Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Gärten hinaus und spielte mit einer zierlichen Haarnadel. Draußen war es dunkel, und der Mond war bereits aufgegangen. Der Schnee, der die Wege säumte, verströmte einen sanften Schimmer im Licht der Nacht.
Eine Stunde zuvor hatte abermals der Gong geläutet. Während Magier und Novizen zu ihren Quartieren zurückgeeilt waren, hatte Sonea nur dagesessen und abgewartet. Jetzt war alles still, abgesehen von dem einen oder anderen Dienstboten, der draußen vorbeilief.
Schließlich erhob sie sich, schlich sich zur Tür hinüber und legte ein Ohr an das Holz. Obwohl sie lauschte, bis ihr der Hals wehtat, konnte sie keinerlei Geräusche aus dem Raum auf der anderen Seite hören.
Sie betrachtete den Türknauf. Er war glatt und aus poliertem Holz. In den Griff selbst waren Stücke aus dunklerem Holz eingelassen, die das Symbol der Gilde formten. Sonea zeichnete das Muster nach und staunte über die Mühe und Geschicklichkeit, die irgendjemand auf einen bloßen Türknauf verwandt hatte.
Langsam begann sie, den Knauf zu drehen. Er ließ sich nur wenig bewegen, bevor er sich verkeilte. Vorsichtig zog sie die Tür zu sich heran, aber der Riegel saß immer noch fest.
Was sie nicht daran hindern konnte, ihre Bemühungen fortzusetzen. Sie drehte den Knauf in die andere Richtung. Und wieder ließ er sich nur ein klein wenig bewegen, bevor er festklemmte. Sie zog an der Tür, aber ohne Erfolg.
Schließlich bückte sie sich und hob die Hand, um die Haarnadel ins Schloss zu schieben, stutzte dann jedoch. Es gab kein Schlüsselloch.
Seufzend ließ Sonea sich in die Hocke nieder. Wenn Rothen den Raum verließ, hatte sie kein einziges Mal das Geräusch eines Schlüssels vernommen, der im Schloss gedreht wurde, und schon früher war ihr aufgefallen, dass auf der anderen Seite der Tür keine Riegel angebracht waren. Die Tür wurde durch Magie versperrt.
Nicht dass sie irgendwo hätte hingehen können. Sie musste hier bleiben, bis sie gelernt hatte, ihre Magie zu kontrollieren.
Aber sie musste ihre Grenzen erkunden. Wenn sie nicht nach möglichen Fluchtwegen Ausschau hielt, würde sie vielleicht niemals welche finden.
Sie erhob sich und trat an den Tisch neben dem Bett. Das Buch der Lieder lag noch immer dort. Sie nahm es zur Hand und schlug es auf der ersten Seite auf. Darauf stand in schöner, gleichmäßiger Handschrift etwas geschrieben. Sonea ging zu dem Tisch hinüber und entzündete die Kerzen, die Rothen ihr dagelassen hatte.
»Für meinen geliebten Rothen zur Geburt unseres Sohnes. Yilara.«
Sonea schürzte die Lippen. Also war er verheiratet und hatte mindestens ein Kind. Sie fragte sich, wo seine Familie sein mochte. In Anbetracht von Rothens Alter war sein Sohn wahrscheinlich inzwischen ein erwachsener Mann.
Er schien ein anständiger Kerl zu sein. Sie hatte sich immer für eine gute Menschenkennerin gehalten - etwas, das sie von ihrer Tante gelernt hatte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Rothen gütig und wohlmeinend war. Aber das bedeutete nicht, dass sie ihm vertrauen konnte, rief sie sich ins Gedächtnis. Er war trotzdem ein Magier und musste den Geboten der Gilde folgen, worin sie auch bestehen mochten.
Plötzlich erklang von draußen ein schwaches, schrilles Lachen, das Soneas Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster lenkte. Sie schob die Papierblende beiseite und beobachtete zwei Magier, die durch den Garten schritten. Die grünen Roben unter ihren Umhängen leuchteten im Schein des unsteten Lichts. Zwei Kinder liefen vor ihnen her und bewarfen einander mit Schnee.
Vor allem die Frau war es, die Sonea interessierte. Bei den Säuberungen hatte sie niemals weibliche Magier gesehen. War es ihr eigener Entschluss, nicht an dieser Maßnahme teilzunehmen, oder gab es eine Regel, die es ihnen untersagte?
Sie schürzte die Lippen. Jonna hatte ihr erzählt, dass die Töchter reicher Familien genauestens beobachtet wurden, bis sie den Mann heirateten, den ihre Väter für sie ausgewählt hatten. In den Häusern durften die Frauen keine wichtigen Entscheidungen treffen.
In den Hütten dagegen gab es keine arrangierten Ehen. Obwohl die Frauen natürlich versuchten, einen Mann zu finden, der eine Familie ernähren konnte, heirateten sie im Allgemeinen aus Liebe. Während Jonna dieses Vorgehen für das bessere hielt, hatte Sonea sich eine eher zynische Sicht der Dinge zu Eigen gemacht. Ihr war aufgefallen, dass Frauen, wenn sie verliebt waren, vieles in Kauf nahmen. Aber die Liebe pflegte irgendwann zu verblassen. Besser,
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