Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
niemandem sonst, rührten selbst keine Drogen an, waren
aber als Dealer ganz groß.
„Ich habe
eben was Komisches erlebt“, sagte Rai. „Der Kleinfrieden — du weißt, wen ich
meine — , also, der...“
Rai
erzählte.
„Bist du
sicher, dass er gefixt hat?“ fragte Dolf. „Heroin scheidet aus. Da wirkt eine
Überdosis anders. Aber Shit (Haschisch) war’s. Darauf wette ich. Du hast
also auch keine Ahnung? Das ist es nämlich, was ich dich fragen wollte: Ob
Kleinfrieden dein Kunde ist. Von mir hat er nichts bezogen.“
„Von mir
auch nicht.“
„Woher
dann?“
Dolf rieb
die Zähne aufeinander. „Wir sind nicht die einzigen in der Stadt. Die Konkurrenz
rührt sich.“
„Leider. Du
kaufst zu teuer ein, Dolf. Mit unseren Preisen sind wir nicht mehr lange
konkurrenzfähig, und...“
„Red kein
Blech. Ich mache, was möglich ist. Außerdem wird alles anders, wenn wir unseren
Plan in die Tat umsetzen.“
„Ja, unser Plan.“
Rai grinste. „Das wird der ganz große Hammer. 30 Millionen für uns beide.
Gigantisch! Du bist sicher, dass deine Infos stimmen.“
„Klar. Aber
die entscheidende Info fehlt. Deshalb ziehen wir die Sache heute noch durch.“
„Heute? Ich
denke, du wolltest übermorgen...“
„Nein,
heute. Ich habe nochmal alles durchdacht. Am Sonntag könnte es zu spät sein,
und dann ärgern wir uns krümelig.“
„Also
heute“, sagte Rai wie zu sich selbst. „Aber du brauchst mich dazu.“
„Nicht
unbedingt. Weiß ja nicht, wie der Typ reagiert. Wann hast du das letzte Mal bei
ihm gekauft?“
„Vorgestern.“
„Gut.
Nachher läuft die Kiste an. Wenn du dabei sein willst — umso besser. Aber — wie
gesagt — ich brauche dich nicht unbedingt.“
„Nein,
nein, Dolf, da will ich auf alle Fälle dabei sein“, sagte Rai hastig und hätte
vor Aufregung beinahe den Hörer fallen lassen. „Bei so einer tollen Kiste lasse
ich dich nicht allein. Die stemmen wir gemeinsam.“
3. Die versteckte
Plantage
Was soll
das? dachte Tim. Spinnen die? Finden die sich nicht mehr zurecht? Heh, ihr
Drogen-Heinis, wohin geht der Weg? Wollt ihr Waldbeeren suchen — oder bei eurem
Dealer Nachschub besorgen?
Es war
erstaunlich.
Er und auch
Klößchen hatten vorausgesetzt, dass Manfred Mack-Müller und Dirk Raunzbolde
schlankweg zur Stadt radelten, dort den Bahnhof, das Nachtlokal-Viertel oder
den Volks-Park ansteuerten und ihren Dealer trafen.
Denn wenn’s
um Drogen ging, suchten die Rauschgift-Fahnder der Kripo immer dort: am
Bahnhof, im Nachtlokal-Viertel oder im hinteren Drittel des Volks-Parks.
Doch was
machten die beiden?
Kaum lag
das Tor der Internats-Schule hinter ihnen, wandten sie sich westwärts, fuhren
über Felder und Fluren, folgten einem Weg für landwirtschaftliche Fahrzeuge und
strebten — wie es schien — dem Eulenforst zu, einem ausgedehnten Waldgebiet, in
dem gern gewildert wird.
Jetzt
freilich bogen sie in südliche Richtung ab.
Dort dehnt
sich noch mehr Wald aus, auch ein Naturschutzgebiet, das stellenweise
undurchdringlich ist.
„Verstehst
du das?“ rief Klößchen.
Er schwitzte
stark, hatte sich an Tims Hinterrad gehängt und fühlte ab und zu nach seiner
Schokolade.
„Nein.“
„Vielleicht
ist der Dealer ein Waldzwerg. Oder ein Eichhörnchen.“
Tim starrte
ärgerlich in die flimmernde Luft über der Landschaft.
Machten
sich die beiden einen Spaß mit ihm?
Hatten sie
ihn bemerkt — vorhin, als er sie belauschte?
Ahnten sie,
dass er sie verfolgen würde?
Lockten sie
ihn — statt zum Dealer — in den Wald, damit er — Tim — sich blöd vorkam?
„Nein“,
murmelte Tim. „Unmöglich.“
„Was?“
„Ich habe
laut gedacht. Es ist unmöglich, dass sie mich bemerkt haben, als ich sie
belauschte. Sie sind ahnungslos. Entweder wohnt der Dealer in einem der
umhegenden Dörfer oder auf einem Einöd-Hof — oder er ist Waldarbeiter.“
Klößchen
stöhnte. „Einen langsamen Tag stelle ich mir anders vor.“
Die Sicht
reichte weit.
Tim ließ
den beiden viel Vorsprung.
Gerade,
dass er sie nicht aus den Augen verlor.
Manfred und
Dirk radelten, ohne sich umzublicken.
Auch wenn
sie’s getan hätten, wäre ihnen kein Licht aufgegangen.
Die
Entfernung betrug fast einen Kilometer.
Selbst Tim
und Klößchen, die sonst unverwechselbar sind, schmelzen da zu bunten Punkten
zusammen.
„Schneller,
Willi. Gleich erreichen sie den Waldrand. Sie halten auf die Forststraße zu.
Aber von der zweigen Wege ab. Da besteht Gefahr, dass wir den
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