Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
klopfte sie sich auf den Bauch. »Wir hoffen, dass es diesmal ein Mädchen wird.«
Während sie sich weiter unterhielten, stellte Sonea zu ihrer Erleichterung fest, dass die beiden ein wenig entspannter mit ihr umgingen. Sie aßen etwas von dem Brot, spielten mit dem Baby, als es erwachte, und sprachen über mögliche Namen für das nächste. Ranel erzählte Sonea von alten Freunden und Bekannten und von den Dingen, die sich in letzter Zeit in den Hüttenvierteln zugetragen hatten.
»Wir waren nicht in der Stadt, aber wir haben gehört, dass die Säuberung stattgefunden hat«, sagte Ranel seufzend. Er sah sie von der Seite an. »Warst du …?«, fragte er widerstrebend.
»Nein.« Sonea zog die Brauen zusammen. »Novizen sind nicht daran beteiligt. Ich... ich nehme an, es war dumm, aber ich dachte, nach dem, was letztes Jahr geschehen ist, würde es keine Säuberung mehr geben. Wenn ich meinen Abschluss habe, werde ich vielleicht…« Sie schüttelte den Kopf. Was werde ich tun? Es ihnen ausreden? Als würden sie auf ein Hüttenmädchen hören.
Sie seufzte. Sie war immer noch weit davon entfernt, den Menschen helfen zu können, zu denen sie sich früher einmal zugehörig gefühlt hatte. Der Gedanke, die Gilde davon abhalten zu können, weitere Säuberungen durchzuführen, erschien ihr mit einem Mal naiv und lächerlich, ebenso wie die Hoffnung, dass die Magier ihre Heilkünste den Bewohnern der Hüttenviertel zur Verfügung stellen könnten.
»Was haben wir denn sonst noch hier drin?«, sagte Jonna und nahm das Gemüse aus dem Korb. »Bleibst du zum Abendessen, Sonea?«
Sonea richtete sich erschrocken auf. »Wie spät ist es?« Als sie durch eins der hohen, schmalen Fenster blickte, sah sie, dass das Licht draußen sich golden gefärbt hatte. »Ich kann nicht mehr lange bleiben.«
»Sei vorsichtig, wenn du nach Hause gehst«, erwiderte Ranel. »Nicht dass du noch diesem Mörder in die Arme läufst, von dem im Moment alle reden.«
»Er dürfte Sonea wohl keine Schwierigkeiten bereiten«, sagte Jonna kichernd.
Sonea lächelte über die Zuversicht ihrer Tante. »Von welchem Mörder sprecht ihr?«
Ranel zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ich hätte gedacht, dass du darüber Bescheid weißt. Die ganze Stadt redet darüber.« Er schnitt eine Grimasse. »Es heißt, der Mörder gehöre nicht zu den Dieben - soweit ich weiß, suchen die Diebe sogar nach ihm. Aber bisher hatten sie kein Glück.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich lange vor den Dieben wird versteckt halten können«, meinte Sonea.
»Aber das geht nun schon seit Monaten so«, sagte Ranel. »Und einige behaupten, ähnliche Morde hätte es vor einem Jahr schon einmal gegeben und davor auch schon.«
»Weiß irgendjemand, wie der Mann aussieht?«
»Es sind lauter verschiedene Geschichten im Umlauf. Aber die meisten Leute sagen, er trüge einen Ring mit einem großen, roten Edelstein.« Ranel beugte sich vor. »Die seltsamste Geschichte habe ich von einem unserer Kunden gehört. Der Mann seiner Schwester, hat er mir erzählt, besitzt ein Gasthaus im Süden der Stadt. Dieser Mann hörte eines Nachts jemanden in einem der Zimmer schreien, und er ging nachsehen. Als er die Tür öffnete, sprang der Mörder aus dem Fenster. Aber statt drei Stockwerke tief zu Boden zu fallen, fiel er nach oben, als flöge er!«
Sonea zuckte die Achseln. Viele Menschen, die zweifelhaften Tätigkeiten nachgingen, benutzten die Wege über die Dächer der Hüttenviertel, die man auch die Hohe Straße nannte. Es war möglich, dass der Mann einen Haltegriff zu fassen bekommen hatte und auf das Dach hinaufgeklettert war.
»Aber das war es nicht, was die Geschichte so eigenartig machte«, fuhr Ranel fort. »Was dem Gastwirt einen solchen Schrecken eingejagt hat, war die Tatsache, dass der Mann in dem Zimmer tot war, aber die einzigen Verletzungen, die er aufwies, waren leichte Schnittwunden.«
Sonea runzelte die Stirn. Wenn das Opfer nur geringfügige Wunden davongetragen hatte, warum war es dann tot gewesen? Plötzlich gefror ihr das Blut in den Adern. Eine Erinnerung an Akkarin in dem unterirdischen Raum flackerte in ihr auf.
Takan ließ sich auf ein Knie sinken und streckte den Arm aus. In Akkarins Hand glitzerte ein Dolch. Er fuhr mit der Klinge über die Haut des Dieners und legte ihm dann seine Hand auf die Wunde ...
»Sonea. Hörst du mir überhaupt zu?«
Sie blinzelte. »Ja. Mir ist nur etwas eingefallen. Ein Erlebnis, das ich vor langer Zeit hatte. Es
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