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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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hatte unbezahlbare Kunstwerke an kritische Sammler ebenso verkauft wie kleine Erinnerungsstücke an ältere Damen.
    Aber in dieser Nacht war alles ganz anders. Alle zum Kauf angebotenen Gegenstände stammten aus dem Besitz von Sir Basil Gresham, einem reichen Menschenfreund, dessen plötzlicher Tod weithin betrauert worden war. In Anbetracht von Sir Basils Ruf als großemAntiquitätenkenner war Nigel sehr erfreut gewesen, dass man ihn auserwählt hatte, die Versteigerung zu leiten. Als er jedoch die strikten Anweisungen bezüglich des Ablaufs der Veranstaltung gelesen hatte, hatte er sich zusehends unbehaglich gefühlt.
    Erstens sollte die Versteigerung um Mitternacht beginnen, und es durften nur diejenigen teilnehmen, die eine ausdrückliche Einladung erhalten hatten. Der Öffentlichkeit blieb der Zutritt verwehrt. Zweitens sollte die Versteigerung auf der Grundlage der alten Währung stattfinden, also Guineas und Schillinge anstatt Pfund und Pence. Als wäre das noch nicht schwierig genug, sollte Nigel den Abend auch noch alleine bestreiten. Normalerweise wurde er von seinen Assistenten unterstützt, die die Gegenstände präsentierten und die telefonischen Gebote derjenigen entgegennahmen, die nicht persönlich erscheinen konnten. Aber diesmal stand nur ein einziges Telefon neben ihm auf dem Podium. Es war ein altertümliches Modell mit einer Wählscheibe, das eher zu den übrigen Antiquitäten passte, die zum Verkauf standen.
    Doch am meisten irritierte ihn die Tatsache, dass Sir Basil ausdrücklich bestimmt hatte, die Versteigerung dürfe unter gar keinen Umständen unterbrochen werden. Sollte Nigel, aus welchem Grund auch immer, die Auktion unterbrechen, so würden alle Gegenstände zurückgezogen werden, wodurch das Auktionshaus einerseits sein Gesicht und andererseits eine dicke Provision für den Verkauf von Sir Basils weiterem Nachlass verlöre.
    Da er keine einzige Antwort auf seine Einladungen erhalten hatte, war Nigel ziemlich erleichtert, als die erste Gestalt durch die große Doppeltür hereingeschlichen kam. Es war ein älterer Mann mit blutunterlaufenen Augen. Er sah sich um, nickte beim Anblick der dunkelroten Wände des Auktionssaals anerkennend und zwängte sich schließlich auf einen Stuhl in der letzten Reihe.
    Je weiter sich der Stundenzeiger der Zwölf näherte, umso mehr füllte sich der Raum mit Menschen. Nigel musste sich eingestehen, dass er eher auf eine etwas vornehmere Klientel gehofft hatte. Die Leute schlurften und humpelten, murmelten und schnatterten vor sich hin und starrten ihn mit wild blickenden Augen aus verängstigten Gesichtern an. Sie waren alle überaus altmodisch gekleidet: dunkle Anzüge mit dazu passenden Bindern und Westen bei den Herren; wallende, knöchellange Kleider bei den Damen. Nigel fragte sich, ob sie wohl irgendeiner Art historischen Vereins angehörten. Sollte dies der Fall sein, so musste es sich um einen ziemlich ärmlichen Verein handeln. Der Raum war von Zank und Streit erfüllt und der charakteristische Duft der Luft nach plüschigen Teppichen und Holzpolitur hatte eine säuerliche Note angenommen, etwa wie eine mit Essig übergossene Potpourri-Schale.
    Über das Gemurmel der Menge hinweg konnte Nigel gerade noch die zwölf tiefen Schläge einer Standuhr vernehmen. Mitternacht. Es war so weit. Er rückte seine Fliege zurecht und räusperte sich, genau so, wie er es bereits hunderte Male zuvor getan hatte. Dies warseine Aufgabe, rief er sich selbst zur Ordnung, während er das Podium erklomm. Egal wie ungehobelt die Klientel war, er hatte eine Auktion zu leiten.
    »Meine Damen und Herren«, setzte Nigel an, aber trotz Mikrofons ging seine höfliche Einleitung in der allgemeinen Unruhe unter. In der ersten Reihe keiften sich zwei abgehärmte Frauen lautstark an und bohrten sich gegenseitig anklagend Finger in die Schultern.
    »MEINE DAMEN UND HERREN!«
    Der barsche Tonfall des Auktionators ließ die Menge erschrocken verstummen. Selbst die Damen in der ersten Reihe hielten inne und blickten zum Podium hinauf.
    »Ich danke Ihnen«, fuhr Nigel lächelnd in einem sanften Tonfall fort. »Mein Name ist Nigel Winterford, und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich Ihr Auktionator bei dieser … außergewöhnlichen Versteigerung bin. Wir präsentieren Ihnen heute Gegenstände aus der Sammlung von Sir Basil Gresham, einem Mann, dessen Reputation hinsichtlich des Erwerbs kostbarer und geschmackvoller Kunstgegenstände und Juwelen lediglich von der

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