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Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Titel: Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und Dirk ihre Drahtsessel zur Straße schoben und
aufsaßen.
    „Unglaublich!“
    Klößchen
sandte ihnen einen empörten Blick nach und verstaute die Schoko-Tafel in seiner
Brusttasche.
    Er trug ein
Khaki-Hemd mit verhältnismäßig sauberem Kragen.
    „Du meinst
also, Tim, die wollen zu ihrem Dealer?“
    „Wo kriegt
man sonst Rauschgift? Auf der Straße liegt’s nicht, und im Wald wächst es auch
nicht.“
    „Na, gut!“
Klößchen seufzte. „Ich hoffe nur, sie fahren nicht so schnell. Ich habe heute
meinen langsamen Tag.“
    „Macht
nichts. Langsame Tage hast du höchstens sieben mal in der Woche. An den anderen
holt man dich kaum ein.“

2. Saubere Brüder
     
    Raimund
Fieslinger, Rai gerufen, war nicht im Waschsaal, wusch sich nicht die Hände und
befürchtete auch nicht, dass er sich von Wolfi Kleinfrieden eine ansteckende
Krankheit auflesen könnte, wie Tim vermutete.
    Nein, Rai
wusste Bescheid.
    Was den
Pauker aus den Schuhen stieß, war keine Krankheit. Der Typ hatte sich Stoff
reingepfiffen. Hatte sich angeturnt (mit Drogen angeknipst), aber
offensichtlich zuviel genommen. Jetzt ging’s ihm dreckig.
    Rai war
verblüfft.
    Kleinfrieden?
Wer hätte das gedacht!
    Rai bildete
sich ein, dass er die Drogen-Szene hier in der Internats-Schule genau kannte.
    Genauer als
jeder andere. Denn er, Rai, hatte sie aufgebaut. Er war hier der Dealer.
Freilich wusste das niemand, denn das Geschäft Droge gegen Geld wurde über
einen toten Briefkasten abgewickelt.
    Rai blieb
unerkannt im Hintergrund.
    Die Kunden,
die Geld und ,Bestellschein’ hinterlegten, glaubten, ein Dealer aus der Stadt
käme nachts her und besorge die Lieferung.
    Rai war
also nicht im Waschsaal, wie Tim vermutet hatte, sondern quetschte sich soeben
in die Telefonzelle ,Besenkammer’, die von den Schülern gern benutzt wird.
    Er zog ein
dickes Bündel 100-DM-Scheine aus der Tasche, nahm sein Schnappmesser heraus und
den Schlüssel für seinen Buden-Schrank.
    Zum Teufel!
Irgendwo unten in der Tasche mussten doch Münzen sein — für’s Telefonieren.
    Er fand,
was er suchte.
    Nachdem er
gewählt hatte, klemmte er den Hörer zwischen Schulter und Ohr fest und begann
die Hunderter zu zählen.
    Waren es
noch 3000 DM? Oder hatte er schon was ausgegeben?
    Er wusste
es nicht.
    Der Drogenhandel
lief vorzüglich. Da kam es auf ein paar Scheine mehr oder weniger nicht an.
    Berufswunsch
nach dem Abitur?
    Rai
grinste, wenn er daran dachte, wie der Pauker vom Leistungskurs Englisch ihn
danach gefragt hatte.
    Drogenhändler,
hätte Rai am liebsten geantwortet. Dealer. Wo sonst verdient man solche
goldenen Berge?
    „Ja?“
meldete sich eine hart-metallische Stimme am anderen Ende der Leitung.
    „Ich bin’s,
Dolf“, sagte Rai.
    Rudolf
Fieslinger war sein Bruder — und einziger Verwandter.
    „Heh!“ Dolf
gähnte. „Hab gerade gepennt.“
    Er war der
ältere, nämlich 30.
    Dolf — so
ließ er sich nennen, weil er seinen Taufnamen zum Kotzen fand. Zu bieder klang
ihm das. Bei Dolf konnte man auf fremdländische Herkunft tippen.
    Dolf und
Rai glichen sich äußerlich.
    Der Ältere hatte
allerdings darauf verzichtet, sich die Haare zu färben, und war auch nicht so
eitel wie Rai.
    Eigenschaften,
die an Dolf hervorstachen — so man ihn näher kannte, waren Härte und
Grausamkeit.
    Die Eltern
der beiden Brüder lebten nicht mehr.
    Bei einer
Safari in Zentral-Afrika war ihr Jeep einen Anhang hinunter gekullert. Mathilde
und Karl-Erich Fieslinger sowie ein Eingeborener, den sie sich als Wilddieb
engagiert hatten, kamen ums Leben. Der Eingeborene sollte ihnen zeigen, wo man
Elefanten schießen konnte — heimlich natürlich. Denn die Tiere waren geschützt.
    Vor acht
Jahren war das gewesen.
    Die
Fieslingers hinterließen ihren Söhnen ein beachtliches Vermögen. Und Dolf, der
damals eine Ausbildung als Industrie-Kaufmann machte, hörte sofort damit auf.
    Seitdem lag
er auf der faulen Haut — und lebte von den Zinsen, die das elterliche Vermögen
ihm einbrachten.
    Um den
damals zehnjährigen Rai mochte er sich nicht kümmern.
    Rai wurde
ins Internat abgeschoben — was freilich kaum eine räumliche Trennung bedeutete.
    Dolf blieb
nach wie vor im Elternhaus, das in einem hübschen Vorort jener Großstadt stand,
vor deren Toren die Internats-Schule liegt.
    Je weiter
Rai heranwuchs, umso besser verstand er sich mit seinem Bruder.
    Die beiden
stellten fest, dass sie aus dem gleichen Holz geschnitzt waren und absolut kein
Gewissen hatten.
    Sie
vertrauten einander und

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