Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
meiner Blumen zu viel«, sagte Derril bedauernd, nachdem er den Administrator begrüßt hatte. »Meine Gan-Gan-Büsche werden die Hitze wohl nicht überleben. Ich werde mir aus den Bergen von Lan neue schicken lassen müssen.«
»Ihr solltet sie rausziehen lassen, bevor die Wurzeln verderben«, meinte Lorlen. »Gemahlene Gan-Gan-Wurzeln haben erstaunliche antiseptische Eigenschaften, und wenn man sie zu einem Becher Sumi gibt, sind sie ein gutes Mittel gegen Verdauungsstörungen.«
Derril kicherte. »Ihr habt Eure Ausbildung in der Heilkunst noch nicht vergessen, wie?«
»Nein.« Lorlen lächelte. »Ich mag zwar langsam zu einem schrulligen alten Administrator werden, aber ich habe die Absicht, gesund zu bleiben. Zu irgendetwas müssen all meine medizinischen Kenntnisse schließlich gut sein.«
»Hm.« Derrils Augen wurden schmal. »Ich wünschte, die Garde hätte jemanden mit Euren Kenntnissen in ihren Reihen. Barran hat es wieder mit einem neuen Rätsel zu tun.«
»Noch ein Mord?«
»Ja und nein«, seufzte Derril. »Sie glauben, diesmal handele es sich um einen Selbstmord. Zumindest sieht es danach aus.«
»Vermutet Barran, dass jemand eben diesen Eindruck erwecken wollte?«
»Möglicherweise.« Derril zog eine Augenbraue in die Höhe. »Barran ist zum Essen gekommen. Wie wäre es, wenn wir ihn bitten würden, Euch mehr darüber zu erzählen?«
Lorlen nickte und folgte dem alten Mann ins Haus. Sie kamen in einen großen Empfangsraum, dessen Fenster mit bunt bemalten Papierblenden bedeckt waren. In einem der luxuriösen Sessel saß ein junger Mann von Mitte zwanzig. Seine breiten Schultern und die leicht gebogene Nase erinnerten Lorlen sofort an den Bruder des Mannes, Walin.
Barran blickte zum Administrator auf, dann erhob er sich hastig und verbeugte sich. »Seid mir gegrüßt, Administrator Lorlen«, sagte er. »Wie geht es Euch?«
»Danke der Nachfrage«, erwiderte Lorlen.
»Barran«, sagte Derril, während er Lorlen bedeutete, Platz zu nehmen. »Der Administrator interessiert sich für diesen Selbstmord, den du untersuchst. Kannst du ihm Näheres darüber erzählen?«
Barran zuckte die Achseln. »Es ist kein Geheimnis - nur ein Rätsel.« Er sah Lorlen beunruhigt an. »Eine Frau hat einem Wachposten in ihrer Straße Meldung gemacht, dass sie ihre Nachbarin tot aufgefunden habe. Der Wachposten ist der Sache nachgegangen, und es hat sich herausgestellt, dass die Frau sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte.« Barran hielt kurz inne. »Das Rätsel besteht darin, dass sie nicht allzu viel Blut verloren hatte und noch warm war. Tatsächlich waren ihre Wunden nicht besonders tief. Sie hätte eigentlich nicht sterben dürfen.«
Lorlen dachte darüber nach. »Die Klinge könnte vergiftet gewesen sein.«
»Diese Möglichkeit haben wir in Betracht gezogen, aber wenn das tatsächlich der Fall war, muss es ein Gift gewesen sein, von dem wir noch nie gehört haben. Alle Gifte hinterlassen Spuren, selbst wenn die Schäden sich nur in den inneren Organen zeigen. Wir haben keine Waffe gefunden, an der sich vielleicht noch Überreste befunden hätten, und das allein ist seltsam. Wenn jemand sich die Pulsadern aufschneidet, findet man das Werkzeug, das er zu diesem Zweck benutzt hat, im Allgemeinen ganz in der Nähe. Wir haben das Haus durchsucht und nichts gefunden als einige Küchenmesser, die sauber an Ort und Stelle lagen. Und erwürgt wurde die Frau auch nicht, soweit wir feststellen konnten. Aber es gibt noch andere Einzelheiten, die meinen Verdacht erregt haben. Ich habe Fußabdrücke gefunden, die weder von den Dienern noch von Freunden oder Verwandten stammen können. Die Schuhe des Eindringlings waren alt und von seltsamer Form, so dass sie unverkennbare Spuren hinterlassen haben. In dem Raum, in dem die Frau gefunden wurde, war das Fenster nicht ganz geschlossen. Darüber hinaus habe ich Fingerabdrücke und Flecken auf dem Fenstersims gefunden, die wie getrocknetes Blut aussahen, deshalb habe ich noch einmal einen Blick auf die Leiche geworfen - und dabei die gleichen Fingerabdrücke auf ihren Handgelenken entdeckt.«
»Ihre eigenen?«
»Nein, die Fingerabdrücke waren sehr groß. Sie müssen von einem Mann stammen.«
»Vielleicht hat jemand versucht, die Blutung zu stillen, und ist dann durch das Fenster geflüchtet, als er jemanden näher kommen hörte?«
»Möglicherweise. Aber das Fenster liegt im zweiten Stock, und die Mauer ist so glatt, dass man kaum daran hinunterklettern könnte. Ich glaube,
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