Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
grausamem, freudlosem Gelächter unterbrochen.
»Also, da ist mein Messer abgeblieben«, höhnte Kariko. »Wie nett von dir, dass du es wiedergefunden hast.«
Plötzlich begriff Sonea, wie es geschehen war. Kariko hatte die Klinge in die aufgewühlte Erde fallen lassen. Als ihr Schild darüber hinweggestrichen war, hatte der Sachakaner das Messer in die Höhe schnellen lassen. Eine Falle. Ein Trick. Etwas Ähnliches hatte sie selbst getan, um in den Schild der Mörderin zu gelangen.
Es hatte funktioniert.
»Sonea«, keuchte Akkarin. Sein Blick wanderte zu einer Stelle irgendwo über ihr, und sie sah das Spiegelbild der Universität in seinen Pupillen.
Dann wurden über ihr Rufe laut. Magie blitzte auf und beleuchtete Akkarins Gesicht. Aber Sonea brachte es nicht fertig, sich von ihm abzuwenden.
»Ich werde dich heilen«, sagte sie und versuchte verzweifelt, sich von ihm loszureißen.
»Nein.« Akkarins Griff verstärkte sich noch. »Wenn du das tust, werden wir vielleicht verlieren. Du musst zuerst kämpfen. Dann heile mich. Für den Moment komme ich auch ohne deine Hilfe zurecht.«
Kälte breitete sich in ihr aus. »Aber was ist, wenn -«
»Dann werden wir ohnehin sterben.« Akkarins Stimme hatte einen entschlossenen Klang. »Ich werde dir meine Kraft senden. Du musst kämpfen. Schau nach oben, Sonea.«
Sie blickte auf, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Kariko stand nur zehn Schritte von ihnen entfernt. Er starrte zur Universität empor, von deren Dach Zauber herabprasselten. Dann entdeckte sie zwei vertraute Gesichter neben dem von Balkan.
»Du hast nicht einmal deinen Schild aufrechterhalten, Sonea«, flüsterte Akkarin.
Ein Frösteln überlief sie. Wenn Rothen und Dorrien nicht angegriffen hätten, wären sie und Akkarin beide …
- Nimm meine Kraft. Greif ihn an, solange er abgelenkt ist. Lass nicht zu, dass alles, was wir getan und erlitten haben, umsonst war.
Sie nickte. Als die Angriffe von der Universität schwächer wurden, holte sie tief Luft. Für raffinierte Strategien blieb keine Zeit. Also musste es etwas Direkteres sein. Sie schloss die Augen und griff nach all ihrer Kraft und all ihrem Zorn über das, was Kariko Akkarin und Imardin angetan hatte. Dann spürte sie, dass ihre Energie wuchs. Akkarin hatte ihr seine Stärke geschickt.
Im nächsten Moment öffnete sie die Augen wieder und konzentrierte alles, was sie hatte, auf Kariko und seine Verbündeten.
Der Anführer der Ichani taumelte rückwärts. Einen Augenblick lang hielt sein Schild stand, dann öffnete er den Mund zu einem lautlosen Schrei, während ein Hitzezauber seinen Körper versengte. Der ihm am nächsten stehende Mann wich zurück, kam aber nur wenige Schritte weit, bevor ihre Magie seinen Schild sprengte und ihn durchbohrte. Triumph wallte in ihr auf. Der letzte Ichani ließ sich nicht von ihr in die Flucht treiben, und sie spürte, wie ihre Kraft verebbte. Der Mann kam auf sie zu, und sie hatte Mühe, ihre Angst im Zaum zu halten. Ein letztes Rinnsal von Energie durchflutete sie, und sie sandte abermals ihre Magie aus. Die Augen des Ichani weiteten sich, als sein Schild ins Wanken geriet. In dem Moment, als seine Abwehr entgültig zusammenbrach, floss auch der letzte Rest ihrer Kraft aus Sonea heraus. Ein Hitzezauber schoss durch den Sachakaner, und er sackte in sich zusammen.
Alles war still. Sonea blickte auf die drei Leichen, die vor der Universität lagen. Eine Woge der Erschöpfung schlug über ihr zusammen. Sie empfand keinen Triumph. Keine Freude. Nur Leere. Sie drehte sich zu Akkarin um.
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Seine Augen standen offen, aber sein Blick war in die Ferne gerichtet. Als sie sich bewegte, lösten seine Finger sich von ihren Handgelenken und fielen zu Boden.
»Nein«, flüsterte sie. »Akkarin.« Sie griff nach seinen Händen und sandte ihren Geist aus. Nichts. Nicht einmal der leiseste Funke von Leben.
Er hatte ihr zu viel Kraft gegeben.
Er hatte ihr alles gegeben.
Mit zitternden Fingern strich Sonea über sein Gesicht, beugte sich vor und küsste seinen leblosen Mund.
Dann schmiegte sie sich an ihn und begann zu weinen.
39. Eine neue Position
A m Ende des Flurs angekommen, blickte Rothen auf. Nach der Verwüstung der Stadt war die unbeschadete Erhabenheit der Großen Halle gleichzeitig ermutigend und ein wenig beschämend. Die Invasion der Ichani, wie man das fünftägige Wüten von Tod und Zerstörung inzwischen nannte, war eine Schlacht unter Magiern gewesen.
Weitere Kostenlose Bücher