Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
duckte sich über den Lenker.
Klößchen
fuhr hinter ihm, im Windschatten.
Es war
dunkel. Sie hatten die Stadt hinter sich gelassen. Karl war vermutlich schon zu
Hause. Glockner hatte Gaby und ihr Rad im Wagen mitgenommen.
Was Stielke
betraf, konnten sie im Moment nichts unternehmen. Aussage stand gegen Aussage.
Beweise fehlten. Haussuchung hatte wenig Sinn. Stielke war nicht dumm. Was auch
immer im Koffer gewesen war — unterm Kopfkissen versteckte er das nicht.
Vielleicht,
dachte Tim, ist er nochmal zum Friedhof gebohrt und hat ein anderes Grab mit
seiner Beute beehrt.
Sie
radelten über die Zubringerstraße. Über die Felder pfiff der Wind noch
schriller. Wolken verdunkelten den Himmel. Niemand begegnete ihnen.
Aber jetzt
überholte ein Wagen.
Idiot!
dachte Tim.
Um
Haaresbreite hätte ihm der hintere Kotflügel den linken Knöchel rasiert. Doch
es kam noch schlimmer.
Der Wagen hielt.
Tim bremste
scharf. Sonst wäre er auf den Kofferraum geprallt.
Klößchen
quiekte, als er über die Straße schlingerte und nur knapp die Balance behielt.
Die
Beifahrertür wurde geöffnet.
Ein Mann
stieg aus.
Im Schein
der Innenbeleuchtung erkannte Tim, wer es war: Hanspeter Jarutzki, der
Nasen-Typ.
Rasch kam
er auf Tim zu.
Der war
bereits abgestiegen und legte sein Rad auf den Grünstreifen.
Jarutzki
hielt was in der Faust. Damit schlug er sich auf den linken Handteller.
Hat ‘nen
Totschläger, dachte Tim. Alles klar. Gleich wird er fragen, wo der Koffer ist.
„Erkennst
du mich, Großmaul?“ fragte Jarutzki.
„Klar. Sie
sind der Schlaffi, der an fremden Gräbern stille Gebete spricht. Und dann
schiebt er die Grabplatte weg und sucht vergeblich nach dem Koffer. Ich weiß,
wo er ist. Sie haben keinen blassen Schimmer. Ätsch!“
„Wo ist der
Koffer?“
„Auf dem
Mond.“
„Ich frage
noch einmal: Wo ist der Koffer?“
„Auf dem
Abendstern.“
Der Ganove
schlug zu. Er zielte nur auf die Schulter. Tim sollte bei Bewusstsein bleiben,
um Antwort zu geben.
Tim wich so
geschickt aus, dass der bleigefüllte Lederknüppel den Kofferraum traf. Eine
Delle war geboren.
„Das war
wohl nix“, meinte Tim.
Er
unterlief den zweiten Hieb, war dicht an Jarutzki und konnte sich den passenden
Griff aussuchen.
Der Ganove
glaubte, ihm werde der Arm ausgerissen. Er brüllte. Tim fegte ihm die Beine
weg. Jarutzki flog. Er krachte erst gegen den Wagen, dann aufs Pflaster.
Tim trat
zurück — und dabei auf was Hartes.
Es war der
Totschläger.
Tim hielt
es nicht der Mühe wert, sich zu bücken, sondern kickte ihn in den
Chausseegraben.
„Achtung!“
schrie Klößchen. Er rannte bereits.
Was
vernünftig war, denn der zweite Ganove, der Fahrer, sprang aus dem Wagen.
In der Hand
hielt er eine Pistole.
Klößchen
ließ sein Rad zurück, flitzte nach links übers Feld und verschwand in
pechschwarzer Nacht.
Tim sprang
über den Graben, also nach rechts, und flüchtete in langen Sätzen über den
stoppeligen Boden.
Erst als
ihn der Lichtschein nicht mehr erreichen konnte, blieb er stehen.
Verfolgte
ihn Nr. zwei?
Es war ein
hagerer Bursche mit Hippie-Haaren.
Er stand
beim Wagen, hielt die Pistole mit der Mündung nach oben in Schulterhöhe und
glotzte hierhin und dorthin.
Scheint
eine scharfe Waffe zu sein, dachte Tim. Der hätte auf uns geschossen. Man fasst
es nicht. Dieses Mordgesindel! Der Koffer scheint ihnen wichtig zu sein. Da ist
mehr drin als das Tafelsilber vom Konsul oder eine Kollektion Schweizer Uhren.
„Mensch,
komm!“ belferte der Hippie. „Müssen weg.“
Jarutzki
stöhnte. Er kroch auf dem Boden herum.
„Ich...
finde ihn nicht.“
„Lass doch
den blöden Dreschflegel!“
„Den meine
ich nicht. Habe meinen Stiftzahn verloren. Ist Gold.“
„Pfeif
drauf.“
Dem Hippie
wurde es ungemütlich. Er stieg ein und knallte den Schlag zu.
Jarutzki
hatte Mühe, sich auf den Fahrersitz zu winden. Verschiedene Knochen schmerzten.
Und der Zahn fehlte noch immer.
Der Wagen
wendete, was nur mit mehrmaligem Vor- und Zurücksetzen möglich war.
Als die
Scheinwerfer abgewandt waren, sauste Tim zurück, hechtete über den Graben,
packte sein Rennrad — seinen kostbarsten Besitz — und war bereits wieder
feldseitig, wo er sich samt Drahtesel plattlings in die Herbstfurchen presste.
Die
Fernlichtstrahlen strichen über ihn hinweg.
Die Ganoven
fuhren ab.
Der Hippie
machte einen Schlenker nach links. Die Reifen rollten genau an der Stelle über
den Grünstreifen, wo Tims Rad gelegen hatte.
Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher