Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Geschichte wieder und wieder neu erzählt.«
»Wir besitzen Bücher, die zu Lebzeiten dieser Magier geschrieben wurden«, erinnerte Rothen ihn. »Es gibt sogar Tagebücher von ihnen. Warum sollten sie ihre eigenen Fähigkeiten übertreiben?«
»Ja wirklich, warum?«, erwiderte Dannyl trocken.
Schließlich drehte Rothen sich um und führte sie auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen waren.
»Ich glaube, dass jene ersten Magier wirklich mächtiger waren«, bemerkte Rothen. »Und dass wir seither schwächer geworden sind.«
Dannyl schüttelte den Kopf, dann wandte er sich an Sonea. »Was meinst du dazu?«
Sie blinzelte überrascht. »Ich weiß es nicht. Vielleicht hatten sie irgendeine Möglichkeit, ihre Magie zu verstärken.«
Dannyl schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Möglichkeit, die Stärke eines Magiers zu vergrößern. Was er bei seiner Geburt hatte, damit muss er zeitlebens zurechtkommen.«
Sie erreichten die gepflasterte Straße und setzten ihren Weg fort. Inzwischen war es vollends dunkel geworden, und aus den Fenstern der Häuser entlang der Straße leuchtete ihnen Licht entgegen. Als sie an einer niedergebrannten Ruine vorbeikamen, fröstelte Sonea plötzlich. War dieses Haus vielleicht zerstört worden, als sein Bewohner starb?
Schweigend gingen sie weiter die Straße hinunter. Als sie zu dem Fußweg kamen, schickte Rothen sein schwebendes Licht voraus, so dass sie besser sehen konnten.
Als das Magierquartier in Sicht kam, dachte Sonea an all die Magier, die dort lebten und die alle, selbst im Schlaf, ihre Kräfte unter Kontrolle hielten. Vielleicht hatten jene frühen Stadtplaner einen anderen Grund gehabt, warum sie den Magiern ein ganzes Stadtviertel zur Verfügung gestellt hatten.
»Ich glaube, mehr Bewegung brauche ich für heute Abend nicht«, sagte Rothen plötzlich. »Und es ist auch gleich Zeit zum Essen. Möchtest du dich zu uns gesellen, Dannyl?«
»Natürlich«, antwortete der hochgewachsene Magier. »Mit Freuden.«
25. Neue Pläne
D ie Sonne hing über den fernen Türmen des Palastes wie eine riesige Magierkugel und tauchte die Gärten in orangefarbenes Licht.
Sonea ging schweigend neben Rothen her. In sich gekehrt. Rothen wusste, dass sie die Absicht hinter diesem Ausflug erraten hatte und sich innerlich gegen die neuen Eindrücke sperrte, so dass nichts von alledem sie in Versuchung führen konnte, in der Gilde zu bleiben.
Er lächelte. Sie mochte fest entschlossen sein, nichts an sich heranzulassen, aber Rothen hatte die Absicht, ihr so viel wie möglich von der Gilde zu zeigen. Sie musste sehen, was sie zurückwies.
Rothen, den ihre unverrückbare Entschlossenheit, fortzugehen, ehrlich überraschte, hatte in den vergangenen Tagen häufig über sein eigenes Leben nachgedacht. Wie alle Kinder der Häuser hatte man ihn, als er etwa zehn Jahre alt gewesen war, auf magische Fähigkeiten getestet. Man hatte ihm gesagt, er sei etwas Besonderes und könne sich glücklich schätzen. Von jenem Tag an hatte er sich darauf gefreut, der Gilde beizutreten.
Für Sonea war es niemals denkbar gewesen, Magierin zu werden. Man hatte sie gelehrt, die Magier als Feinde zu betrachten, denen man die Schuld an allem Unheil gab. Angesichts ihrer Erziehung war es klar, warum sie sich nicht der Gilde anschließen wollte: Für sie wäre es ein Verrat an den Menschen, mit denen sie aufgewachsen war.
Aber so musste es nicht sein. Wenn es ihm gelang, sie davon zu überzeugen, dass sie am Ende ihre Kräfte würde nutzen können, um den Hüttenleuten zu helfen, würde sie sich vielleicht doch zum Bleiben bewegen lassen.
Hinter dem Universitätsgebäude bog Rothen nach rechts ab. Als der Gong erklang, der das Ende der Unterrichtsstunden anzeigte, hatten sie bereits die Gärten erreicht. Rothen wusste natürlich, dass die Novizen gleich darauf aus der Universität stürzen und in ihre Quartiere zurückeilen würden, und hatte daher einen längeren, aber stilleren Weg zum Heilerquartier gewählt.
Er freute sich auf diesen Ausflug. Das Heilen war die nobelste der Magierkünste und die einzige Art von Magie, die Sonea anzuerkennen schien. Die Kriegerkünste würden sie wohl kaum beeindrucken, deshalb hatte Rothen ihr diesen Teil der Ausbildung zuerst gezeigt. Die Demonstration hatte sie jedoch mehr beunruhigt, als er erwartet hatte. Obwohl der Lehrer die Regeln erklärt und verdeutlicht hatte, auf welche Weise man sich in der Arena schützen konnte, war Sonea sichtlich zurückgeprallt, als die
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