Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Eingeweide aufschlitzte. Einen Moment lang konnte er nicht denken, dann begann sein Verstand hastig zu arbeiten.
Dies war eine weitere Prüfung. Faren wollte lediglich herausfinden, wie weit er seinen neuen Mann drängen konnte.
Was sollte er tun? Cery hatte keine Ahnung, was geschehen würde, wenn er sich weigerte. Und er wollte sich weigern. Unbedingt. Die Erkenntnis war gleichermaßen eine Erleichterung wie eine Beunruhigung für ihn. Dass er nicht töten wollte, bedeutete nicht, dass er nicht dazu imstande wäre... Aber als er sich vorstellte, er müsse die Straße überqueren und sein Messer in die lebenswichtigen Organe eines Menschen bohren, konnte er sich mit einem Mal nicht mehr bewegen.
»Warum?« Noch während er sprach, wusste er, dass er in einer Prüfung bereits gescheitert war.
»Weil ich ihn tot sehen möchte«, antwortete Faren.
»W-warum willst du ihn tot sehen?«
»Muss ich mich dafür rechtfertigen?«
Cery nahm seinen ganzen Mut zusammen. Mal sehen, wie weit ich gehen darf. »Ja.«
Faren stieß einen Laut der Erheiterung aus. »Also schön. Der Mann, mit dem du das Geschäft gemacht hast, heißt Verran. Er arbeitet von Zeit zu Zeit für einen anderen Dieb, aber bisweilen benutzt er die Dinge, die er bei dieser Arbeit erfährt, um nebenbei ein wenig Geld zu machen. Bis vor einigen Tagen hat der Dieb dieses Verhalten geduldet - bis Verran unaufgefordert in ein bestimmtes Haus eingedrungen ist. In das Haus eines reichen Kaufmanns, mit dem der Dieb ein Abkommen hat. Als Verran in das Haus eindrang, hielten sich die Tochter des Kaufmanns und einige Dienstboten dort auf.« Faren hielt inne, dann stieß er ein wütendes Zischen aus. »Der Dieb hat mir das Recht gegeben, Verran zu bestrafen. Selbst wenn das Mädchen überlebt hätte, wäre Verran jetzt ein toter Mann.« Faren richtete seine gelben Augen auf Cery. »Du wirst dich natürlich fragen, ob ich mir diese Geschichte nicht nur ausgedacht habe. Du musst dich entscheiden, ob du mir vertrauen willst oder nicht.«
Cery nickte, dann sah er zu dem Bordell hinüber. Wann immer er eine Entscheidung treffen musste, ohne sich sicher zu sein, dass er die Wahrheit kannte, verließ er sich auf seinen Instinkt. Und was sagte dieser Instinkt ihm jetzt?
Er dachte an den kalten, wilden Ausdruck in den Augen des Mannes und an die Furcht im Gesicht des dicken Mädchens. Ja, dieser Mann war fähig, Böses zu tun. Dann dachte er an die anderen Huren, an die Anspannung, die in der Luft gelegen hatte, an den Mangel an Kunden. Die beiden einzigen Männer in dem Lokal hatten mit dem Besitzer geredet. Waren die beiden Verrans Freunde? Irgendetwas ging in diesem Haus vor.
Und Faren? Cery erwog noch einmal alles, was er über den Mann in Erfahrung gebracht hatte. Er ahnte, dass der Dieb, wenn man ihn dazu trieb, gnadenlos sein konnte, aber in allen anderen Dingen hatte Faren sich stets gerecht und ehrlich gezeigt. Und als er von Verrans Verbrechen berichtet hatte, hatte unverhohlener Zorn in seiner Stimme gelegen.
»Ich habe noch nie zuvor einen Menschen getötet«, gestand Cery.
»Ich weiß.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich es tun kann.«
»Du würdest es tun, wenn jemand Sonea bedrohte. Hab ich Recht?«
»Ja, aber dies hier ist etwas anderes.«
»Wirklich?«
Cery betrachtete den Dieb mit schmalen Augen.
Faren seufzte. »Nein, das war nicht ehrlich. So arbeite ich nicht. Ich stelle dich auf die Probe. Aber das weißt du sicher. Du brauchst diesen Mann nicht zu töten. Es kommt mir mehr darauf an, dass du lernst, mir zu vertrauen, und dass ich herausfinde, wo deine Grenzen liegen.«
Cerys Herz setzte einen Schlag aus. Er hatte mit Prüfungen gerechnet. Aber Faren hatte ihm so viele verschiedene Aufgaben gestellt, dass Cery sich zu fragen begann, wonach der Dieb eigentlich suchte. Hatte er etwas Bestimmtes mit ihm im Sinn?
Vielleicht war dies eine Prüfung, der er Cery später noch einmal unterziehen würde, wenn er älter war. Wenn er außerstande oder nicht willens war, zu töten, würde er vielleicht sich selbst oder andere in Gefahr bringen, falls er tatsächlich einmal zu etwas Derartigem gezwungen wäre. Und falls diese andere Sonea wäre …
Plötzlich fiel alles Zögern und alle Unentschlossenheit von ihm ab.
Faren blickte seufzend zu dem Bordell hinüber. »Ich möchte diesen Mann wirklich tot sehen. Ich würde es selbst tun, nur... Ah, es spielt keine Rolle. Wir werden ihn irgendwann wiederfinden.« Er drehte sich um und ging einige
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