Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
zusammensaß, hatte Rothen ohne Unterlass geredet. Noch nie zuvor hatte Dannyl Rothen so lebhaft über einen potenziellen Novizen sprechen hören - obwohl Dannyl insgeheim hoffte, dass sein Freund genauso begeistert darüber gewesen war, seine Ausbildung überwachen zu dürfen.
»Du bist so ein Optimist, Rothen. Du hast sie kaum kennen gelernt, und schon redest du, als würde sie einmal die Zierde der Universität sein.«
Er musste sich ein Grinsen verkneifen, als sein Freund sofort in Abwehrhaltung ging.
»Tue ich das?«, erwiderte Rothen. »Wenn es mir an Begeisterung für diese Dinge fehlte, hätte ich dann im Laufe der Jahre so viele Erfolge bei meinen Novizen erzielt? Wenn man sie aufgibt, haben sie keinen Grund, sich anzustrengen.«
Dannyl nickte. Er selbst war nicht gerade der willigste Novize gewesen, und als Rothen sich bemüht hatte, seinen Geist auf etwas anderes zu richten als auf die Streitereien mit Fergun und seinen Mitstudenten, hatte er sich zu Anfang mit großer Entschlossenheit dagegen gewehrt. Und obwohl Dannyl alles darangesetzt hatte, Rothen zu beweisen, dass er sich in ihm irrte, hatte sein Lehrer ihn niemals aufgegeben.
»Hast du ihr erzählt, dass wir nicht die Absicht haben, ihr zu schaden?«, fragte Ezrille.
»Ich habe mit ihr über den Tod des Jungen gesprochen und ihr erklärt, dass wir ihr beibringen wollen, wie sie ihre Kräfte kontrollieren kann. Ob sie mir glaubt oder nicht...« Er hob die Schultern.
»Hast du ihr gesagt, dass sie der Gilde beitreten kann?«
Rothen zog eine Grimasse. »Ich habe das Gespräch mit Absicht nicht in diese Bahnen gelenkt. Sie hat nicht allzu viel für uns übrig. Sie macht uns zwar nicht direkt für die Armut des Hüttenvolks verantwortlich, aber sie findet, dass wir etwas dagegen unternehmen sollten.« Er runzelte die Stirn. »Sie sagt, sie habe uns niemals etwas Gutes tun sehen, was vermutlich der Wahrheit entspricht. Der größte Teil der Arbeit, die wir für die Stadt tun, ist weder für sie noch für den Rest der Hüttenleute von Nutzen. Und dann ist da noch die Säuberung.«
»In dem Fall ist es keine große Überraschung, dass sie die Gilde nicht mag«, bemerkte Ezrille. Sie beugte sich vor. »Aber wie ist sie denn so?«
Rothen überlegte. »Still, aber trotzig. Sie hat offensichtlich Angst, aber ich glaube nicht, dass wir Tränen bei ihr sehen werden. Sie begreift, dass sie die Beherrschung ihrer Kräfte erlernen muss, dessen bin ich mir sicher. Und darum glaube ich auch nicht, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon mit Fluchtversuchen ihrerseits rechnen müssen.«
»Und wenn sie die Kontrolle ihrer Kräfte gelernt haben wird?«, fragte Yaldin.
»Ich hoffe, dass wir sie bis dahin davon überzeugt haben, wie sinnvoll es für sie wäre, der Gilde beizutreten.«
»Was ist, wenn sie sich weigert?«
Rothen holte tief Luft und seufzte. »Ich bin mir nicht sicher, was dann geschehen wird. Wir können niemanden zwingen, sich uns anzuschließen, aber das Gesetz verbietet uns, Magier außerhalb der Gilde zuzulassen. Wenn sie sich weigert, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als ihre Kräfte zu blockieren.«
Ezrilles Augen weiteten sich. »Ihre Kräfte blockieren? Ist das schlecht?«
»Nein. Es ist... nun, für die meisten Magier wäre es etwas sehr Unangenehmes, weil sie daran gewöhnt sind, magische Kräfte zur Verfügung zu haben. In Soneas Fall haben wir es mit jemandem zu tun, der bisher nie Magie benutzt hat - jedenfalls nicht in einer nützlichen Form.« Er zuckte die Achseln. »Sie wird sie nicht so sehr vermissen.«
»Was glaubst du, wie lange es dauern wird, sie Kontrolle zu lehren?«, fragte Yaldin. »Mir ist ein wenig unbehaglich zumute bei dem Gedanken, dass nur wenige Türen weiter eine Magierin lebt, die ihre Kraft nicht kontrollieren kann.«
»Es wird einige Zeit dauern, bis ich ihr Vertrauen gewonnen habe«, erwiderte Rothen. »Vielleicht mehrere Wochen.«
»Unmöglich!«, entfuhr es Yaldin. »Es dauert niemals länger als zwei Wochen, selbst bei den schwierigsten Novizen.«
»Sie ist kein verwöhntes oder nervöses Kind aus den Häusern.«
»Da hast du wahrscheinlich Recht.« Yaldin schüttelte den Kopf. »Am Ende der Woche werde ich vermutlich nur noch ein Nervenbündel sein.«
Rothen lächelte und führte seinen Becher an die Lippen. »Ja, aber je länger sie braucht, umso mehr Zeit habe ich, sie zum Bleiben zu bewegen.«
Sonea saß auf dem Bett, spähte durch eine schmale Lücke in der Fensterblende in die
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