Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
Unterschrift. Aber... daraus
ist dann nichts geworden.“
Für einen
Moment sah sie traurig aus.
Tim konnte
sich denken, weshalb. Die Freundschaft war in die Brüche gegangen, bevor Petra
ihr Foto übergeben konnte.
Jetzt
dämmerte ihr, in was für eine Situation sie geraten war.
„Um Gottes
willen!“ Ihre Stimme kippelte. „Ich... ich muss die Polizei verständigen.“
„Nicht mehr
nötig.“ Tim schwindelte, ohne rot zu werden. „Das haben wir schon besorgt. Wir
haben den heißesten Draht zur Kripo, den man nur haben kann. Gaby ist nämlich
die Tochter des bekannten Kriminalkommissars Emil Glockner, von dem Sie —
Fräulein Petra — bestimmt schon gehört haben. Die Polizei — und auch wir —
nehmen an, dass der Ganove sich sehr bald an Sie wenden wird. Um ihm eine Falle
zu stellen — ihn sozusagen auf frischer Tat zu erwischen müssen Sie sich ganz
arglos verhalten. Wann haben Sie Feierabend?“
„Um 18.30
Uhr schließen wir. Danach habe ich hier nichts mehr zu tun.“
„Es gibt
sicherlich einen Ausgang nur für die Mitarbeiter?“
„Ja, hinten
in der Kirchgasse. Etwa Viertel vor sieben verlasse ich dort das Gebäude.“
„Bestimmt
wird der Ganove in der Nähe herumlungern. Er kennt Ihr Foto. Er passt Sie ab.
Er wird Ihnen folgen. Aber keine Sorge! Sobald er sich Ihnen nähert, haben wir
ihn am Kragen.“
„Ich... ich
stehe also unter Polizeischutz?“
Tim
grinste. „Vor allem unter unserem Schutz. Damit meine ich nicht nur Gaby und
mich. Wir sind eine... ganze Mannschaft. Alles bewährte, bärenstarke,
hocherfahrene Ganoven-Jäger wie Willi Sauerlich, Karl Vierstein undundund...
Also ruhig Blut, Fräulein Petra!“
Sie
bemerkte den Blick nicht, den Gaby ihrem Freund schickte, sondern seufzte
erleichtert.
„Ich bin
richtig froh, dass ich euch das Päckchen nachher geben kann.“
„Geht uns
genauso“, nickte Tim. „Und wundern Sie sich nicht, wenn wir während der
nächsten Stunde hier rumhängen — in Blickweite. Geschieht nur zu Ihrem Schutz.“
11. Die schöne
Denise
Edgar Feske
— von dem außer ihm niemand wusste, dass er der ‚gefährliche Spinner’ war —
nippte an seiner Kaffeetasse, ließ ein fünftes Stück Zucker reinfallen und
rührte um. Feske liebte es süß, besonders wenn er innerlich aufgewühlt war wie
die Nordsee bei Sturm.
Dieses
Foto! Dieses Gesicht! Unglaublich, wie Petra Kurzameter seinem Hass-Ideal
entsprach. Blond war sie, langhaarig, hatte ein rundes Gesicht und vorstehende
Oberzähne. Genau der Typ, dem er — Feske — so gern das Gruseln beibrachte. Ein
Jammer! dachte er. Dass ich hier und beruflich auf sie stoße. Viel lieber hätte
ich sie als Anhalterin mitgenommen. Auf der Autobahn. Und dann betäuben. Ab in
den Wald. An einen Baum fesseln. Knebeln. Sich selbst überlassen. Dass sie vor
Angst blaue Fippen kriegt und unentwegt betet — auch wenn sie sonst vielleicht
nie in die Kirche geht.
Feske saß
im Kirchgassen-Stüberl, einem kleinen Weinlokal hinter dem Kaufhaus Billstock.
Es war 18.01 Uhr. Noch eine halbe Stunde — dann würde die Kurzameter dort durch
den Ein-/Ausgang für Angestellte kommen, und sie zu erkennen war leicht — hatte
er doch das tolle Farbfoto aus ihrer Wohnung mitgenommen.
Von der
Frau mit der Fußmatte — Petras Wohnungsnachbarin — hatte er erfahren, dass die
Enkelin des Erpressers hier im Kaufhaus ihren Lebensunterhalt verdiente. Alles
weitere konnte Feske sich leicht zusammenreimen. Da sie zur Zeit selten nach
Hause kam, wohnte sie also bei ihrem Freund oder einer Freundin. Und
möglicherweise wurde dort Hugo Dittlers Brieftasche verwahrt — samt Sparbuch
und Visitenkarte, dem verhängnisvollen Inhalt.
Feske hatte
noch nicht entschieden, wie er vorgehen würde. Erstmal musste er feststellen,
wo Petra die Nacht verbrachte. Das bedeutete: die junge Frau verfolgen — zu Fuß
oder mit seinem grauen Ford, der außerhalb der Fußgängerzone parkte. Dummerweise
hatte Feske vergessen, die vielen Nummernschilder, die er bei seinen
Spinner-Taten benutzte, aus dem Kofferraum zu nehmen. Auch die Tasche mit den
falschen Bärten und Perücken war noch im Wagen. Aber der war abgeschlossen. Und
für Autoknacker kein lohnendes Objekt.
Feske
winkte der Serviererin, bestellte noch eine Tasse Kaffee und begann
Zuckerwürfel auszupacken. Gern hätte er ein Glas Wein getrunken. Doch der stieg
ihm immer gleich in den Kopf, machte leichtsinnig und dumm.
Nicht
heute! dachte Feske. Wo soviel auf dem Spiel
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