Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
sollten wir besser nicht hineingehen.«
Sonea wirkte erheitert. »Ich werde schon zurechtkommen.«
Achselzuckend deutete Rothen auf die Tür. Als sie hindurchtrat, sah sie, dass der Raum genauso eingerichtet war wie das erste Behandlungszimmer. Auf dem Bett lag ein Junge von etwa acht Jahren. Sein Gesicht war weiß, und seine Augen waren gerötet vom Weinen. Der Heiler, der Indria um Hilfe gebeten hatte, war ein junger Mann in grünen Roben, Lord Darlen, der soeben behutsam einen blutgetränkten Verband von der Hand des Jungen abnahm. Ein junger Mann und eine junge Frau saßen auf zwei Holzstühlen und verfolgten die Prozedur mit unverkennbarer Sorge.
»Stellt euch bitte dorthin«, wies Indria sie an. Ihre Stimme wirkte plötzlich verändert und strenger als zuvor. Rothen trat in eine Ecke des Raums, und Sonea folgte ihm. Darlen sah sie nur kurz an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Jungen zuwandte.
»Tut es noch weh?«
Der Junge schüttelte Kopf.
Rothen blickte zu den jungen Eltern hinüber. Obwohl sie sich offenkundig in aller Eile angezogen hatten, wirkten ihre Kleider luxuriös. Der Mann trug einen modischen langen Mantel und die Frau einen schlichten, schwarzen Umhang mit einer pelzbesetzten Kapuze.
Sonea, die neben ihm stand, keuchte leise. Lord Darlen hatte soeben die letzten Verbände abgenommen. Zwei tiefe Schnitte durchzogen die Handfläche des Jungen, und Blut tropfte aus den Wunden.
Darlen krempelte den Ärmel des Jungen hoch und umfasste mit festem Griff den Arm. Der Blutstrom versiegte, und der Heiler sah zu den Eltern hinüber.
»Wie ist das passiert?«
Der Mann errötete und senkte den Blick zu Boden. »Er hat mit meinem Schwert gespielt. Ich habe es ihm verboten, aber er...« Der junge Vater schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf.
»Hm.« Darlen drehte die Hand des Jungen ein wenig. »Die Wunden müssten eigentlich gut heilen, obwohl er für den Rest seines Lebens Narben als Andenken zurückbehalten wird.«
Die Frau schluchzte leise auf, dann brach sie in Tränen aus. Ihr Mann legte ihr den Arm um die Schultern und sah den Heiler erwartungsvoll an.
Darlen wandte sich zu Indria um. Sie nickte und ging zu den Regalen hinüber. Aus einer der Schubladen dort nahm sie einige weiße Tücher, eine Schale und eine große Flasche mit Wasser. Dann kehrte sie zu dem Bett des Jungen zurück und wusch ihm vorsichtig die Hand. Als die Wunde gesäubert war, legte der Heiler behutsam eine Hand auf die des Jungen und schloss die Augen.
Stille folgte. Obwohl die Mutter weiter leise schluchzte, wirkten jetzt alle Geräusche gedämpft. Der Junge wurde unruhig, aber Indria beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Pst. Du darfst ihn nicht in seiner Konzentration stören.«
»Aber es juckt«, protestierte er.
»Das hört gleich auf.«
Rothen bemerkte eine Bewegung neben sich und sah, dass Sonea sich die Hand rieb. Darlen holte tief Luft und schlug die Augen auf. Dann strich er mit den Fingern über die Verletzungen des Jungen. Statt der tiefen Wunden durchzogen jetzt nur noch feine, rote Linien die Handfläche des Jungen. Darlen blickte den Kleinen lächelnd an.
»Deine Hand ist jetzt geheilt. Ich möchte, dass du sie jeden Tag neu verbindest. Und du darfst sie mindestens zwei Wochen lang nicht benutzen. Du möchtest doch nicht, dass meine ganze Arbeit umsonst war, oder?«
Der Junge schüttelte den Kopf. Dann hob er die Hand und fuhr mit dem Finger die Narben nach. Darlen klopfte ihm auf die Schulter.
»Nach zwei Wochen kannst du anfangen, sie vorsichtig wieder zu bewegen.« Er wandte sich zu den Eltern um. »Es dürfte kein dauerhafter Schaden zurückbleiben. Er wird schon bald wieder alles tun können, was er zuvor getan hat, einschließlich des Spiels mit dem Schwert seines Vaters.« Er beugte sich vor und stieß dem Jungen sachte einen Finger gegen die Brust. »Aber nicht bevor er erwachsen ist.«
Der Junge grinste. Darlen half ihm beim Aufstehen und beobachtete lächelnd, wie der Junge zu seinen Eltern hinüberlief und sich in die Arme schließen ließ.
Der Vater blickte mit feuchten Augen zu Darlen auf und öffnete den Mund, um zu sprechen. Der Heiler hob die Hand, um ihm Schweigen zu gebieten, dann nickte er Indria zu.
Indria bedeutete Rothen und Sonea, ihr zu folgen, und sie verließen den Raum. Als sie wieder im Korridor standen, konnte Rothen die Stimme des Vaters hören, der sich bei Darlen bedankte.
»Sieht einfach aus, nicht wahr?« Indria verzog das
Weitere Kostenlose Bücher