Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
finster an. Jedenfalls kam es Gillian so vor. Aber sein Stirnrunzeln war eher auf Gillians angeschlagenen Zustand zurückzuführen als auf irgendein anderes Gefühl. Was sollte er mit dem Mädchen machen, wenn sie ernsthaft krank wurde? Schon der Weg hierher war ihm lang erschienen angesichts der Tatsache, dass Gillian bei jeder Erschütterung die Zähne vor Schmerz zusammenbeißen musste. Darum hatte er sie nur hierher bringen können, denn alle anderen Möglichkeiten schienen ihm zu weit entfernt. Nur gab es hier keinen Heiler, was ihm etwas Sorgen bereitete.
„Hol mir ein großes Stück Rindfleisch!“, befahl Caleb einem wartenden Diener.
Gillian fand das ausgesprochen unhöflich. Hätte er für sie nicht auch etwas zu essen bestellen können? Oder wenn sie schon dabei war, auch noch etwas zu trinken. Als Gastgeber konnte er wirklich keinen beeindrucken. Oder vielleicht lag es ja auch daran, dass sie gar kein Gast war, wenigstens kein willkommener. Aber trotzdem hätte er daran denken können, dass ihr ein warmes Getränk dabei helfen würde, sich schneller aufzuwärmen.
Als der Diener nach kurzer Zeit mit einem Tablett wiederkam, warf Gillian Caleb darum einen säuerlichen Blick zu. Aber nur einen Augenblick später riss sie vor Überraschung die Augen weit auf.
Sein Rindfleisch war roh! Was für einer Art Barbar hatte sie sich da nur ausgeliefert? Aß dieser Mann tatsächlich rohes Fleisch?
Diese Frage würde sich schnell von selbst beantworten, denn Caleb sah das Stück Fleisch mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an und nahm es in die Hand.
Weiter wollte Gillian diesem Schauspiel nicht zusehen. Nein! Sie wollte definitiv nicht sehen, wie irgendjemand in rohes Fleisch biss wie bei einer Raubtierfütterung. Darum kniff Gillian lieber schnell die Augen zu und überlegte dabei, wie lange es wohl dauern mochte, auf diese Weise den Fleischklumpen zu beseitigen.
Aber dieser unschöne Gedanke wurde in dem Augenblick hinfällig, als etwas Kühles sich um ihr geschwollenes Gelenk schlang, und sanfte Hände ihr gleichzeitig den Schuh abstreiften. Ein überraschter Blick nach unten löste Erleichterung bei Gillian aus.
Caleb hatte gar nicht vorgehabt, rohes Fleisch zu essen, wenigstens im Moment nicht, er machte aus dem großen Stück Rindfleisch eine kühlende Kompresse für ihr verstauchtes Gelenk. Dass Caleb sich dafür vor sie hinknien musste, das ließ ihn schon fast unterwürfig wirken. Aber nur fast, denn das, was er zu ihr sagte, passte so gar nicht zu seinem Tun.
„Ihr macht ganz schön viel Arbeit, für so ein kleines Ding!“
Auch wenn sich Gillian schuldig fühlte, kam es nicht in Frage, dass sie das jetzt zugab.
„Ihr bedient Euch ziemlich ungewöhnlicher Methoden, um einen Verletzen zu versorgen“, konterte sie.
Caleb sah sie ein bisschen finster von unten her an. „Dann hättet Ihr Euch einen günstigeren Ort aussuchen müssen, um Euch den Knöchel zu verdrehen, Gillian. In dieser Festung sind wir auf leidende Edelfräulein nicht vorbereitet!“
Jetzt fühlte sich Gillian doch schuldig. Sie wollte sich nicht so undankbar benehmen, wenn die ganze Situation doch auf ihrem eigenen Mist gewachsen war. Denn eigentlich war es ja sehr nett von Caleb, dass er sie nicht im Wald alleine gelassen hatte und sie jetzt auch noch versorgte.
Nun ja, eigentlich hatte er sie ja schon im Wald stehenlassen, fiel es Gillian wieder ein. Und wenn sie sich nicht aufgedrängt hätte, dann wäre sie jetzt immer noch da draußen und würde erbärmlich frieren in ihrem dünnen Kleid. Also konnte man eigentlich schon sagen, dass Caleb sich nicht eben ritterlich benommen hatte. Weswegen sie getrost damit aufhören konnte, so etwas wie Dankbarkeit zu empfinden!
„Wenn Ihr Euch mit Kranken nicht auskennt, solltet Ihr vielleicht jemanden holen, der das kann“, schlug Gillian ziemlich naseweis vor.
„Sicher doch“, konterte Caleb. „Wenn Ihr wollt, dass alle Eure Brüder vor meiner Burg aufmarschieren. Ich bin sicher, es wird lustig, wenn hier eine ganze Armee durch den Wald trampelt. Wie viele Brüder hab Ihr doch gleich noch?“
Caleb wusste genau, wie man den Finger auf eine offene Wunde legte. Und er war noch nicht einmal damit fertig. „Oh, ich vergaß, da gibt es ja auch noch einen unbekannten Verlobten. Da wird die Sache gleich doppelt amüsant. Manche Kerle können sich wie die Idioten benehmen, wenn es um die besudelte Ehre ihrer Herzensdame geht!“
Calebs Spott ließ Gillian erblassen. Sie kannte
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