Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
wusste, dass er und Lorlen sofort Verdacht schöpfen würden, wenn sie fehlte. Wenn sie das Risiko eingegangen war, sie zu beunruhigen, musste ihr Verhalten einen besseren Grund haben als nur eine rebellische Laune.
Je länger er darüber nachdachte, desto unruhiger wurde er. Als die Jungen ihr Gespräch wieder aufnahmen, lauschte er, in der Hoffnung, Näheres zu erfahren.
»Sie wird dir einen Korb geben. Seno hat sie auch schon abgewiesen.«
»Vielleicht hat sie Seno nur deshalb abgewiesen, weil sie ihn nicht mag.«
»Vielleicht. Aber es spielt ohnehin keine Rolle. Die Strafe gilt für eine Woche. Das dürfte den Freitag einschließen. Sie würde ohnehin nicht mit uns kommen können.«
Rothen widerstand dem Drang, sich umzudrehen und die beiden überrascht anzusehen. Sie sprachen immer noch von Sonea. Was bedeutete, dass sie und ein anderer Junge namens Seno erwogen hatten, Sonea zu den Rennen einzuladen. Seine Stimmung hob sich ein wenig. Er hatte gehofft, dass die anderen Novizen sie am Ende akzeptieren würden. Jetzt sah es so aus, als seien sie vielleicht sogar an mehr interessiert als nur an Freundschaft. Dann seufzte Rothen. Sonea hatte diesen Jungen namens Seno abgewiesen, und er wusste, dass sie wahrscheinlich auch alle anderen derartigen Angebote ablehnen würde. Es war eine grausame Ironie, dass sie jetzt, da die Novizen sie langsam akzeptierten, nicht wagte, sich mit einem von ihnen anzufreunden, aus Angst, die Situation mit Akkarin weiter zu komplizieren.
Als die Kutsche vor der Villa anhielt, tauschten Dannyl und Tayend einen zweifelnden Blick.
»Nervös?«, fragte Tayend.
»Nein«, versicherte ihm Dannyl.
Tayend schnaubte. »Lügner.«
Die Tür der Kutsche wurde geöffnet, und der Fahrer verneigte sich, während sie ausstiegen. Wie so viele elynische Villen stand die Vorderseite von Dem Maranes Haus den Elementen offen. Gewölbte Eingänge führten in einen gefliesten, mit Skulpturen und Pflanzen geschmückten Raum.
Dannyl und Tayend traten durch einen dieser Bogengänge und durchquerten die Halle. Eine große Holztür versperrte den Zutritt zu dem abgeschlossenen Teil des Hauses. Tayend zog an einem Seil, das neben der Tür hing. Irgendwo über ihnen erklang ein fernes Läuten.
Kurz darauf hörten sie gedämpfte Schritte im Haus, dann wurde die Tür geöffnet, und Dem Marane begrüßte sie mit einer Verbeugung.
»Botschafter Dannyl, Tayend von Tremmelin. Ihr seid herzlich willkommen in meinem Heim.«
»Wir fühlen uns geehrt von Eurer Einladung, Dem Marane«, erwiderte Dannyl.
Der Dem führte sie durch verschiedene luxuriös möblierte Räume, bis sie in einen offenen Saal gelangten. Durch hohe Bögen konnte man das Meer und die sorgfältig gepflegten Gärten sehen, die in Terrassen zum Strand hin abfielen. An der gegenüberliegenden Wand saßen sechs andere Männer auf gepolsterten Bänken, ihnen gegenüber mitten im Raum auf einem kleinen Sofa eine Frau.
Die Fremden starrten Dannyl an. Sie wirkten angespannt und ängstlich. Er wusste, dass seine Körpergröße in Verbindung mit der Robe ihn ehrfurchtgebietend erscheinen ließ.
»Darf ich euch den zweiten Botschafter der Gilde in Elyne vorstellen, Lord Dannyl«, erklärte Royend. »Seinen Begleiter, Tayend von Tremmelin, kennen einige von euch bereits.«
Einer der Männer stand auf und verneigte sich, worauf die anderen zögernd seinem Beispiel folgten. Dannyl seinerseits nickte höflich. Waren das bereits alle, die zu der Gruppe gehörten? Er bezweifelte es. Einige von ihnen würden sich nicht offenbaren wollen, bevor sie sich davon überzeugt hatten, dass man ihm vertrauen konnte.
Der Dem stellte sie einen nach dem anderen vor. Royend war der Älteste, wie Dannyl vermutete. Alle Anwesenden waren elynische Aristokraten, die aus verschiedenen wohlhabenden Familien stammten. Die Frau war die Gattin des Dem, Kaslie. Als alle miteinander bekannt gemacht waren, lud Kaslie sie ein, Platz zu nehmen, während sie einige Erfrischungen holte. Dannyl entschied sich für eine leere Bank, und Tayend setzte sich dicht neben ihn. Dannyl konnte sich einer gewissen Unruhe nicht erwehren, als er sah, dass die anderen Tayends Verhalten sehr wohl wahrnahmen.
Ein Gespräch über belanglose Themen folgte. Man stellte Dannyl die gewohnten Fragen: Was er von Elyne halte und ob er bestimmte berühmte und wichtige Persönlichkeiten bereits kennen gelernt habe. Einige der Anwesenden befragten ihn nach seinen Reisen nach Lonmar und Vin und
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