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Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst

Titel: Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Krankenzimmer.“
    „Ja,
bitte!“
    Tim packte
ihn seitlich, zerrte sich einen von Wolfis Armen über die Schulter und
schleifte den Knieweichen neben sich her.
    Sie waren
im zweiten Stock des Paukersilos.
    Tim wollte
zum EvD (Erzieher vom Dienst), um sich fürs Wochenende abzumelden.
Später war dafür Zeit. Jetzt musste dem armen Wolfi geholfen werden.
    Hinter der
Treppenbiegung polterten Schritte. Raimund Fieslinger — ein 18jähriger aus der
Abiturklasse — eilte herauf, nahm zwei Stufen auf einmal und trug eins seiner
schrillen T-Shirts zur weißen Leinenhose.
    Rai besaß
nur handbemalte T-Shirts. Er kannte einen Künstler, dessen Bilder niemand haben
wollte, weshalb er gegen geringes Honorar Hemden und Krawatten verzierte — ganz
wie die Kunden es wollten.
    Rai hatte
eine Schwäche für ausgefallene Motive: für Skelette, die aus dem Grab steigen,
für aufeinander prallende Autos, abstürzende Flugzeuge, Mord- und
Totschlag-Szenen.
    Auf dem giftgrünen
T-Shirt, das er heute trug, verschlang eine Riesenschlange ein
Hängebauch-Schwein.
    „Heh! Macht
ihr Ringkampf?“ Er blieb stehen.
    „So blöde
kannst nur du fragen“, sagte Tim.
    „Was, du
hast einen Pauker zusammengeschlagen?“
    „Er ist
krank. Fass mit an!“
    Rai verzog
das Gesicht. „Vielleicht ist es ansteckend.“
    „Fass an!“
    Rai
zögerte.
    Er war
größer als Tim und sehr kräftig, hatte bis vor zwei Jahren dunkelblonde Locken
gehabt, die aber jetzt goldblond gefärbt waren. Er benutzte Gesichtscreme und
ging dreimal wöchentlich ins Bodybuilding-Studio.
    „Mach dir
nicht in die Hose!“ fluchte Tim. „Er hat nicht die Pest, sondern vermutlich
eine Vergiftung. Fisch oder so.“
    Rai
bequemte sich — endlich.
    Gemeinsam
schleppten sie Wolfi ins Krankenzimmer der Internatsschule. Der Pauker war
nicht mehr ansprechbar, stöhnte und ließ die Beine schleifen.
    Anna-Ilse,
die neue Schulschwester, verpflasterte gerade das aufgeschürfte Knie eines
Schülers aus der fünften Klasse.
    „Um Himmels
willen!“ Sie blickte entsetzt.
    „Das
wär’s“, meinte Rai und war so schnell draußen, als lauere hier der Tod in jedem
Winkel.
    Auch der
Kleine aus der fünften Klasse verzog sich.
    Tim half
der Schwester, Wolfi auf eine Liege zu strecken, und schilderte, wie er ihn
angetroffen hatte.
    „Die Pupillen
sind mir aufgefallen, Schwester Anna-Ilse. Sehen Sie mal! Kleiner als
Fliegenschiss und absolut unbeweglich. Ist er bewusstlos?“
    „Fast.“ Die
Schwester beugte sich über Wolfi. „Um Himmels willen. Das sieht aus wie... Er
hat Rauschgi... „ Sie stockte. Es war zu ungeheuerlich, um es leichtfertig
auszusprechen. „Ich... muss sofort den Arzt verständigen.“
    Tim nickte.
„Sie meinen, Wolfi hat Rauschgift genommen?“
    Anna-Ilse
griff schon zum Telefon. „Ich... weiß nicht. Die Symptome (Anzeichen) sprechen dafür. Andererseits... Dr. Kleinfrieden wäre der letzte, der das
macht.“
    „Sie sagen
es. Der allerletzte. Freiwillig würde...“
    Tim hielt
inne.
    Was hatte
Wolfi gesagt?
    Sein
Kaffee! Nur ein paar Schlucke...
    „Mich
brauchen Sie ja nicht mehr“, rief Tim und stürmte hinaus.
    Anna-Ilse
wunderte sich ein bisschen, war aber dann ganz mit ihrer nützlichen Aufgabe
beschäftigt.
    Tim
hingegen sprintete in den zweiten Stock des Paukersilos zurück, wie das nur von
Lehrern bewohnte Gebäude bei den Schülern heißt.
    Von Raimund
Fieslinger keine Spur.
    Was auch
immer der hier gewollt hatte — jetzt hing er vermutlich im Waschsaal der
Oberstufe herum und schrubbte sich zum dritten Mal Hände und Arme mit Seife.
    Er floh
allem, was seiner Gesundheit und Schönheit abträglich sein könnte. Mit sich
selbst veranstaltete er eine Art Kult — als hätte er die Eitelkeit eigenhändig
erfunden.
    Im übrigen
gab er an wie eine Tüte Mücken, ohrfeigte gern die kleineren Schüler und hatte
immer die Taschen voller Geld.
    Wegen der
kleineren Schüler war Tim mit ihm zusammengeraten. Der TKKG-Häuptling hatte
Tätlichkeiten vermieden, aber in Aussicht gestellt — falls Rai sich nochmal an
einem der Kleinen vergreifen sollte.
    Seitdem
waren die beiden spinnefeind miteinander. Doch daran dachte Tim nicht, als er
jetzt die Treppe hinauf jagte.
    Im zweiten
Stock herrschte Mittagsstille.
    Tims
Turnschuh-Füße glitten lautlos.
    Draußen
vergoldete die Spätsommer-Sonne den Pausenhof. An den Fenstern kletterten
Fliegen auf und ab.
    Wolfis
Zimmer lag am Ende des Flurs, unmittelbar hinter dem Etagenbad, das der Pauker
sich mit einem

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