Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
die Bibliothek. Als sie durch die Flure der Universität ging, lächelte sie. Sie würde außerdem auch ein Geschenk für ihre Tante und ihren Onkel kaufen - und vielleicht würde sie anschließend in Gollins Gasthaus vorbeischauen, um Harrin und Donia zu sehen und sich nach Cery zu erkundigen.
Als sie die Residenz des Hohen Lords betrat, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Zu ihrer Erleichterung war Akkarin nicht zu Hause, und sein Diener, Takan, erschien nur lange genug, um sich respektvoll vor ihr zu verbeugen und wieder zu verschwinden. Sie stellte ihren Bücherkoffer beiseite, schob sich einen Geldbeutel in ihre Robe und verließ ihr Zimmer. Als die Tür der Residenz hinter ihr zufiel, drückte sie den Rücken durch und ging auf die Tore zu.
Die Wachen musterten sie neugierig. Wahrscheinlich hatten sie sie noch nie zuvor gesehen, da sie bei den wenigen Malen, die sie die Gilde verlassen hatte, stets zusammen mit Rothen in einer Kutsche gefahren war. Vielleicht war es einfach merkwürdig, einen Novizen zu Fuß fortgehen zu sehen.
Sobald sie den Inneren Ring erreicht hatte, fühlte sie sich seltsam fehl am Platze. Früher hatte sie diesen Teil der Stadt nur besucht, um bei den Dienern der Häuser reparierte Schuhe und Kleidungsstücke abzuliefern. Bei diesen Besuchen hatten die gut gekleideten Männer und Frauen im Inneren Ring sie voller Argwohn und Verachtung betrachtet, und sie hatte häufig ihren Passierschein vorzeigen müssen.
Dieselben Menschen verbeugten sich jetzt mit einem höflichen Lächeln vor ihr. Es fühlte sich seltsam und unwirklich an. Das Gefühl verstärkte sich noch, als sie durch die Tore ins Nordviertel trat. Die Torwächter salutierten vor ihr und hielten sogar eine Kutsche des Hauses Korin an, damit sie ohne Verzögerung vorbeigehen konnte.
Im Nordviertel gab es keine höflichen Verbeugungen und kein Lächeln mehr, sondern nur noch starre Blicke. Nachdem sie einige hundert Schritte gegangen war, änderte Sonea ihre Meinung, was den Besuch auf dem Markt betraf. Stattdessen trat sie in ein Haus, vor dem ein Schild »hochwertige Kleidung und Änderungen« anbot.
»Ja?« Eine grauhaarige Frau öffnete die Tür, und als sie eine junge Magierin vor sich sah, stieß sie einen Laut der Überraschung aus. »Mylady! Was kann ich für Euch tun?«, fragte sie und verbeugte sich hastig.
Sonea lächelte. »Ich würde gern einen Umhang kaufen.«
»Kommt herein! Kommt herein!« Die Frau zog die Tür weit auf und verbeugte sich abermals, als Sonea an ihr vorbeiging. Sie führte sie in einen Raum, in dem an etlichen hohen Ständern Kleidungsstücke hingen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas habe, das Euren Ansprüchen genügt«, sagte die Frau entschuldigend, während sie mehrere Umhänge von den Ständern nahm. »Dieser hier hat einen Besatz aus Limek-Pelz um die Kapuze, und dieser hat einen perlenbestickten Saum.«
Sonea, die der Versuchung nicht widerstehen konnte, nahm die Umhänge in Augenschein. »Das ist wirklich gute Arbeit«, bemerkte sie und strich über den mit Perlen bestickten Umhang. »Allerdings bezweifle ich, dass dieser Pelz wirklich von einem Limek stammt. Limeks haben stärkeres Unterhaar.«
»Oje!«, rief die Frau und riss den Umhang wieder an sich.
»Aber das ist es ohnehin nicht, wonach ich suche«, fügte Sonea hinzu. »Ich brauche etwas Altes, das schon ein wenig abgetragen ist - nicht dass ich erwartet hätte, hier irgendetwas von schlechter Qualität zu finden. Hat eine Eurer Dienerinnen vielleicht einen Mantel, der so aussieht, als müsste man ihn eigentlich wegwerfen?«
Die Frau starrte Sonea überrascht an. »Ich weiß nicht …«, sagte sie zweifelnd.
»Warum fragt Ihr sie nicht schnell«, schlug Sonea vor, »während ich einige Eurer Waren bewundere.«
»Wenn es das ist, was Ihr wollt...« Ein Anflug von Neugier war jetzt in den Blick der Frau getreten. Sie verbeugte sich und verschwand im Haus, um den Namen einer Dienerin zu rufen.
Sonea trat vor die Kleiderständer hin und besah sich einige der Umhänge. Dann stieß sie einen sehnsüchtigen Seufzer aus. Da das Gesetz sie zwang, Roben zu tragen, würde sie solche Kleider wahrscheinlich niemals besitzen, obwohl sie sie sich jetzt hätte leisten können.
Als sie schnelle Schritte näher kommen hörte, drehte sie sich um. Die Näherin war, den Arm voller Kleidung, aus dem Flur zurückgekehrt. Eine bleiche, abgehetzte Dienerin folgte ihr. Als sie Sonea sah, weiteten sich die Augen der jungen Frau.
Sonea
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