage war mehr als berechtigt. Woher sollte er auch von dem Lehrgeld in ihrem Leibgürtel wissen? Er sprach es nicht aus, fragte sich aber insgeheim sicher, was ein tüchtiger Gewandschneider mit einem Lehrmädchen sollte, das nichts hatte und schon so alt war wie sie. Die Zunft stellte genug Lehrlinge zur Verfügung, da wartete keiner auf Anna. Sie konnte nur hoffen, dass ihr kleiner Schatz ausreichen würde, um ihr einen Lehrplatz zu verschaffen. Doch wie sollte sie von Holdorf nach Osnabrück kommen? Sie wusste nicht, ob sie ein zweites Mal den Mut aufbrächte, einfach jemanden anzusprechen. Anna seufzte abermals. Sie wollte keine einfache Näherin bleiben. Sie hasste schon den Gedanken daran, Jahr für Jahr endlose Ellen Weiß auf Weiß zu nähen. Das war eintönig und kräftezehrend. Andererseits war eine solche Arbeit besser, als überhaupt kein Auskommen zu haben. Anna streichelte den Welpen auf ihrem Schoß. Sie mochte sich noch nicht entscheiden, also schloss sie einfach die Augen und überließ sich dem Rumpeln des Wagens und der Mittagssonne, die ihr warm und tröstlich ins Gesicht schien.
Die Sonne war längst weitergewandert, als Tankred den Zügel verhielt und Anna anstieß. Aus dem Flüsschen zur Linken war ein richtiger Fluss geworden. Auf der rechten Seite kam eine Kirchturmspitze in Sicht.
„Das ist Bersenbrück. Also, was meinst du?“
„Ich weiß noch nicht … Kann ich nicht erst einmal mitfahren bis zum Kloster?“
Der Korbflechter brummte zustimmend.
Anna ließ den Blick schweifen. Bersenbrück ähnelte den Orten, die sie mit ihrem Vater aufgesucht hatte. Lang gestreckte Häuser mit Nebengebäuden und Hütten säumten die Hauptstraße. Erfreut stellte sie fest, dass der Untergrund von guter Beschaffenheit war und der Wagen ruhig dahinrollte. Wie in allen anderen Dörfern führte auch hier bestimmt der beste Fahrweg zur Kirche.
Ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen - nach einer scharfen Biegung kam die Kirche in Sicht. Der wuchtige quadratische Turm bestand aus massiven Steinblöcken. Die Bauart war Anna bekannt, ihr Vater hatte ihr voller Begeisterung alles über Kirchen beigebracht, was er selbst gelernt hatte, ob sie es wissen wollte oder nicht. Ein dreijochiges Langhaus mit geradem Chorabschluss. Tankred deutete auf ein Gebäude schräg hinter der Kirche.
„Der Teil dahinter ist der Westflügel, dort muss ich die Körbe abgeben“, erklärte er.
Anna hatte sich das Kloster nicht so groß vorgestellt. Es wirkte mit der Mühle und den Wiesen schon selbst wie ein Dorf. Der Wagen rumpelte durch die Einfahrt und bog nach links ab.
„Brrrr!“ Tankred verhielt die Zügel, brachte den Wagen zum Stehen und sprang gewandt vom Bock.
„Komm, hilf mir abladen!“
Anna raffte die Röcke, ließ sich ebenfalls vom Sitz gleiten und leinte Bär unter dem Wagen an. Der Korbflechter schlug die Plane zurück und stemmte sich hoch. Geschickt wand er sich durch sein Warenlager, langte hier nach einem Korb, dort nach einer Schale und reichte alles an Anna weiter, die die Waren auf dem Grasstreifen neben dem Gefährt abstellte. Als Tankred sämtliche Bestellungen für das neue Kloster ausgeladen hatte,

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