Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
Teil von Vindo geerntet wurden, die eigens zu diesem Zweck jedes Jahr nach Elyne kamen.
Als die letzten Sonnenstrahlen sich langsam orange färbten und die Kutsche sich immer weiter von der Stadt entfernte, wuchs in Dannyl eine gewisse Unruhe. Hatte der Fahrer seine Anweisungen falsch verstanden? Er wollte gerade an das Dach der Kutsche klopfen, als der Wagen um den Fuß eines Hügels herumfuhr.
Das dunkle Band der Straße führte in einer Kurve auf eine hohe Felswand zu. Im Licht der untergehenden Sonne leuchtete der gelbe Stein, als brenne in seinem Inneren ein Feuer. Dunkle Schatten von Fenstern, Simsen und Bogen gliederten die Fassade, die er aus Bildern bereits kannte.
»Die Große Bibliothek«, murmelte Dannyl voller Staunen.
In den Felsen war ein riesiger Eingang gehauen worden, in dem sich ein Tor aus massivem Holz befand. Als die Kutsche näher heranfuhr, erkannte Dannyl, dass ein kleines dunkles Viereck an der Unterkante in Wirklichkeit eine mannshohe Tür in dem riesigen Tor war. Daneben stand jemand und wartete.
Dannyl lächelte, als er die bunte Kleidung des Mannes sah. Während die Kutsche den Abstand zur Bibliothek langsam verringerte, klopfte er ungeduldig mit den Fingern an den Fensterrahmen. Als der Wagen sein Ziel endlich erreicht hatte, kam Tayend herbeigeeilt, um ihm den Kutschenschlag zu öffnen.
»Willkommen in der Großen Bibliothek, Botschafter Dannyl«, erklärte er mit einer eleganten Verbeugung.
Dannyl blickte sich mit weit aufgerissenen Augen um. »Ich erinnere mich, dass ich als Novize in Büchern Bilder der Bibliothek gesehen habe. Aber die Wirklichkeit übertrifft diese Bilder bei weitem. Wie alt ist das Gebäude?«
»Älter als die Gilde«, erwiderte Tayend ein wenig selbstgefällig. »Etwa acht oder neun Jahrhunderte nach unserer Schätzung. Einige Teile sind noch älter, und das Beste steht Euch noch bevor - also folgt mir, Mylord.«
Sie traten durch die kleine Tür, die Tayend hinter ihnen verriegelte, dann kamen sie in einen langen Korridor mit gewölbter Decke. Hier herrschte vollkommene Dunkelheit, aber bevor Dannyl eine Lichtkugel schaffen konnte, führte Tayend ihn zu einer steilen, von Fackeln beschienenen Treppe.
Oben angekommen, fand Dannyl sich in einem langgestreckten, schmalen Raum wieder. An der einen Seite befanden sich die Fenster, die er von der Kutsche aus gesehen hatte. Sie waren riesig und durch eiserne Gitter weiter unterteilt, so dass die darin eingesetzten Scheiben nicht übermäßig groß zu sein brauchten. Auf der den Fenstern gegenüberliegenden Wand zeichnete die Sonne das Muster der eisernen Fensterkreuze. Überall standen Sessel in Dreier- oder Vierergruppen beieinander, und neben dem nächststehenden wartete ein älterer Mann.
»Guten Abend, Botschafter Dannyl.« Der Mann verneigte sich mit der vorsichtigen Steifheit sehr alter Menschen. »Ich bin Irand, der Bibliothekar.«
Irand hatte eine tiefe, überraschend kräftige Stimme, die gut zu der unmenschlichen Größe der Bibliothek passte. Auf seinem Schädel sprossen kurze, dünne weiße Haare, und er trug ein schlichtes Hemd und Hosen, die aus einem staubgrauen Stoff geschneidert waren.
»Guten Abend, Bibliothekar Irand«, erwiderte Dannyl.
Ein Lächeln legte sich über die Züge des Bibliothekars. »Administrator Lorlen hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Ihr hier eine Aufgabe für ihn zu erledigen hättet. Er sagte, Ihr würdet all die Quellen sehen wollen, die der Hohe Lord während seiner Nachforschungen studiert hat.«
»Wisst Ihr denn, welche Quellen das waren?«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Nein, aber Tayend kann sich an einige davon erinnern. Er war Akkarins Assistent und hat sich bereitgefunden, Euch bei Eurer Suche zur Seite zu stehen.« Der alte Mann nickte dem Gelehrten zu. »Ihr werdet seine Kenntnisse alter Sprachen gewiss recht nützlich finden. Außerdem wird er für Euch etwas zu essen und zu trinken kommen lassen, falls Ihr dies wünschen solltet.« Tayend nickte eifrig, und der alte Mann lächelte.
»Vielen Dank«, erwiderte Dannyl.
»Nun denn, ich will Euch nicht aufhalten.« Irands Augen leuchteten kurz auf. »Die Bibliothek erwartet Euch.«
»Hier entlang, Mylord«, sagte Tayend und ging zurück zur Treppe.
Dannyl folgte dem Gelehrten abermals durch den dunklen Flur. Auf einem Regal an der Seite standen einige Lampen, und Tayend machte Anstalten, nach einer zu greifen.
»Macht Euch keine Mühe«, sagte Dannyl. Er konzentrierte sich kurz, dann
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