Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
Kurzameter?“ fragte Tims Freundin.
Die junge
Frau nickte. Ihr langes Blondhaar fiel auf eine cremefarbene Bluse, die Tim —
wäre sie länger gewesen — für ein Nachthemd gehalten hätte. Petra hatte ein
rundes Gesicht mit braunen Kulleraugen. Die oberen Zähne standen etwas vor,
weshalb Tim sofort an ein nettes Karnickel denken musste. Und wer mag die
nicht?
Breit
grinsend stellte er sich neben Gaby.
„Wir müssen
Sie unbedingt sprechen, Fräulein Kurzameter. Es geht um eine höchst heikle
Angelegenheit. Ich bin Peter Carsten, das ist meine Freundin Gabriele Glockner.
Können wir hier sprechen? Es wäre gut, wenn kein siebtes und achtes Ohr
mithört. Die Sache ist ein Nachhall, sozusagen, zu Ihrem Opa Norbert Hagen.
Wobei man in seinem Fall sagen muss: Ein Glück, dass er nicht mehr unter den
Lebenden weilt. Sonst käme jetzt knallharter Ärger auf ihn zu.“
Die braunen
Kulleraugen wurden noch runder und fast doppelt so groß.
„O Gott!“
flüsterte sie. „Ich ahnte doch, dass es was Schreckliches ist. Dabei weiß ich
rein gar nichts. Mein Opa war ein lieber Mensch. Wir haben uns gut verstanden.“
Tim spähte
zu der Bananenesserin. Nein, die konnte nichts hören.
„Ich fasse
mal zusammen“, sagte er: „Wir sind auf ein Verbrechen gestoßen, das Kreise
zieht. Gerade eben kommen wir von Ihrer Wohnung. Leider mit schlechter
Nachricht. Vorhin wurde eingebrochen bei Ihnen. Sie ahnen sicherlich, was der
Kerl gesucht hat. Aber...“
„Ei...
eingebrochen“, stammelte sie. „Bei... mir? In meine Dachgeschoss-Wohnung?“
Tim nickte.
„Ihr Großvater, Fräulein Kurzameter, besaß etwas, womit er einen üblen Typ
erpresste. Jawohl, erpresste! Man glaubt’s kaum — bei so einem Oldie. Doch der
üble Typ wird tatsächlich seit anderthalb Jahren monatlich um 1000 Mark
erleichtert. Ein junger Kerl, der mit Ihrem Großvater befreundet war, holt sich
die Kohle. Der Jüngling weiß nicht, worum es geht. Er war von Ihrem Opa als
Geldabholer eingesetzt — und hat nach dem Hinscheiden seines Auftraggebers auf
eigene Faust weitergemacht. Der Erpresste wiederum ahnt nicht, dass Ihr Opa
verstorben ist, sondern zahlt und zahlt, ist aber jetzt sauer bis zu den
Halsmandeln und hat einen Ganoven von einem Detektiv engagiert. Der soll ihm die
Erpressung vom Hals schaffen. Können Sie mir folgen?“
Petra war
blass geworden und bewegte nervös die Lippen, als lutsche sie an einem Softeis.
Sie nickte.
„Dieser
Ganove hat sich den Geldabholer vorgenommen“, fuhr Tim fort, „und von ihm —
unter Gewaltanwendung — bereits erfahren, dass Ihr Opa nicht mehr lebt. Der
Ganove hörte auch, dass es die Enkelin Petra Kurzameter gibt. Und dachte sich,
dass sie inzwischen besitzt, was Grund der Erpressung war. Deshalb hat er Ihre
Wohnung durchwühlt. Fräulein Kurzameter, haben Sie die Brieftasche? War sie in
Ihrer Wohnung?“
Verständnislos
sah ihn Petra an. „Eine Brieftasche? Ist die in dem Päckchen? Mein Großvater
hat es mir kurz vor seinem Tod gegeben. Hat aber nicht gesagt, was es enthält.
Falls ihm etwas zustößt — er meinte was Gewaltsames sollte ich das Päckchen zur
Polizei geben. Mir war das unheimlich. Aber ich wollte ihn nicht enttäuschen.
Deshalb habe ich’s an mich genommen. Er ist dann ganz friedlich gestorben, und
deshalb... Das Päckchen ist noch verschlossen. Ich habe mich nicht getraut,
reinzusehen.“
„Es war
nicht in Ihrer Wohnung?“
„Ich habe
es bei meinen persönlichen Sachen. Ich wohne zur Zeit bei meiner Freundin
Marlene Lotz. Wir lernen abends zusammen Französisch. Sie hat eine
Riesenwohnung. Deshalb bin ich dort eingezogen — gewissermaßen.“
Tim
klatschte mit der Faust auf den Handteller. „Klasse! Wir befürchteten schon...
Aber der Ganove ist hinter Ihnen her. Er will die Brieftasche haben. Sie
enthält das Sparbuch einer österreichischen Bank. Ein Nummernkonto mit zwei
Millionen DM drauf. Heißes Geld — irgendwie. Jedenfalls heiß genug, dass sich
der Eigentümer erpressen ließ. Mich wundert’s, dass sein Ganove noch nicht hier
war. Allerdings...“ Tim furchte die Stirn. „In Ihrer Wohnung bin ich über einen
silbernen Bilderrahmen gestolpert, der offensichtlich ein Foto enthielt, aber
jetzt leer ist. Was für ein Foto?“
Petra
lächelte scheu. „Von mir.“
„Geht
daraus hervor, dass es sich um Sie handelt?“
„Ich
glaube, ja. Eigentlich wollte ich’s meinem damaligen Freund schenken und hatte
hinten schon was drauf geschrieben — mit meiner
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