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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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suchen, ohne den man es auf den harten Bänken nicht lange ausgehalten hätte. Ich versuchte zu schlafen, obwohl ich wußte, daß ich doch nur wieder von Alpträumen geplagt werden würde.
    Ich träumte, daß Zorg mir sagte, er habe sich heimlich ein Stück Käse besorgt, das er nun in vier Teile teilen wollte, was aber nur geschehen könnte, wenn die Rapas von der nächsten Bank nichts mitbekämen, denn das Stück hätte einmal ihnen gehört, und sie wüßten nicht, wohin es verschwunden war. Nath und Zolta klirrten mit ihren Ketten und übermittelten damit eines der vielen Signale, mittels denen die Rudersklaven untereinander Informationen austauschten.
    Die Mahlzeit mußte also heimlich genossen werden. Wir mußten nicht nur die Rapas täuschen, sondern auch die Peitschen-Deldars, die auf dem schmalen Mitteldeck entlanggingen und während einer Ruheperiode jede Gelegenheit begrüßten, uns die kalte Schlange spüren zu lassen.
    »Halt still, Schreiber!«
    Das war Nath, der mir praktisch ins Ohr atmete.
    Wir unterhielten uns flüsternd. »Du mußt sie gerecht teilen, Zorg«, sagte ich, woraufhin Nath sofort antwortete: »Still, Schreiber! Bei deiner Liebe zu Zair! Halt den Mund!«
    Erstaunlich nahe für seinen Mittelsitz flüsterte Zolta: »Beeil dich, du Fambly!«
    Nath, schweratmend: »Da muß schon ein Mann 'ran, du Dummkopf!«
    Nun, die beiden stritten immer miteinander und beleidigten sich unentwegt – dabei war jeder bereit, für den anderen sein Leben zu geben.
    »Ist das Grakki-Ding denn endlich lose?«
    »Eine Mur noch, eine Mur ...«
    Und ich sagte schläfrig: »Laß den Käse ein saftiges Stück Loguetter sein, Zorg. Im Namen Diproo des Langfingrigen, das hätten wir verdient!«
    »Still, du Blödmann!« Und: »Leg ihm die Finger auf seinen Weinschnabel, Zolta, während ich ...« – ein Ächzen – »dies zu Ende bringe.«
    Seltsamerweise spürte ich plötzlich eine Hand über meinem Mund. Konnten das Zoltas Finger sein? Er saß doch auf dem Mittelplatz, ein gutes Stück entfernt. Aber das Ganze war ja sowieso nur ein Traum; im Traum war alles möglich.
    Die dunkle Nacht des Notor Zan umgab uns, kein Mond stand am Himmel. In der Dunkelheit stellte ich mir vor, wie Zorg den Käse teilte, ohne daß die Rapas uns sahen. Ich griff nach meiner Portion und spürte eine Faust unter meinen Fingern, eine Faust, die sich zur Hand streckte und mich ergriff.
    »Wo ...?« begann ich, und die andere Hand legte sich wieder fest über meinen Mund. Ich wand mich. Meine Ketten klirrten nicht.
    Ich wurde hochgehoben.
    Ein wirklich seltsamer Traum! Saß ich auf einem Fluttrell oder Mirvol oder einem Flutduin? Ich stieg in die Luft empor, ich spürte Hände, die mich packten und bewegten. Ich versuchte mich herumzudrehen, um es mir auf dem Ponshosack bequem zu machen, aber die Hände griffen nur noch fester zu, so daß ich mich nicht bewegen konnte.
    Das seltsame Schwanken ging weiter. Dann wurde ich nach unten gereicht, wie ein Sack beim Ausladen aus einem Schiff. Etwas Hartes knallte mir in den Rücken. Ehe ich etwas tun oder aufschreien konnte, wurde eine stinkende Plane über mich geworfen. Ich lag darunter und fragte mich, wann ich wohl aus diesem Alptraum aufwachen würde – da war mir die üble Realität meines Sklavendaseins fast noch lieber.
    Die schwankende Bewegung des Bodens deutete darauf hin, daß ich in einem kleinen Boot lag. Vielleicht brauchte ich hier nicht zu rudern.
    Weit über mir ertönte plötzlich eine Stimme.
    »Wer da? Antwort, schnell!«
    Dicht neben mir bellte Naths Stimme auf. »Vorratslieferung, Sir!«
    »Weitermachen, Palinter.«
    Im Boot ertönte leises Lachen. Warum wurde Nath vom Offizier der Wache Palinter genannt? Palinter war der Titel jener dicken und jovial-boshaften Burschen, die die Versorgung überwachten in ... aber gleichgültig. Trotz meiner Betäubung begann ich den Traum interessant zu finden.
    Das Boot legte ab. Es hatte zwei Ruder, das war deutlich zu hören.
    Jemand rudert gleichmäßig, in der Art Rhythmus, den nur zwei lange aufeinander eingespielte Ruderkameraden zustande bringen. Ich bewegte mich unter der stinkenden Plane.
    »Lieg still, Schreiber! Nur noch ein paar Schläge!«
    Ich rührte mich nicht. Ich wollte endlich traumlos schlafen. Aber die verrückte Traumgeschichte ging noch weiter, verfolgte mich, wollte mich nicht loslassen. Das Boot berührte Grund. Die Plane wurde zur Seite geworfen. Über mir flammte der Nachthimmel. Ich stand auf. Nath und Zolta

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